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Wirtschaftsumfeld | Kanada | Verhandlungspraxis

Kultureller Hintergrund

Kanada ist von vielen Kulturen geprägt. Aufgrund seiner geografischen Ausmaße, unterteilt in 10 Provinzen, sollten sich Geschäftsleute auf regionale Unterschiede einstellen.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Kanada ist ein multiethnisches Land. Das ist in jeder Facette des Lebens spürbar - in den großen Städten mehr als auf dem Land. Auf Kanadier mit den unterschiedlichsten Wurzeln trifft man in Politik und Wirtschaft genauso regelmäßig wie bei einem Spaziergang im Park. Ein großer Teil der Zuwanderung in der Geschichte Kanadas erfolgte aus Europa. Seit den 1970er Jahren überwiegen aber Süd- und Ostasien als Herkunftsregionen, allen voran China. Aber auch Kanadier mit Wurzeln aus dem Nahen Osten und dem indischen Subkontinent sind zahlreich. Diese Vielfalt gibt Kanada eine besondere Faszination. Somit zählen Toleranz, Offenheit und Respekt gegenüber Minderheiten zu den Grundpfeilern der kanadischen Gesellschaft und sollten auch von Geschäftsreisenden beherzigt werden.

Absolut vermieden werden sollte, Kanadier mit US-Amerikanern gleichzusetzen beziehungsweise Kanada als Anhängsel der USA zu betrachten. Kanadier identifizieren sich stark mit ihrem Land, wenngleich ohne ausgeprägtes Pathos, und betonen auch im Geschäftsleben ihre Souveränität gegenüber den USA. Unabhängig davon sind die kanadische und die US-amerikanische Wirtschaft sehr eng verknüpft. Bei allem Betonen der Eigenständigkeit sendet Kanada drei Viertel seiner Exporte in die USA, ist also angewiesen auf den US-Markt. Die Diversifizierung heraus aus dieser Abhängigkeit und eine größere Öffnung hin zu den Märkten in Europa, Asien und Südamerika ist ein erklärtes Ziel der aktuellen liberalen Regierung unter Justin Trudeau.

Zu beachten ist, dass Rauchen in fast allen öffentlichen Gebäuden untersagt und Alkohol nur in dafür bestimmten "licensed areas" zu genießen ist.

Die wichtigsten Feiertage sind der Nationalfeiertag "Canada Day", der am 1. Juli mit Feuerwerk und Grillpartys begangen wird. Im Herbst wird Thanksgiving am zweiten Montag im Oktober traditionell im Kreise der Familie gefeiert. Wegen der großen kulturellen und religiösen Vielfalt in der Gesellschaft wird die Weihnachtszeit meist etwas neutraler als "Holiday Season" bezeichnet.

Deutschland hat bei den meisten Kanadiern einen sehr positiven Ruf. Es ist ein wichtiger Wirtschaftspartner, zu dem die Beziehungen mittels des kanadisch-europäischen Freihandelsabkommens CETA weiter intensiviert werden sollen. Da die kanadische Gesellschaft in vielen Bereichen europäisch geprägt ist und sich unter anderem in Punkten wie Umweltschutz und nachhaltige Energieversorgung an Europa orientiert, finden Privat- oder Geschäftsleute leicht zu gemeinsamen Gesprächsthemen.

Ausgeprägte Kommunikation gehört zum guten Stil

Wer im Umgang mit Kanadiern freundlich, offen und respektvoll ist, beachtet bereits das Wichtigste. In Kanada wird verhältnismäßig viel kommuniziert, auch den üblichen Smalltalk tauscht man gern aus. Neben dem Wetter und der Regionalpolitik sind die Höhen und Tiefen der lokalen Sportmannschaften meistens ein gern gewähltes Thema. Eishockey steht als Nationalsport an erster Stelle und fast jeder Kanadier ist Fan eines Profiteams. Auch untereinander sind Kanadier etwas höflicher und rücksichtsvoller als wir Deutschen.

Die wohl häufigsten vernommenen Worte sind "Sorry" oder "Excuse me". Sie werden fast schon prophylaktisch einer Begegnung vorangestellt. Am deutlichsten wird dies auf der Straße, in der Bahn oder auf engen Bürofluren, wo gegenseitiges Aufhalten der Türen und Entschuldigen für das Blockieren von Wegstrecken an der Tagesordnung sind. Durch die multikulturelle Gesellschaft legen sich die Kanadier eine besondere "political correctness" auf. Geht es um Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexuelle Neigungen, wird nicht gespaßt.

Regionen unterscheiden sich wirtschaftlich und kulturell

Das Land ist in zehn Provinzen und drei Territorien unterteilt, die sich zum Teil bei der regionalen Gesetzgebung autonom verwalten. Darüber sollte sich jedes interessierte Unternehmen im Voraus informieren. Kulturell hebt sich vor allem die Provinz Quebec vom Rest des Landes ab. Die Region ist nicht nur sprachlich, sondern auch im kulturellen Selbstverständnis französisch geprägt. Besucher mit Französischkenntnissen sollten sich nicht scheuen, diese auch beim Aufbau von Geschäftskontakten einzusetzen. Einige politische Parteien haben sich Autonomiebestrebungen ins Programm geschrieben. Der Wunsch nach Eigenständigkeit erhielt aber in den letzten Jahren immer weniger Zuspruch.

Die Nachbarprovinz Ontario ist die bevölkerungsreichste und mit knapp 40 Prozent des kanadischen Bruttoinlandsprodukts die wirtschaftlich wichtigste Provinz. Sie ist angelsächsisch geprägt, was sich vor allem in der Wirtschafts- und Finanzmetropole Toronto bemerkbar macht. Die bevölkerungsreichste der drei Prärieprovinzen Kanadas ist Alberta mit einer starken Öl- und Gaswirtschaft. Sie trägt die meisten Rodeos aus und wird oft als das Texas von Kanada bezeichnet.

Ganz im Westen, an der Pazifikküste, liegt die Provinz British Columbia, deren Metropole Vancouver sich durch die starke Zuwanderung aus Ostasien zu einem Brückenkopf Kanadas nach China entwickelt hat. Der Hafen von Vancouver ist der wichtigste und größte Seehafen Kanadas und gemessen an Tonnage der drittgrößte Hafen in Nordamerika.

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