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Branchen | Kanada | Elektromobilität

Kanadier kaufen mehr Elektroautos

Der Anteil von Nullemissionsfahrzeugen an den Neuzulassungen in Kanada steigt. Niedrige Bestände bei Verbrennern, neue ZEV-Modelle sowie hohe Benzinpreise befeuern den Trend. 

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Der Bedarf an Elektroautos in Kanada nimmt kräftig zu. Nach Angaben der Marktforschungsgruppe IHS Markit fielen 8,3 Prozent aller Neuzulassungen im 1. Quartal 2022 auf sogenannte Zero Emission Vehicle (ZEV). Dazu zählen in Kanada Fahrzeuge, die grundsätzlich ohne Abgase betrieben werden können. Dementsprechend sind batterieelektrische, Plug-in-Hybride und mit Brennstoffzellen angetriebene Fahrzeuge Teil der ZEV-Kategorie.

Kanadische Neuwagen sind immer öfter Stromer

Der Sprung in den Neuzulassungen ist markant. Im 4. Quartal 2021 lag der Anteil an ZEV noch bei 6,5 Prozent. Im 3. Quartal 2021 waren 5,6 Prozent aller Neufahrzeuge ZEV. Die kurzfristige Trendanalyse zeigt daher eine steil ansteigende Wachstumskurve mit Zunahmen in den letzten beiden Quartalen von zuerst 16 Prozent und zuletzt 28 Prozent. Auch im Jahresvergleich ist der Aufwärtstrend beachtlich. Im Vergleich zum 1. Quartal 2021 wurden 2022 knapp 50 Prozent mehr ZEV verkauft, so IHS Markit. Dabei waren batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge allein für das Wachstum im ersten Abschnitt 2022 verantwortlich, während der Absatz von Hybridfahrzeugen nicht zulegen konnte.  

Steigende Benzinpreise sind sicher ein Faktor, der Verbraucher schneller in Richtung Elektroautos führt. Fast alle Hersteller klassischer Verbrenner in Kanada und den USA mussten 2021 zumindest zeitweise ihre Produktion drosseln. Die Versorgung mit den notwendigen Teilen, vor allem Halbleitern, stockte. In der Folge trafen Autohändler auf mehr Bedarf als sie decken konnten. Einen Teil dieses Nachfrageüberschusses nach Neuwagen, so IHK Markits, wurde durch einen stärkeren Absatz von ZEV kompensiert.

Quebec und British Columbia: Mehr Förderung – mehr E-Mobility

In Kanada gestaltet sich der Markt für ZEV keineswegs einheitlich. Für alle Regionen gilt die bundesweite Förderung über das Programm "Incentives for purchasing zero-emission vehicles (iZEV)". Darüber unterstützt die kanadische Regierung seit Mai 2019 den Kauf von Zero Emission Vehicle in der Kategorie leichte Fahrzeuge mit bis zu 3.900 US-Dollar (US$; 5.000 Kanadische Dollar). Die Höhe der Kauf- beziehungsweise Leasinganreize ist modellabhängig. Die Regierung stellt auf einer Webseite die exakte Übersicht der Förderungen nach Modell zur Verfügung.   

Doch vor allem in den Provinzen, die den Kauf eines ZEV mit zusätzlichen Zuschüssen versüßen, ist die Marktdurchdringung erwartungsgemäß höher. Quebec und British Columbia gehen hier voran. In British Columbia waren 17 Prozent aller Neuzulassungen im 1. Quartal 2022 Nullemissionsfahrzeuge. Noch im Vorjahr lag die Quote bei 13,5 Prozent. In Quebec – ebenfalls mit Extraförderung – stieg der Anteil der ZEV bei den Neuwagen im gleichen Zeitraum noch beachtlicher von 8,6 Prozent auf 13,6 Prozent.

In der bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich stärksten Provinz Ontario gibt es keine Sonderförderung für Elektroautos. Dennoch stieg der Neuzulassungsanteil für ZEV im 1. Quartal 2022 beachtlich von 2,5 Prozent im Vorjahr auf 5,7 Prozent. 

Regierung setzt weiter auf ZEV-Förderung

Von der Verbraucherbasis gibt es für den Ausbau der Elektromobilität also positive Signale. Parallel verkündete die Regierung in ihrem kürzlich vorgestellten Haushalt für 2022 weitere Investitionen in die Elektrifizierung des Verkehrs.

Zum einen wird das iZEV-Programm fortgeführt und ausgeweitet. Seit Ende April 2022 sind erstmals auch Minivans, SUV und leichte Pickups förderfähig. Der neue Haushalt sieht vor, das Förderprogramm vorerst bis 2025 zu verlängern. Dafür sollen weitere 1,35 Milliarden US$ bereitgestellt werden. Darüber hinaus will die Regierung 430 Millionen US$ über vier Jahre als Anreiz für den Erwerb von leichten und schweren Nutzfahrzeugen investieren. Dieses Förderprogramm soll Ende 2022 beginnen.

Zeitgleich will der Bund mit den Provinzen Standards und Sicherheitstests für ZEV-Nutzfahrzeuge harmonisieren und setzt dafür 27 Millionen US$ über fünf Jahre an.

Momentan mangelt es in Kanada für eine erfolgreiche flächendeckende Ausweitung von Elektrofahrzeugen vor allem an öffentlicher Ladeinfrastruktur. Zwar werden Elektroautos nach Angaben des Verbands Electric Mobility Canada zu fast 90 Prozent zu Hause geladen. Gleichzeitig sind die auf der Straße verfügbaren 0,06 Ladestationen pro Elektroauto in Kanada 2021 für komfortables Langstreckenreisen nicht ausreichend. Die Möglichkeiten zum schnellen Aufladen müssten vor allem auf den Fernstraßen ausgebaut werden.

Auch diesen Bereich soll der neue Haushalt ankurbeln. Ziel der Regierung sind 50.000 neue Ladestationen – zusätzlich zu den existierenden 6.700. Der Bund will helfen, ein nationales Netzwerk an Ladesäulen aufzubauen und plant dafür etwa 700 Millionen US$ ein.

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