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Deutsche Wettbewerbsposition | Kanada

Kanada (noch) kein strategischer Handelspartner für Deutschland

Die Bedeutung des zweitgrößten Flächenstaats der Welt für die deutsche Außenwirtschaft ist vergleichsweise gering. In vielen Bereichen bietet sich noch deutliches Ausbaupotenzial.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Kanada hat keine hohe Bedeutung für die deutsche Außenwirtschaft. Nur etwa 0,7 Prozent der heimischen Exporte gehen in das nordamerikanische Land. Bei den deutschen Importen liegt der Anteil Kanadas bei 0,5 Prozent. Dennoch sind viele deutsche Unternehmen vor Ort aktiv. Die Firmen schätzen die Gewinnmargen, gut ausgebildete Nachwuchskräfte im Hightech-Sektor und die hohe Kaufkraft. Auch als Testmarkt für eine Markterschließung in den USA bietet sich das Land an.

Zukünftig kann Kanada durchaus bedeutender werden für deutsche Firmen. Chancen bieten sich bei Ausrüstungsgütern, darunter insbesondere für die Digitalisierung der Produktion, und bei Umwelttechnik. Auch als Beschaffungsmarkt hat Kanada viel Potenzial.

Ob die ausländischen Investitionen künftig steigen werden, hängt entscheidend von der Steuerpolitik relativ zu den USA und der Förderpolitik der kanadischen Regierung ab. Momentan setzt diese vor allem auf Klimaschutz und die Dekarbonisierung der Wirtschaft.

Kanada auf einen Blick

Kanada importierte 2021 laut UN Comtrade Waren im Wert von 488,5 Milliarden US-Dollar, davon stammten 3,1 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 27 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Kanada exportierte 2021 Waren im Wert von 500,9 Milliarden US-Dollar. Rund 1 Prozent davon ging nach Deutschland. Laut Destatis lag Kanada auf Rang 36 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Deutscher Bundesbank waren 2019 rund 537 deutsche Unternehmen in Kanada ansässig. Angaben von Statistics Canada zufolge stellen deutsche Firmen etwa 68.000 Arbeitsplätze im Land.

Anteil deutscher Warenlieferungen hat Luft nach oben 

Kanada setzt sich seit vielen Jahren das Ziel, seine Handelsströme zu diversifizieren und die wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA zu mindern. Auf den Nachbarn im Süden entfallen mehr als 70 Prozent der Exporte und fast die Hälfte der Importe Kanadas.

Deutschland liegt auf Rang vier der wichtigsten Lieferländer. Der deutsche Lieferanteil blieb in den vergangenen Jahren konstant bei etwa 3 Prozent. Dagegen konnten Mexiko und vor allem China ihre relative Bedeutung ausbauen.

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Deutsche Firmen nutzen CETA-Handelspräferenzen noch wenig

Aus Deutschland importiert Kanada hauptsächlich Maschinen, Fahrzeuge, Kfz-Teile und chemische Erzeugnisse. Den Maschinenabsatz konnte Deutschland im letzten Jahrzehnt steigern und dabei auch Marktanteile gewinnen. Erhöhen kanadische Firmen ihre zuletzt konstant schwachen Unternehmensinvestitionen, sollten auch deutsche Ausrüster profitieren. 

Die Hoffnung, dass das Freihandelsabkommen CETA den deutsch-kanadischen Handel beleben würde, hat sich nach über vier Jahren vorläufiger Anwendung noch nicht erfüllt. Auch die Zollpräferenzen, die das Abkommen zwischen Kanada und der Europäischen Union bietet, werden von deutschen Unternehmen bislang vergleichbar wenig genutzt, wie eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft aus 2021 zeigt.

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000 

2010

2020

Maschinen 2)

1

USA

73,2

61,1

53,5

2

China

0.9

5,1

9,3

3

Deutschland

4,9

5,0

6,8

 Kfz und -Teile 3)

1

USA

79,5

65,8

63,2

2

Mexiko 

5,8

10,2

11,4

3

Japan

8,2

9,5

7,2

5

Deutschland 

2,2

5,5

3,7

Chemische Erzeugnisse 4)

1

USA

76,9

60,8

55,7

2

Deutschland

4,3

4,9

6,1

3

China

0,7

3,0

4,9

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Kanada; 2) SITC-Gruppe 71-74; 3) SITC-Gruppe 78; SITC-Gruppe 5Quelle: UN Comtrade

Kanada gewinnt als Rohstofflieferant an Bedeutung

Kanada ist ein bedeutender Rohstoffexporteur. Das Land gehört weltweit zu den wichtigsten Produzenten von Erdöl und Erdgas, Uran, Diamanten, Gold, Niobium, Kalisalz und Aluminium. Auch für die Batterietechnik entscheidende Rohstoffe wie Kobalt, Graphit und Nickel werden in großen Mengen gefördert.

Das Land ist für deutsche Unternehmen ein interessanter Partner für die Rohstoffbeschaffung. Zukünftig dürfte diese Bedeutung weiter zunehmen - wegen der sich wandelnden geopolitischen Lage und den Ambitionen Kanadas, seine enormen Vorkommen an Bodenschätzen effektiver zu bergen und lokale Wertschöpfungsketten für die Elektrifizierung des Verkehrs aufzubauen. 

Kanada ist bereits ein verlässlicher Partner für Europa, mit ähnlichen politischen und rechtlichen Strukturen sowie vergleichbaren Zielen für den Klimaschutz. Die 2021 geschlossene Energiepartnerschaft mit Deutschland kann dazu beitragen, die bilateralen Beziehungen noch weiter auszubauen.

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