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Wirtschaftsumfeld | Japan | Nachhaltigkeit

Informationen zu Nachhaltigkeit gefragt

Japan führt 2023 die Berichterstattungspflicht zur Nachhaltigkeit für Unternehmen ein. Zwar trifft diese nicht alle Firmen, aber immer mehr folgen auch ohne Zwang dieser Vorgabe.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans Regierung hat die grüne Transformation des Landes zu einem Schwerpunkt für die kommenden Jahre erklärt. Neben Technologien zur Dekarbonisierung sind damit auch ESG (Environmental, Social and Corporate Governance)-Kriterien ein Thema. Diese umfassen das nachhaltige Wirtschaften zum Klima- und Umweltschutz, das Engagement in sozialen Belangen und in der guten Unternehmensführung.

Im Unternehmensbereich erhalten ESG-Kriterien als Standard für Nachhaltigkeit ein zunehmendes Gewicht. Insbesondere, wenn es um Investitionen und Fragen der Finanzierung geht, geraten solche Aspekte in den Fokus. Ohne Nachweise von ESG-konformen Unternehmensaktivitäten werden Finanzierungen im internationalen und japanischen Geschäftsumfeld immer schwieriger.

Nachhaltigkeitsberichte werden zur Pflicht

Bislang ist die Unternehmensberichterstattung zur Nachhaltigkeit in Japan keine Pflicht. Die Unternehmen legen ihre Aktivitäten jedoch freiwillig offen, da dies für die Geschäftsbeziehungen mit Finanzinstitutionen und mit Partnern aus anderen Ländern vorteilhaft ist. In Europa etwa ist die Berichtspflicht für Corporate Social Responsibility (CSR) bei Unternehmen ab einer bestimmten Größe bereits seit 2014 vorgeschrieben.

Ab dem Fiskaljahr 2023 (1. April bis 31. März) wird sich dies auch in Japan ändern. Denn die für die Regulierung des japanischen Kapitalmarkts zuständige Financial Services Agency (FSA) hat eine neue Offenlegungspflicht eingeführt. Alle börsennotierten Unternehmen müssen ab dem Fiskaljahr 2023 ESG-bezogene Informationen veröffentlichen. Dabei nennt die FSA den Begriff ESG nicht ausdrücklich, sondern spricht von Nachweisen zur Nachhaltigkeit und guten Unternehmensführung.

Japan will Greenwashing verhindern

Zudem hat die FSA einen "Code of Conduct" formuliert. Dieser soll über Richtlinien bei der ESG-Datenerfassung und -Berichterstattung mehr Transparenz herstellen. Denn die Messung von Kriterien und die Vergabe von Ratings ist im internationalen Finanzumfeld bislang nicht einheitlich geregelt. Diese basieren meist auf den von Unternehmen selbst konzipierten und ungeprüften Berichten.

Diesen "Code of Conduct" hat die FSA im Sommer 2022 als Konzept veröffentlicht. Er soll im Laufe des Jahres 2023 fixiert werden. Die Formulierung von Vorgaben, die Offenlegung von Nachhaltigkeitsbemühungen und die Anwendung solcher Standards schreiten derzeit sowohl in Japan als auch im Ausland voran. Japan will dabei sicherstellen, dass ein Greenwashing, beispielsweise durch missverständliche Fondsbezeichnungen oder durch übertriebene zukunftsgerichtete Aussagen in Unternehmensberichten, vermieden wird.

Es geht um viel Kapital, das in die grüne Transformation in Japan wie auch in anderen Ländern fließen wird. Daher beschäftigen sich viele Finanzinstitutionen mit ESG-Fragen. Eine Tochter des Medienkonzerns Nikkei hat in ihrer Analyse "ESG Investment Survey 2021 on Institutional Investors in Japan" herausgearbeitet, dass im Fiskaljahr 2021 bereits 70 Prozent aller Aktieninvestitionen mit Blick auf ESG-Kriterien erfolgten. In einer ähnlichen Umfrage des Japan Sustainable Investment Forum lag der Anteil der nachhaltigen Investitionen bei 61 Prozent.

Für Japans Firmen ist CSR nichts Neues

Somit bekommt in Japan die Offenlegung von Nachhaltigkeitsbestrebungen einen immer größeren Stellenwert. Im November 2017 hat der japanische Unternehmensverband Keidaren (Japan Business Federation) seine 1991 formulierte „Charter of Corporate Behavior“ um Nachhaltigkeitsaspekte erweitert. Um nicht negativ aufzufallen, haben Unternehmen auf dem Archipel danach ihre Webseiten und Geschäftsberichte mit ESG-Angaben versehen.

Häufig wird ESG in einem Atemzug mit CSR genannt. Beide Konzepte greifen das Thema Nachhaltigkeit auf. Dabei ist CSR in Japan bereits lange verankert, wenn es auch nicht unter dieser Bezeichnung Verbreitung fand. Als Keidanren seine Charter 1991 formuliert hatte, zog CSR auch in anderen Ländern Aufmerksamkeit auf sich.

Die Zeitschrift Toyo Keizai hat zwischen Juni und Oktober 2022 eine Umfrage zu CSR in Unternehmen durchgeführt. Hierbei lag der Mischkonzern Fuji Film mit seinen Nachhaltigkeitsberichten in Japan auf Platz eins. Die beiden nächsten Plätze belegten der Telekomkonzern NTT und das Pharmaunternehmen Chugai Pharma. Lediglich ein Unternehmen, der Reinigungsmittel- und Kosmetikhersteller Kao, findet sich auch in einer anderen Nikkei-Umfrage unter den Top 10.

CSR-Ranking zu Nachhaltigkeitsberichterstattung 2022 *

Rang

Unternehmen

Gesamtpunkte

Nachhaltigkeitsberichte

1

Fuji Film

574,0

https://global.fujifilm.com/en/about/sustainability

2

NTT

572,9

https://group.ntt/en/csr/

3

Chugai Pharma

572,0

https://www.chugai-pharm.co.jp/english/sustainability/index.html

4

NTT Docomo

570,2

https://www.ntt.com/en/about-us/csr.html

5

Sekisui House

570,0

https://www.sekisuihouse.co.jp/english/company/sustainable/

6

Mitsui & Co.

568,9

https://www.mitsui.co/jp/en/sustainability/index.html

7

Kao

567,9

https://www.kao.com/global/en/sustainability/

8

KDDI

567,6

https://www.kddi.com/english/corporate/sustainability/

9

NTT Data

567,3

https://www.nttdata.com/global/en/sustainability

10

JT (Japan Tobacco)

566,7

https://www.jt.com/sustainability/index.html

*) Umfrage unter 1.702 Firmen (außer Finanzinstituten), davon 1.640 börsennotiert Quelle: Weekly Toyo Keizai, 18. Februar 2023

Nachhaltigkeit erhöht Aufmerksamkeit

Bei der Analyse "ESG Brand Survey", den Nikkei Business Publications veröffentlicht hat, geht es darum, wie die Konsumierenden die ESG-Aktivitäten von Unternehmen wahrnehmen. Hierbei stand im Jahr 2022 Toyota Motors bereits das dritte Mal in Folge an der Spitze. Auf Platz zwei folgte Starbucks Coffee Japan. Der drittplatzierte Elektronikkonzern Panasonic hat sich gegenüber 2021 um zehn Ränge verbessert.

Einen noch deutlicheren Sprung machte im Jahr 2022 der Nahrungsmittelproduzent Nisshin Foods. Seine Bewertung kletterte von Platz 38 auf Platz 9 hoch. Der Getränkekonzern Suntory und Coca-Cola Japan wurden im Jahr 2022 bei ihren ESG-Aktivitäten schlechter bewertet als 2021. An der Umfrage nahmen 21.000 Personen teil. Die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten wird also durchaus auch von Konsumierenden registriert.

Ranking zu ESG-Wahrnehmung 2022 *

Rang

Unternehmen

Gesamtpunkte

1

Toyota Motors

101,9

2

Starbucks Coffee Japan

88,8

3

Panasonic

82,8

4

Aeon

81,5

5

McDonald´s Japan

81,3

6

Suntory

79,2

7

Shiseido

75,1

8

Kao

75,3

9

Nisshin Foods

73,1

10

Coca-Cola

72,6

*) Umfrage zu 560 Unternehmen Quelle: Nikkei Business Publications 2022

Da an der Börse in Tokyo keine deutschen Unternehmen notiert sind, fallen sie auch nicht unter die neuen Berichtspflichten der FSA. Dennoch investieren Firmen mit deutscher Beteiligung in Japan ebenfalls in ihre ESG-Aktivitäten. In der 2022 durchgeführten Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Außenhandelskammer Japan gaben 53 Prozent der befragten Unternehmen an, zwischen 2023 und 2025 ihre Aufwendungen für Nachhaltigkeitsziele sehr stark (19 Prozent) oder stark (34 Prozent) erhöhen zu wollen.

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