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Branchen | Japan | Robotik, Automation

Serviceroboter übernehmen mehr Aufgaben

Japan will den Einsatz von Robotern in Dienstleistungsbranchen ausbauen. Technologische Fortschritte haben deren Alltagstauglichkeit deutlich erhöht.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Das Inselreich setzt verstärkt auf Serviceroboter. Durch seine demografische Entwicklung mit einem steigenden Anteil älterer Menschen, geringer Geburtenrate und schrumpfender Arbeitskräfteverfügbarkeit wächst der Bedarf, Dienstleistungen von Robotern durchführen zu lassen. Die Coronapandemie hat der Verbreitung von Servicerobotern einen zusätzlichen Schub gegeben.

Roboter sind Coronaprofiteure

Roboter werden immer öfter eingesetzt, um den direkten Kontakt zwischen Menschen oder von Menschen mit Objekten zu vermeiden. Teilweise vollautomatisiert, teilweise über Avatare gelenkt, hat in Japan beispielsweise der Einsatz von Reinigungsrobotern zugenommen. Mittels Sprays oder Ultraviolettlicht sterilisieren sie Oberflächen. Um die verschiedenen Roboter-Einsatzmöglichkeiten gegen die Covid-10-Verbreitung aufzuzeigen, hat die Japan Robot Association (JARA) im Dezember 2020 eine Befragung bei ihren Mitgliedsunternehmen durchgeführt.

Laut einer Untersuchung des Marktforschers Deloitte Tohmatsu MIC Research Institute vom März 2021 hat der Absatz von solchen Servicerobotern wie unter anderem auch von Telepräsenzrobotern zugenommen. Die Verkäufe in Japan stiegen im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) gegenüber dem Vorjahr um knapp 160 Prozent und sollen im Fiskaljahr 2021 um mehr als 150 Prozent auf umgerechnet rund 150 Millionen US-Dollar (US$) zulegen.

Personalmangel schiebt Nachfrage an

Über den Coronaschub hinaus wird der Serviceroboterbereich auch langfristig an Dynamik gewinnen. Er soll in Japan den Absatz von Industrierobotern in etwa fünf Jahren übersteigen. Dabei hilft, dass Fortschritte in der Kommunikationstechnik und in künstlicher Intelligenz Roboter in die Lage versetzen, zunehmend komplizierte Aktivitäten auszuführen und mit Menschen gefahrlos zu interagieren. Dies erweitert die Einsatzmöglichkeiten in kommerziellen Dienstleistungsbereichen wie auch in privaten Haushalten.

In Japan zählt der Personalmangel zu den wichtigsten Treibern für die Entwicklung von Servicerobotern. In erster Linie zählt das Gesundheitswesen und insbesondere die Versorgung der alternden Bevölkerung zu den Bereichen, in denen Personal fehlt. Aber auch die Gastronomie und der Einzelhandel beklagen sich über zu wenige Arbeitskräfte.

Vielfältige Aufgaben warten

Als die am schnellsten alternde Gesellschaft weltweit will sich das Land als Entwickler von assistierenden Robotern eine zentrale Marktposition erarbeiten. Die Zahl der Assistenzroboter für ältere und behinderte Personen soll laut Prognose der International Federation of Robotics (IFR) zwischen 2018 und 2023 weltweit von 18,6 Millionen Einheiten auf 48,6 Millionen Einheiten um mehr als das Zweieinhalbfache anziehen.

In Japan sollen Roboter zukünftig in Seniorenheimen, Pflegeeinrichtungen und privaten Haushalten das spärliche Personal unterstützen und Aufgaben auch direkt übernehmen. Hierzu zählen die Verteilung von Essen und Trinken, die Überwachung der Medikamenteneinnahme, Unterhaltungsspiele, sprachliche Interaktion, das Sicherstellen ausreichender Mobilität etc. Der Übergang von professionellen und persönlichen Dienstleistungsrobotern wird dabei fließend sein.

Gastronomie sucht Arbeitskräfte

Um Tische abzuräumen und zu säubern, hat das Toyota Research Institute im Juni 2021 den humanoiden Roboter „busboy“ vorgestellt, der jedoch noch im Demonstrationsstadium ist. Bereits einsatzfähig ist der von Softbank und Bear Robotics gemeinsam entwickelte Serviceroboter für die Gastronomie „Servi“. Im September 2020 präsentiert, soll er Restaurantpersonal bei der Anlieferung von Essen und Getränken sowie beim Abräumen unterstützen. In die gleiche Richtung zielt Japan System Project mit dem Bedienroboter „Peanut“, den die Firma im März 2021 auf den Markt gebracht hat.

Im Lebensmittel- und Gastronomiebereich sind Roboter schon länger präsent. Sie bereiten Nahrungsmittel und Getränke zu und verteilen diese. So vertreibt beispielsweise die Firma Suzumo Machinery seit vielen Jahren Sushiroboter und hat diese bereits in mehr als 80 Länder geliefert. Relativ neu ist der Roboter „OctoChef“, der Takoyaki (Oktopusbällchen) zubereitet. Ihn hat das Startup Connected Robotics bereits 2019 vorgestellt. Einen Bartenderroboter, der Bier zapfen und Cocktails mixen kann, hat QBIT Robotics 2020 für Praxistests bei einer Restaurantkette eingesetzt.

Immer verfügbar

Auch im Einzelhandel kommt der Robotereinsatz voran. Beispielsweise plant die Convenience-Ladenkette Family Mart, ihre Regale von Robotern bestücken zu lassen. Dabei wird es sich um fernkontrollierte Roboter auf Basis der Augmented-Reality-Plattform des japanischen Anbieters Telexistence handeln, die laut Meldung vom Juni 2021 noch im Verlaufe des Jahres 2021 in der Praxis eingesetzt werden sollen.  

Mit „Nao“ und „Pepper“ hat Japans Kommunikations- und Technologieanbieter Softbank seit Jahren in Assistenzroboter in humanoider Form für die direkte Interaktion mit Menschen investiert. Diese können in Unternehmen, Einzelhandel oder öffentlichen Stellen Informations- und Kommunikationsfunktion übernehmen und damit Personal an Schaltern unterstützen und zum Teil ersetzen. Allerdings hat Softbank die Produktion von Pepper zuletzt wegen geringer Nachfrage gestoppt.

Praxistauglichkeit ist ein Muss

Die Anwendungen von Servicerobotern sind vielfältig. Sie reichen vom skurrilen Einsatz als Dinosaurier-Empfangsroboter im Hotel bis hin zu schwierigen Aufgaben. So entwickelt Japan zum Einsatz bei Naturkatastrophen Roboter für Extremsituationen, die Überprüfungs- und Rettungsaufgaben übernehmen. Dazu gehört auch, die bestehende Infrastruktur durch Roboter zu kontrollieren, um auftretende Schäden frühzeitig zu erkennen.

Das japanische Wirtschaftsministerium hat im Herbst 2019 eine Task Force eingesetzt, die den Robotereinsatz in der Praxis unterstützt. Mit diesem Ziel ist unter anderem in der Präfektur Fukushima 2020 das Fukushima Robot Test Center fertig gestellt worden, in dem Unternehmen und Forschungsinstitute ihre Roboter austesten können.

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