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Häfen in Georgien und Aserbaidschan erwarten mehr Warenumschlag

Den Häfen am Schwarzen Meer kommt eine Schlüsselrolle bei der Etablierung des Mittleren Korridors zu. Das ruft auch Geberbanken und Investoren auf den Plan. (Stand: 13.10.2022)

Von Viktor Ebel | Bonn

Der Transport auf dem Mittleren Korridor galt lange als teuer und zeitaufwendig. Vergleichsweise einfach erschien die etablierte Nordroute über China, Kasachstan und Russland. Doch wegen des Ukrainekriegs, der Sanktionen gegen Russland und den damit einhergehenden Unsicherheiten im Warentransport, beginnen einige Unternehmen umzudenken.

Mittlerer Korridor in beiderseitigem Interesse

Namhafte Logistikunternehmen wie der dänische Frachtriese A.P. Møller Maersk, die finnische Logistikgruppe Nurminen Logistics Services Oy oder auch das deutsche Unternehmen Dachser Cargoplus satteln teilweise oder gänzlich auf den Mittleren Korridor um. Der Verband Transkaspische Internationale Transportroute (TITR) prognostiziert, dass sich das Transportvolumen im Jahr 2022 auf der Route im Vergleich zum Vorjahr auf bis zu 3,2 Millionen Tonnen versechsfacht.

Kasachstan, Aserbaidschan und Georgien wollen von der Umorientierung profitieren und kündigen Hafenbauprojekte an. Da eine weitverzweigte Transportinfrastruktur auch im europäischen Interesse ist, klinken sich auch die EU und Geberbanken in die Vorhaben ein.

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Zweite Ausbauphase des Hafens Baku vorverlegt

Eigentlich hat der erst 2018 fertiggestellte neue Hafen von Baku im 70 Kilometer entfernten Alat seine jährliche Kapazitätsgrenze von 15 Millionen Tonnen Fracht, darunter 100.000 TEU-Container, noch nicht erreicht. Im ersten Jahr nach der Eröffnung wurden gerade einmal 4 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Doch der sprunghafte Anstieg des Warentransits im Jahr 2022 macht deutlich, dass der Hafen schneller an seine Kapazitätsgrenze kommt, als erwartet: Im Zeitraum Januar bis August 2022 stieg der Umschlag verglichen mit der Vorjahresperiode um 28,4 Prozent auf über 7,5 Millionen Tonnen. Dabei profitiert Baku auch von Transporten entlang des Nord-Süd-Korridors. 

Das veranlasste die Betreiber, die zweite Ausbauphase des Hafens schneller als ursprünglich geplant zu starten. In einer Machbarkeitsstudie wird nun die Erweiterung der Kapazität auf 25 Millionen Tonnen Fracht, inklusive 500.000 TEU-Container, geprüft.

Megaprojekt „Tiefseehafen Anaklia“ an georgischer Schwarzmeerküste wiederbelebt

Obwohl die Häfen Poti und Batumi an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, wurde im Jahr 2019 Georgiens größtes Hafenbauprojekt "Anaklia" auf Eis gelegt. Die Regierung kündigte das Vorhaben nachdem es dem Anaklia Development Consortium nicht gelungen war, 400 Millionen US$ an Krediten von internationalen Finanzinstitutionen zu akquirieren. Die jüngsten Entwicklungen in der Region haben das Interesse an dem Projekt wieder geweckt: Im georgischen Staatshaushalt 2023 wurden die zur Verfügung gestellten Gelder für die Vorbereitungsarbeiten auf über 1 Million US$ verdoppelt.

Am 12. September 2022 hat die Regierung einen Stufenplan „über den Bau, Betrieb und die Übergabe des Schwarzmeer-Tiefseehafens Anaklia“ verabschiedet. Das Dokument fußt auf einer aktualisierten Marktstudie der niederländischen Beratungsgesellschaft MTBS, welche unter anderem Prognosen für den Warenumschlag sowie ein mögliches Geschäftsmodell im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft umfasst. 

Aufstieg des Mittleren Korridors befeuert Interesse an Schwarzmeerhafen Anaklia

Zum aktuellen Zeitpunkt wird eine internationale Ausschreibung für das Hafenprojekt vorbereitet. Laut dem georgischen Wirtschaftsminister haben Investoren aus den Ländern des Persischen Golfs sowie Zentralasien bereits ihr Interesse bekundet.


Auch eine finanzielle Beteiligung der EU ist denkbar. Georgien ist Mitglied der Östlichen Partnerschaft, einer europäischen Initiative zur politischen und wirtschaftlichen Integration der Länder in Osteuropa und im Südkaukasus. Seine geografische Lage macht es außerdem zu einem wichtigen Bindeglied entlang des Mittleren Korridors. 


Ansprechpartner für das Gesamtvorhaben ist die beim Ministerium für Wirtschaft und Nachhaltige Entwicklung Georgiens angesiedelte Anaklia Deep Sea Port Development Agency.

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