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Wirtschaftsumfeld | MENA-Region | Investitionen

Industriekooperationen im Nahen Osten nehmen Fahrt auf

Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien, Ägypten und Bahrain vereinbaren länderübergreifende Industrieinvestitionen in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar.

Von Detlef Gürtler, Sherif Rohayem, Heena Nazir | Berlin, Kairo, Dubai

Die wirtschaftliche Vernetzung zwischen den arabischen Staaten schreitet voran. Bei einem Treffen in der jordanischen Hauptstadt Amman Ende Februar 2023 wurden zwölf Abkommen für neun Industrieprojekte in Ägypten, Bahrain, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterzeichnet. Die Projekte, die 13.000 neue Arbeitsplätze schaffen sollen, betreffen die Branchen Automobilbau, Rohstoffverarbeitung und Pharmazeutika. Zusammengenommen vereinen sie ein Investitionsvolumen von gut 2 Milliarden US-Dollar (US$).

"Ein außergewöhnliches Modell"

Die Projekte sind Ergebnis einer "Industrial Partnership for Sustainable Economic Growth", die im Jahr 2022 von Ägypten, Jordanien und den VAE begründet wurde – Bahrain stieß einige Monate später hinzu. Insgesamt wird ein Investitionsvolumen von 10 Milliarden US$ angestrebt, das vom Staatsfonds Abu Dhabis, ADQ, verwaltet wird. Auch wenn es sich bei dieser Partnerschaft um eine Kooperation auf Regierungsebene handelt, werden die einzelnen Abkommen jeweils zwischen Unternehmen aus mindestens zwei der Partnerstaaten geschlossen.

Der Minister für Industrie und Hochtechnologie der VAE, Sultan Ahmed Al-Jaber, nennt dies "ein außergewöhnliches Modell": Einerseits handle es sich um industrielle Partnerschaften zwischen Unternehmen des Privatsektors, andererseits um einen "Beweis für unsere gemeinsame Fähigkeit, zu planen, zu integrieren und unsere Ziele zu erreichen."

Produktionsstandorte für Elektroautos, Düngemittel und Silizium

Auf Unternehmen aus den VAE entfallen mehr als die Hälfte der gesamten vereinbarten Investitionssumme, und auch das größte Einzelprojekt: Die M Glory Holding aus Dubai will 550 Millionen US$ in die Errichtung von Produktionsstandorten für Elektroautos in Ägypten, Jordanien und den VAE stecken. Ein Aluminiumproduzent aus Bahrain ist als Zulieferer beteiligt.

Auf den nächsten Rängen folgen drei Vorhaben zur Rohstoffverarbeitung: Anlagen zur Produktion von Soda und Düngemitteln in Ägypten sowie zur Siliziumherstellung in den VAE. Nähere Angaben zu allen Projekten finden Sie in der GTAI-Projektmeldung.

Nearshoring auch in der MENA-Region

Der Trend zum Nearshoring, also eine Verstärkung regionaler Wirtschaftsbeziehungen, ist inzwischen auch in der MENA-Region angekommen. "Die Wirtschaftskrise, die die Welt derzeit erlebt, zeigt, wie notwendig die industrielle Integration der arabischen Staaten ist", sagte in Amman der ägyptische Minister für Industrie und Handel, Ahmed Samir Saleh.

Auch die Wirtschaftsbeziehungen zur Türkei hat Ägypten wieder intensiviert: Nach zehn Jahren Eiszeit zwischen den beiden Staaten kam im Februar 2023 eine Delegation türkischer Industrieller nach Kairo, um Investitionsmöglichkeiten zu sondieren. Das ägyptisch-türkische Tauwetter hatte sich bei der Fußball-WM in Katar angekündigt, wo sich die Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und Recep Tayyip Erdogan die Hand reichten.

Entscheidung über neue Projekte Anfang 2024 in Bahrain

Die "Industrial Partnership for Sustainable Economic Growth" bereitet derweil das nächste Investmentpaket vor. Beim Treffen in Amman wurden insgesamt 35 Vorschläge für neue Projekte vorgelegt, die jetzt auf Regierungs- wie auf Unternehmensebene geprüft werden. Spätestens beim nächsten Treffen in großer Runde sollen die nächsten Abkommen unterzeichnet werden – es ist für Anfang 2024 in Bahrains Hauptstadt Manama geplant.

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