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Neue Hoffnung für Lithiumabbau in Kanada

Die kanadische Lithiumproduktion soll mit neuen Bergbauprojekten endlich Fahrt aufnehmen. Die Regierung will den Abbau von Batteriemineralen stärker fördern.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Mit umfangreichen Vorkommen an kritischen Mineralen, einer überwiegend grünen Stromerzeugung und dem eng verknüpften Markt Nordamerikas vor der Haustür hat Kanada in den nächsten Jahren die Chance, ein wichtiger Akteur in der globalen Batterieproduktion zu werden.

Kanada nimmt lokale Lieferkette für Batterieproduktion ins Visier

Die kürzlich wiedergewählte Liberale Partei Kanadas will im Rahmen der Strategie "Mines to Mobility" die Innovationsförderung erhöhen und Investitionen gewinnen, die eine lokale Lieferkette für die Elektromobilität begünstigen - vom Bergbau über die Rohstoffverarbeitung bis hin zur Fertigung von E-Autos.

Die Lithium-Ionen-Batterie steht dabei im Zentrum aller Pläne von Wirtschaft und Regierung. Jede Chance auf eine kanadische Produktion mit lokaler Beschaffung beginnt mit dem Abbau der notwendigen Rohstoffe. Die vielleicht wichtigsten - Kobalt, Nickel, Graphit und Lithium - sind im Land reichlich vorhanden. 

Anders sieht es bei der Wertschöpfung für eine Batterieproduktion aus: Beim Abbau von Nickel, Kobalt und Graphit ist Kanada ein Global Player, liefert die Nickelproduktion jedoch hauptsächlich an die lokale Stahlindustrie. Das gewonnene Kobalt wird zur Weiterverarbeitung exportiert. Zudem sind aktuell keine Lithiumminen in Betrieb. Bei dem für die Batterieproduktion vielleicht wichtigsten Rohstoff stehen die Explorationsprojekte noch am Anfang und stießen in der Vergangenheit immer wieder auf Finanzierungsprobleme.

Der Präsident des Bergbauverbands, Pierre Gratton, sieht in den nun geplanten Förderprogrammen der neuen Regierung eine "wichtige Stütze für den Auf- beziehungsweise Ausbau der lokalen Produktion von batteriefertigem Kobalt, Nickel, Graphit und Lithium".

Quebec könnte ein Lithium-Hub für Nordamerika werden

Es gibt mittlerweile konkrete Hoffnung, dass Kanada im Lithiumabbau künftig für den nordamerikanischen Markt eine Rolle spielen kann. Große Reserven sind über den Kanadischen Schild verteilt, aber vor allem Quebec verfügt über umfangreiche Vorkommen. Vor Jahrzehnten, in den 1950er und 60er Jahren war die Provinz schon einmal ein großer Lithiumproduzent. Versuche, die Exploration in den 2010er Jahren wiederzubeleben, scheiterten meist an der Wirtschaftlichkeit. Nun werden neue Anläufe gestartet.

Steigende Lithiumpreise und Quebecs reiche Bergbaugeschichte sind dabei sicher ein Vorteil. Die Provinzregierung gibt aktuell bereits sechs Lithiumprojekte an - in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Die vielversprechendsten sind wohl das "Moblan Spodumene Project" und das "Rose Lithium-Tantalum Mining Project", beide angesiedelt im Norden der Provinz.

Das Moblan-Projekt gehört seit Oktober 2021 zu 60 Prozent dem australischen Bergbauunternehmen Sayona Mining. Die restlichen Anteile hält die regionale Investitionsbehörde Investissement Québec. Sayona will einen Lithium-Hub in Quebec aufbauen und hat sich nach eigenen Angaben neben der Exploration auch der Lithiumreingewinnung verschrieben, um den nordamerikanischen Batterie- und Elektroautomarkt zu bedienen.

Critical Elements Lithium startet Projekt mit guten Rahmenbedingungen

Das Rose-Projekt ist das Vorhaben des kanadischen Unternehmens Critical Elements Lithium (CEL), das nach bestandenem Umweltgutachten kürzlich die Bewilligung der Regierung erhielt. Das Projekt gehört CEL zu 100 Prozent, liegt in James Bay - etwa 40 Kilometer nördlich der Cree-Siedlung Nemaska - und erstreckt sich über 24.000 Hektar.

Die Tagebauproduktion von  Lithium und Tantal soll 2023 beginnen und über 17 Jahre etwa 4.500 Tonnen Erz pro Tag bergen. Ein Untertagebau zu einem späteren Zeitraum ist ebenfalls möglich. Die gesamten Lithiumoxid-Vorkommen beziffert CEL auf 27 Millionen Tonnen.

Die einzigartige Reinheit dieses Depots sei ein großer Vorteil gegenüber anderen Projekten, so Steffen Haber, der deutsche Vorsitzende bei Critical Elements Lithium. Metallurgische Gesteinstests ergaben sehr geringe Eisen- und Glimmer- und dafür hohe Lithiumanteile. CEL erwartet die Bergung eines hochkonzentrierten Lithiumerzes (Spodumen-Konzentrat) mit 6 Prozent Reinheit. Dieses könne anschließend in hochwertiges, batteriefertiges Lithiumhydroxid verarbeitet werden.

Zudem verfügt das Rose-Projekt über eine fortgeschrittene Infrastruktur. An mangelhafter Anbindung und Versorgung scheitert in Kanada häufig die Wirtschaftlichkeit von Bergbauprojekten. Das Rose-Projekt liegt aber 50 Straßenkilometer entfernt vom Flughafen Nemiscau und hat ganzjährig Straßenanschluss über die Stadt Chibougamau. Weiter versorgt Hydro Quebec das Projektgelände mit Elektrizität aus Wasserkraft und auch lokale Arbeitskräfte der umliegenden Siedlungen sind vorhanden.

Die interaktive Karte Atlas of Canada - Minerals and Mining bietet eine Übersicht über laufende Bergbauaktivitäten.

Steigerung der Wertschöpfung durch Lithiumaufarbeitung bereits geplant 

Die nächsten Schritte für das Rose-Projekt sind die Genehmigungen auf Provinzebene, die Sicherung von Abnahmeverträgen und weitere Projektfinanzierung. Dafür sucht CEL unter anderem strategische Partner.

In der zweiten Phase des Projekts will CEL ein Chemiewerk zur Verarbeitung des Lithiumerzes zu -hydroxid (LiOH) bauen und hat die Machbarkeitsstudien bereits begonnen. Die Verarbeitung des gewonnenen Erzes zu hochwertigem Lithiumhydroxid könnte Gewinnmargen steigern und die Erfolgsaussichten erhöhen.

Der Preis für Lithiumerz liegt im Oktober 2021 bei etwa 1.000 US-Dollar (US$) pro Tonne, der Preis für Hydroxid dagegen bei fast 25.000 US$ pro Tonne. Für die Gewinnung einer Tonne LiOH benötigt man nach Angaben von Branchenunternehmen etwa 7 bis 8 Tonnen Lithiumerz. Bei den aktuellen Preisen und den Aussichten für die Nachfrage nach batteriefertigem Lithium dürfte sich die Investition in den nächsten Schritt der Wertschöpfungskette durchaus lohnen.


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