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Québec erwartet schnell steigenden Strombedarf

Für den Ausbau der Industrie sowie den Umstieg auf Elektromobilität und Wasserstoffwirtschaft benötigt die kanadische Provinz in zehn Jahren etwa 14 Prozent mehr Strom.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Das staatliche Unternehmen Hydro-Québec rechnet in den nächsten zehn Jahren mit einem schnell steigenden Strombedarf. Der Versorger geht davon aus, dass seine Kunden bis 2032 etwa 25 Terawattstunden (TWh) mehr an elektrischer Energie benötigen werden als derzeit. Hydro-Québec ist für die Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom in Québec verantwortlich.

Wasserstoffproduktion und Elektromobilität erhöhen Strombedarf

Ein Grund für den steigenden Strombedarf ist die zunehmende Elektrifizierung sowohl im Verkehr als auch bei industriellen Prozessen in der Wirtschaft im Rahmen der Energiewende. Besonders bei folgenden Subsegmenten sieht Hydro-Québec einen erhöhten Bedarf:

  • Gebäude und industrielle Prozesse: +4,5 TWh
  • Neue Märkte wie Datencenter (+4,1 TWh), grüne Wasserstoffproduktion (+2,3 TWh), Fertigung von Batteriekomponenten für Elektrofahrzeuge (+1,2 TWh) und Landwirtschaft in Gewächshäusern (+0,7 TWh)
  • Elektrifizierung des Transports: +7,8 TWh

Zusätzlich rechnet das Unternehmen mit etwas mehr als 4 TWh "organischen" Wachstums in den zehn Jahren von 2023 bis 2032. Dem Regionalparlament in Québec legte der Stromversorger kürzlich offen, dass aus der Wirtschaft zahlreiche Anfragen für die Versorgungssicherheit neuer Industrieanlagen vorliegen. Demnach haben Unternehmen Hydro-Québec ihren Strombedarf für zukünftige Investitionen, etwa in die Metallverarbeitung oder die Wasserstoffproduktion, mitgeteilt. In der Summe wären damit neue Stromkapazitäten in Höhe von 23 Gigawatt nötig, so Hydro-Québec. 

Québecs Premierminister François Legault will seine Provinz als Industriehub für die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität sowie für die Produktion von grünem Wasserstoff in Kanada etablieren. Québecs Wirtschaftsminister stellte zumindest 8 bis 10 Gigawatt an neuen Stromkapazitäten bis 2032 in Aussicht. Ein Großteil davon dürfte an die Wasserstoffproduktion gehen.

Energieeffizienz und Stromproduktion sollen parallel ausgebaut werden

Einen beachtlichen Teil des erwarteten zusätzlichen Strombedarfs sollen Maßnahmen für höhere Energieeffizienz auffangen. Unter anderem können Förderprogramme für den Ausbau von Wärmepumpen in Privathaushalten dazu beitragen. Ebenfalls hofft Hydro-Québec, dass hauseigene Angebote wie das Efficient Solutions Program Unternehmen dabei helfen, Energie zu sparen.

Auch in Energiemanagementsystemen sieht der Versorger große Einsparpotenziale. Die Verbreitung von Hausautomationssystemen, Smart Metering und dynamischem Preismanagement soll vorangetrieben werden. Hier bieten sich Geschäftschancen für Technologieanbieter. Insgesamt zielt das Staatsunternehmen bis 2032 auf Einsparungen von etwa 9 TWh allein durch Energieeffizienzmaßnahmen.

Ausschreibungen für zusätzliche Stromkapazitäten angekündigt

Energieeffizienzmaßnahmen sind wichtig, werden aber die zusätzliche Nachfrage nicht ausgleichen können. Deshalb will Hydro-Québec auch das Angebot erhöhen und plant den Ausbau seiner Produktionskapazitäten. Diese sollen ausschließlich aus erneuerbaren Energien (EE) gewonnen werden.

Das Interesse an der Umsetzung ist groß. Bereits im letzten Jahr schrieb der Versorger im Rahmen der geplanten Erweiterungen einen Windpark mit einer Leistung von 300 Megawatt und weitere EE-Anlagen mit 480 Megawatt aus. Für beide Ausschreibungen gingen bei Hydro-Québec 27 Projektvorschläge mit einer Gesamtleistung von insgesamt mehr als 2 Gigawatt ein. Die Ausschreibungsgewinner müssen bis Dezember 2026 Strom liefern können.

Hydro-Québec kündigte zudem neue Ausschreibungen in den kommenden Monaten an. Diese richten sich ausschließlich an die Windkraftbranche. Die Provinz will zügig weitere 4.000 Megawatt an Windkraft installieren.

Québec mag seinen Strom grün und billig

Québec hat die niedrigsten Strompreise in ganz Nordamerika. Damit ist es als Investitionsstandort besonders attraktiv für energieintensive Branchen. Den Großteil seiner preiswerten Elektrizität bezieht die Provinz aus Wasserkraft, die in Québec in großem Maße vorhanden ist. 

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Gleichzeitig importiert Québec einen nicht unerheblichen Teil seines billigen Stroms aus der Nachbarprovinz Neufundland und Labrador. Ein jahrzehntealter Vertrag garantiert Hydro-Québec nahezu kostenlose Energie aus dem Wasserkraftwerk in Churchill Falls in Labrador. Dabei zahlt der Versorger pro Megawattstunde nur 2 kanadische Dollar (kan$), das entspricht umgerechnet knapp 1,4 Euro.

Dieser Vertrag läuft 2041 aus. Québec wird zukünftig nicht ohne die saubere Energie aus dem 5,5-Gigawatt-Kraftwerk planen wollen, muss bei Neuverhandlungen aber mit deutlich schlechteren Konditionen als bisher rechnen.

Stromexport soll ausgebaut werden

Hydro-Québec exportiert etwa 16 Prozent seines produzierten Stroms (2019: 34 TWh) und erzielt damit 22 Prozent seines gesamten Umsatzes. Die Exporte billigen grünen Stroms sind lukrativ. Rund 75 Prozent der Exporte gehen in die US-Bundesstaaten Massachusetts, New York und Vermont. Den Rest nehmen die kanadischen Provinzen Ontario und New Brunswick ab.

Weitere Übertragungsnetze sind geplant. Ende 2022 autorisierte die Energieregulierungsbehörde Québecs das Hertel-New York-Projekt. Dabei soll auf kanadischer Seite eine 58 Kilometer lange, unterirdische Übertragungsleitung (400 Kilovolt) zwischen dem Hertel-Umspannwerk in La Prairie, Québec, und einem Verbindungspunkt an der Grenze zu den USA gelegt werden. Hauptabnehmer des kanadischen Stroms soll New York City werden.

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