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Smart Cities sind langfristige Investitionsprojekte

Die Realisierung von Smart Cities nimmt in Japan Fahrt auf. Ihre Umsetzung ist sowohl ein Klimaschutzinstrument und treibt zugleich als Motor das Auslandsgeschäft an.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Über die Entwicklung von Smart Cities will Japan sowohl die Gesellschaft als auch die Wirtschaft des Archipels zu einer menschenzentrierten, digitalen Society 5.0 umbauen. In einer Reihe von Programmen der Regierung spielt dieses Thema eine Rolle, insbesondere auch bei der "Smart City Public-Private Partnership Platform", die seit 2019 existiert. Sie soll den Einsatz von neuen Technologien, wie Internet of Things (IoT) und künstliche Intelligenz, im Praxistest voranbringen.

Mehrere Ministerien und Institutionen haben in einem Auswahlprozess für das laufende Fiskaljahr 2021 (1. April bis 31. März) 74 Projekte in 62 Regionen identifiziert, die gegenwärtig im Förderfokus des Smart-City-Programms stehen. Dabei geht es unter anderem um die Umsetzung von Projekten zu Mobility as a Service (MaaS) und Dateninteroperabilität. Hierbei sind Kooperationen über eine Vielzahl von Branchen, Anwendungsbereichen und Lösungsansätzen hinweg erforderlich, sowie auch zwischen in- und ausländischen Hardware- und Software-Anbietern.

Daten treiben Smart Cities an

Datenplattformen werden zu einer Basisinfrastruktur, mit der die Entwicklung von smarten Städten erst richtig abheben kann. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Yano Research zum Smart-City-Markt in Japan soll die Umsetzung von Datenplattformen, die als "City OS" (Operating System) bezeichnet werden, von 21 Anwendungsfällen im Fiskaljahr 2021 auf 335 japanische Städte und Distrikte bis zum Fiskaljahr 2030 zulegen. Das Land setzt dabei auf offene Datenplattformen, die jedoch eine hohe Sicherheit bei persönlichen Daten garantieren.

Ein Showcase für Japan soll Toyotas Konzept einer Woven City werden, bei der eine vernetzte Kleinstadt mit allen Vorteilen einer Smart City entstehen wird. Der Toyota-Präsident Akio Toyoda legte im Frühjahr 2021 den Grundstein für dieses Städteprojekt, in das ab 2024 schrittweise Bewohner einziehen sollen. Toyota will sich zu einem führenden Anbieter von Smart-City-Technologien entwickeln. Es ist in Japan eher selten, dass eine Stadt von Grund auf neu konzipiert und gebaut wird. In der Regel müssen bestehende Agglomerationen umgestaltet werden.

Ein Beispiel dafür ist Osaka. Die Stadt will die Osaka Kansai Expo 2025 als Gelegenheit nutzen, um die eigenen Smart-City-Aktivitäten zu präsentieren. Bis dahin muss die zentraljapanische Wirtschaftsmetropole noch viel investieren, denn im Smart City Index 2020 findet sich Osaka auf Rang 80, einen Platz hinter Tokyo. Beide Städte sind gegenüber der ersten Studie im Jahr 2019 um 17 Plätze abgerutscht. Der Index untersucht 109 Städte weltweit und wird von dem Schweizer Institute for Management Development (IMD) in Kooperation mit der Singapore University of Technology and Design erarbeitet.

Lebensqualität steht im Mittelpunkt

Als Vision von Smart Cities steht die Lebensqualität der Einwohner im Vordergrund. Sie soll mittels technologischer Unterstützung gesteigert und erhalten werden. Die Herausforderungen und Lösungsansätze für Japan zeigt die Studie "Smart Cities in 2050: Rebuilding the Future of Japanese Cities" der Beratungsgesellschaft PwC auf, die im Mai 2021 veröffentlicht wurde.

Bereits im April 2021 hat Japans Kabinettsbüro das erste Smart City Guidebook vorgestellt. Darin werden die bisherigen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Demonstrationsprojekte mit dem Ziel aufgezeigt, weitere mögliche Entwicklungswege zu skizzieren. Eine Reihe von Beispielen zeigt Lösungs- und Kooperationsansätze auf, auch für die Umsetzung außerhalb des Archipels.

Hohe Standards etablieren

Japan verfolgt das Konzept von Smart Cities nicht nur, um das Lebensumfeld im eigenen Land zu verbessern, sondern auch um das Konzept als Geschäftsmodell zu exportieren. Die Regierung macht sich bei der Formulierung von internationalen Standards für Smart Cities stark. So sollen sich außerhalb Japans qualitativ hochwertige und transparente Projekte durchführen lassen.

Japans Vorschläge sind unter anderem in die Entwicklung von entsprechenden Normen eingeflossen. Zu nennen sind hier die Implementierung von ISO37155-1 (Framework for Integration and Operation of Smart Community Infrastructures - Part 1) im Januar 2020 und von ISO37155-2 (Check and Verify the Validity of the Infrastructures - Part 2) im Mai 2021.

In diesem Zusammenhang hat die Regierung im Juni 2021 auch die "Strategy for Overseas Deployment of Infrastructure Systems 2025" überarbeitet. Diese soll eine klimaneutrale und digitale Entwicklung fördern sowie das Ziel eines "Free and Open Indo-Pacific" unterstützen. Das daraus entstehende Ordervolumen für japanische Firmen lag laut dem Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism (MLIT) im Jahr 2018 bei etwa 223 Milliarden US-Dollar (US$) und soll bis 2025 auf circa 310 Milliarden US$ steigen.

Konzepte sollen auch das Ausland erobern

Japan will in erster Linie Ländern in der ASEAN-Region (Association of Southeast Asian Nations), mit denen bereits enge Handels- und Investitionsnetzwerke bestehen, mit Smart-City-Konzepten bei der Entwicklung helfen. Gemeinsam mit dem ASEAN-Verbund etablierte Japan im Oktober 2019 die Japan Association for Smart Cities in ASEAN (JASCA).

Um Smart-City-Projekte in 26 Städten in der Region zu fördern, hat die japanische Regierung finanzielle Unterstützung von umgerechnet rund 2,4 Milliarden US$ zugesagt. Die Gelder werden von der Japan Bank for International Cooperation (JBIC) und der Japan Overseas Infrastructure Investment Corporation for Transport & Urban Development (JOIN) bereitgestellt und sollen private Investitionen anregen.

Beispielsweise wird das Handelshaus des Mitsubishi-Konzerns zusammen mit der Singapur-Investitionsgesellschaft Temasek und dem Immobilienentwickler Sinar Mas Land in der Nähe der indonesischen Hauptstadt Jakarta ein Smart-City-Projekt rund um eine Bahnstation entwickeln. Auf sechs Hektar soll ab 2022 ein neuer Wohn- und Geschäftsdistrikt mit Investitionskosten von rund 149 Millionen US$ entstehen.

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