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Kanada steigt in Förderung Seltener Erden ein

In Labrador soll 2025 der Abbau Seltener Erden beginnen. Die Produktion in Nordamerika kann helfen, die große Abhängigkeit von China zu mindern. Das gilt auch für Dauermagneten.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Durch die Energiewende sowie die Elektrifizierung von Verkehr und industriellen Prozessen werden Seltene Erden immer wichtiger. Bei der Herstellung starker Magneten für Industriemotoren, Windkraftanlagen oder Elektroautos sind sie kaum zu ersetzen.

Der Abbau und die Aufbereitung der Mineralien erfolgt heute weit überwiegend in China. Noch stärker ist die Dominanz der Volksrepublik bei der Herstellung von Permanentmagneten. Nach Angaben des US-Energieministeriums entfallen mehr als 90 Prozent der weltweiten Produktion auf das Land. Deutschland importiert knapp 80 Prozent seines Bedarfs aus der Volksrepublik.

Seltene Erden und Permanentmagnete aus Nordamerika?

Künftig könnte auch Nordamerika zu einer Region werden, in der in größerem Maßstab Seltene Erden abgebaut und Permanentmagneten produziert werden. Zwar findet in Kanada und den USA aktuell keine Produktion von Dauermagneten statt und es gibt nur ein aktives Bergwerk für Seltene Erden: die von MP Minerals betriebene Mountain Pass Mine in Kalifornien. Doch in den nächsten Jahren soll sich dies ändern.

In Fort Worth, Texas, sowie in Stillwater, Oklahoma, werden 2023 die ersten Werke für Permanentmagneten entstehen. Search Minerals Inc., eine kanadische Bergbaufirma, ist mit im Boot. Bis zu 500 Tonnen Seltener Erden soll das Unternehmen pro Jahr aus Minen in Labrador an das Neodym-Magnet-Werk in Stillwater liefern. Zukunftsmusik - sicher. Denn Search Minerals ist selber noch nicht in der Produktionsphase. Doch die Voraussetzungen sehen gut aus.

Labrador verfügt über Vorkommen an Seltenen Erden

Neufundland und Labrador - die nordöstlichste und geografisch Europa am nächsten liegende Provinz Kanadas - verfügt über viele Rohstoffvorkommen und eine langjährige Bergbaugeschichte. Heute werden dort unter anderem Eisenerz, Nickel, Kupfer, Kobalt und Gold abgebaut.

Doch die Provinz bietet ebenso Gelegenheit für den Abbau Seltener Erden für die Produktion von Permanentmagneten, sagt Leo Power von Search Minerals Inc. Während Batteriemineralien bereits gefördert werden, gehört der geplante Abbau von Seltenen Erden durch Search Minerals zu den jüngeren Entwicklungen in der Provinz. Nach der vorläufigen Wirtschaftlichkeitsanalyse könnte das Unternehmen jährlich 1.437 Tonnen Neodym, Praseodym, Dysprosium und Terbium produzieren. 

Search Minerals nennt diese vier Erden "magnet rare earths", da sie für die Herstellung von Dauermagneten entscheidend sind. Dabei beziehen sich die Zahlen der Wirtschaftlichkeitsanalyse nur auf zwei ("Foxtrott" und "Deep Fox") der insgesamt fünf Vorkommen, über die das Unternehmen in Labrador verfügt. Die restlichen drei Vorkommen ("Fox Meadow", "Silver Fox" und "Awesome Fox") sind noch in der frühen Explorationsphase. Insgesamt dürfte sich die potenzielle Fördermenge demnach noch deutlich erhöhen.

Förderung soll 2025 beginnen

Search Minerals will die Förderung Seltener Erden 2025 aufnehmen. Damit will die Firma das zweite beziehungsweise dritte Bergbauunternehmen Nordamerikas werden, das Seltene Erden produziert. Die Firma Cheetah Resources, welche die Nechalacho Mine in der Nähe von Yellowknife (Nordwest-Territorien) betreibt, ist der zweite Player im Rennen.

Geplant ist ein Abbau unter Tage und im Tagebau. Produziert werden soll das Konzentrat an Seltenen Erden mittels Separationsprozessen in einer Anlage direkt neben den Minen. Als Nebenprodukt fällt Eisenerz an. Nach der Förderung soll das Konzentrat an Seltenen Erden auf die Insel Neufundland gebracht und dort in einer Anlage hydrometallurgisch weiterverarbeitet werden.

Eine nötige weitere Raffination und Trennung der einzelnen Erden könnte ebenfalls in Neufundland geschehen. Hier prüft Search Minerals aktuell die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer weiteren Aufbereitungsanlage. Dabei könnte die lokale Wertschöpfung über Partnerschaften noch weiter erhöht werden.

Unternehmen müssen sich bei Beschaffung breiter aufstellen

Viele Industrieländer bemühen sich aktuell um eine sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Dieser Trend dürfte sich verstärken. Die meisten Länder stecken mit einem Bein noch immer in der Pandemie, mit dem anderen in einem zunehmend polarisierten Wirtschaftsblockdenken. Für Unternehmen gilt es, resilienter bei der Beschaffung zu werden. Das bedeutet in erster Linie: Lieferketten diversifizieren.

Dies gilt nicht nur für Deutschland. Auch Kanada und die USA sind bemüht, kritische Lieferketten für Seltene Erden und Permanentmagneten zu sichern. Die Versorgungssicherheit in diesen Bereichen schätzt das US-Energieministerium gar als unerlässlich ein. Derzeit sei sie aber keineswegs gegeben, so das Fazit einer Studie des Ministeriums von Februar 2022.

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