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Wirtschaftsumfeld | Japan | Digitalisierung

Digitale Tools im japanischen Unternehmenskosmos

Bereits vor 2020 war die digitale Transformation im Land ein Thema. Die Covid-19-Pandemie hat die Nutzung digitaler Tools zusätzlich beschleunigt.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Um Coronamaßnahmen einzuhalten, haben Unternehmen mit Alternativen experimentiert, die geschäftliche Aktivitäten ohne physische Anwesenheit, kontakt- und papierlos ermöglichen. Vieles davon wird für die Geschäftspraxis auch zukünftig eine Rolle spielen, etwa wenn es darum geht, innerhalb der Firma sowie mit Geschäftspartnern oder Konsumenten zu kommunizieren.

Digitale Lösungen sind gefragt

Digitale Tools werden in erster Linie für Verkaufsaktivitäten und das Marketing genutzt. Es folgen die Einsatzbereiche Projekt- beziehungsweise Teamtreffen und technischer Support. Bei Verhandlungen wird jedoch nicht so häufig auf digitale Hilfsmittel zurückgegriffen. Relativ gering ist deren Einsatz außerdem bei der Handhabung von Fragen der Privatsphäre und im Bereich Cybersicherheit. Diese Ergebnisse lieferte eine Onlineumfrage, die Germany Trade & Invest (GTAI) gemeinsam mit der Auslandshandelskammer (AHK) Japan im Oktober 2021 unter knapp 400 deutschen Unternehmen vor Ort durchgeführt hat. Die Rücklaufquote belief sich auf 17 Prozent.

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Onlinemeetings und Videokonferenzen sind zu wichtigen Kommunikationskanälen aufgestiegen und werden in vielen Firmen zukünftig ein fester Bestandteil sein. Als wichtigste Kommunikationsgeräte stehen Laptops, Notebooks und Smartphones eindeutig im Vordergrund. Desktopcomputer und Tablets werden weit weniger für digitale Geschäftsaktivitäten genutzt. 

Gängige Plattformen verwendet

Insgesamt greifen die befragten Firmen in Japan auf die auch in Deutschland bekannten Plattformen wie Microsoft Teams, Zoom oder Skype und teilweise auf LinkedIn zurück. Darüber hinaus existieren japanische Angebote, die jedoch eher Insellösungen darstellen. Bei der Kommunikation innerhalb der Unternehmen und im Business-to-Business-Bereich steht Microsoft Teams an erster Stelle, gefolgt von Zoom. Es werden aber außerdem Tools wie Kintone und Yammer genutzt, die in Deutschland eher unbekannt sind. Allerdings spielt beispielsweise der Kommunikationsdienst Line, der im Alltag sehr verbreitet ist, im geschäftlichen Umfeld kaum eine Rolle, obwohl eine App für Firmen angeboten wird.

Soziale Netzwerke bleiben außen vor

Im Unternehmensumfeld bleiben soziale Netzwerke, wie Facebook, Twitter oder Instagram, bei der Kommunikation zumeist außen vor. Diese Dienste kommen jedoch ins Spiel, wenn es um die Interaktion mit Kunden und Konsumenten geht. Die Kundenansprache im Sinne von Konsumgütermarketing erfolgt zunehmend über SNS (Social Networking Services). Hier sind Facebook, Youtube und Instagram wie auch Line gefragt.

Monatliche Nutzerzahlen sozialer Netzwerke nach Altersgruppen (in Millionen; Nutzung einzelner Altersgruppen in Prozent)*

Soziales Netzwerk

Aktive Nutzer

15-19

20-29

30-39

40-49

50-59

60-69

LINE

86

93,7

89,3

84,8

79,5

69,4

61,1

Twitter

45

78,3

69,5

43,2

36,1

30,2

18,9

Instagram

33

37,4

57,9

37,3

27,6

22,9

10,5

Facebook

26

18,0

33,3

33,3

27,5

26,7

22,6

*) Stand: Oktober 2021Quelle: Gaiax Co., Ltd.

Laut Angaben der Marketingfirma Bigbeat ist der Anteil der Bevölkerung in sozialen Medien von Januar 2020 bis Januar 2021 um 4,9 Prozentpunkte auf 74,3 Prozent gestiegen. Der Zugang zu sozialen Medien findet zu 98 Prozent über Mobiltelefone statt. Die am meisten genutzten SNS-Plattformen waren Anfang 2021 Youtube, Line, Twitter und Instagram.

Influencer und virtuelle Shoppingmalls auf dem Vormarsch

Videoplattformen als Marketingtools gewinnen in Japan an Bedeutung. In Livestreams stellen bekannte Influencer sowie unbekannte Selbstvermarkter (Self promoter) unterschiedlichste Produkte und Dienstleistungen vor. Bei professionellen Videostreaming-Plattformen ist die E-Commerce-Verbindung gleich integriert. Neben Youtube und Instagram gehören in Japan unter anderem Niconico oder Tiktok zu beliebten Werbekanälen.

Mit ersten Anwendungen und sicherlich zukünftig höherer Aufmerksamkeit sind Angebote wie virtuelle Shoppingmalls eine Möglichkeit, Kunden sozusagen zu Hause abzuholen. So bietet Tokyos Hipster-Einkaufsviertel Harajuku ein virtuelles Einkaufserlebnis. Selbst japanische Traditionshäuser wie Isetan experimentieren bereits mit einem virtuellen Angebot, bei dem Kunden sowohl online als auch offline Waren sehen und erwerben können.

Virtual-Reality-Lösungen im Arbeitsalltag

Auch im Unternehmensalltag sind virtuelle Lösungen keine Zukunftsmusik mehr. Sie sollen die Zusammenarbeit der Mitarbeiter über die Entfernung ermöglichen. Durch die Coronapandemie ausgelöste Beschränkungen in Japan haben die Einreise von ausländischen Geschäftsleuten und Fachpersonal deutlich erschwert. Dementsprechend mussten Firmen zur Einrichtung von Maschinen oder zur Wartung auf Virtual-Reality-Anwendungen zurückgreifen.

Nicht zuletzt sind virtuelle und Hybridmessen in den Blickpunkt gerückt. Zwar können sie den wichtigen persönlichen Kontakt mit bestehenden und potenziellen Neukunden vor Ort nicht ersetzen. Dennoch werden solche alternativen Formate sicherlich einen Platz in der Messelandschaft finden, gerade auch wegen der zunehmenden Bedeutung von Klimaschutzplänen der Unternehmen.

Alternative zu Geschäftsreisen

Nach der Coronapandemie werden auch Unternehmen in Japan nicht mehr zu alter Normalität zurückkehren, beispielsweise bei Geschäftsreisen innerhalb des Landes. Hier werden digitale Kommunikationslösungen einen Teil der Treffen ersetzen. Im Rahmen der GTAI- und AHK-Umfrage gab der überwiegende Teil der Firmen an, ihre Geschäftsreiseaktivitäten künftig zu verringern. Darunter sieht etwa ein Drittel der Unternehmen eine Verringerung von Geschäftsreisen um 30 Prozent vor und ein weiteres Viertel sogar um 50 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau.

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