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Branchenbericht Kasachstan Energie
Kasachstan strebt eine intensivere Nutzung erneuerbarer Energien an. Neue Auktionsrunden stehen Ende 2020 an. Sie zielen auf einen Ausbau um weitere 250 Megawatt Leistung.
04.08.2020
Von Jan Triebel | Almaty
Der gezielte Ausbau von Kapazitäten zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien in Kasachstan hält an. Für November und Dezember 2020 hat das kasachische Energieministerium im Mai 2020 weitere Ausschreibungsrunden für eine Gesamtleistung von 250 Megawatt angekündigt. Die Energie soll aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse gewonnen werden.
Die Tender versprechen garantierte Einspeisevergütungen für im Land geplante Anlagen über einen Zeitraum von 15 Jahren. Die kasachische Seite garantiert die im Zuge der Auktionen ermittelten Vergütungssätze nach der Inbetriebnahme der jeweiligen Anlage zur Stromerzeugung. Die Verträge enthalten eine Preisklausel. Je nachdem, wie sich die Teuerungsrate und der Wechselkurs der kasachischen Währung gegenüber führenden Fremdwährungen entwickeln, kann die Höhe der Vergütung indexiert werden.
Für Organisation und Durchführung der Auktionen ist die Betreibergesellschaft des kasachischen Strommarktes KOREM zuständig. Bei den Ende 2020 anstehenden Auktionsrunden wird - wie in den Jahren zuvor - der gebotene Preis für den einzuspeisenden Strom das maßgebliche Entscheidungskriterium sein.
Energiequelle | Kleinanlagen1); zu installierende Leistung (in Megawatt) | Großanlagen2); zu installierende Leistung (in Megawatt) | Termin der Auktion |
---|---|---|---|
Wasser | 20 | 9. November 2020 | |
Solar | 15 | 10. November 2020 | |
Wind | 15 | 11. November 2020 | |
Biomasse | 10 | 23. November 2020 | |
Wind | 50 | 24. November 2020 | |
Wasser | 100 | 25. November 2020 | |
Solar | 20 | 8. Dezember 2020 | |
Solar | 20 | 10. Dezember 2020 |
Um diese Einspeisevergütungen beanspruchen zu können, müssen die Projektentwickler - je nach Energiequelle - innerhalb bestimmter Fristen Nachweise zum erfolgten Baubeginn und zur Fertigstellung des Objektes erbringen. Diese Fristen fallen bei kleinen Wasserkraftanlagen mit 24 Monaten (Baustart) und 48 Monaten (Fertigstellung) am längsten aus. Für Anlagen zur Nutzung von Windkraft und Biomasse betragen sie 18 und 36 Monate, für Fotovoltaikanlagen 12 und 24 Monate. In bestimmten Fällen kann für die Bauausführung eine Verlängerung um bis zu ein Jahr zugestanden werden.
Die 2020 geltenden Höchstpreise, die Bieter im Auge behalten und herunterdrücken sollten, hat das kasachische Energieministerium bei Biogas, Biomasse und kleiner Wasserkraft im Vergleich zu 2019 unverändert belassen. Demgegenüber wurden sie für Windkraft leicht, für Solarenergie sogar deutlich abgesenkt. Hintergrund dafür ist, dass die Gebote für Wind- und Solarkapazitäten bei den Auktionsrunden 2019 zum Teil beträchtlich unter dem seinerzeit aufgerufenen Höchstpreis lagen. Bei Windkraft betrug dieser Abschlag im Durchschnitt 12,8 Prozent, bei Solarenergie 54,4 Prozent.
Energiequelle | Preis 1) | Veränderung gegenüber 2019 in Prozent |
---|---|---|
Biogas und Biomasse | 32,15 Tenge (0,078 US$) | - |
Windkraft | 21,69 Tenge (0,053 US$) | - 4,3 |
Solarenergie | 16,97 Tenge (0,041 US$) | - 41,5 |
Wasserkraft | 15,48 Tenge (0,037 US$) | - |
Eine nennenswerte Verbreitung von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen ist in Kasachstan erst seit etwa 2014 zu beobachten. Damals war erstmals ein fixierter Einspeisetarif eingeführt worden. Im Jahr 2018 wurde damit begonnen, Standorte für neue Kapazitäten zur Stromerzeugung basierend auf erneuerbaren Energien im Wege von Auktionen zu entwickeln. Entsprechend verachtfachten sich die Kapazitäten im Land zwischen 2014 und dem Ende des 1. Quartals 2020 auf Megawatt-Basis nahezu.
Während der Auktionsrunden in den beiden zurückliegenden Jahren wurden landesweit 1.000 Megawatt (2018) und 255 Megawatt (2019) offeriert, aber nicht voll ausgeschöpft. Tatsächlich vergeben und letztlich vertraglich besiegelt wurden 2018 und 2019 neue Kapazitäten mit jeweils 858 und 213 Megawatt.
Ende 2019 betrug die installierte Leistung aller erneuerbaren Energiequellen in Kasachstan 1.050 Megawatt, womit sie sich im Jahresverlauf nahezu verdoppelte. Im 1. Quartal 2020 kamen landesweit Anlagen mit weiteren 311 Megawatt Leistung hinzu.
Deutlich mehr als die Hälfte (58,6 Prozent) der Ende März 2020 ans kasachische Übertragungsnetz angeschlossenen Anlagen der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien entfiel auf Fotovoltaik. Knapp ein Viertel (24,7 Prozent) der zu diesem Zeitpunkt betriebenen Anlagen nutzte Wind als Energiequelle. Rund ein Sechstel (16,5 Prozent) waren kleine Wasserkraftanlagen. Biomasse wird im Land bisher nur selten zur Energiegewinnung verwendet.
Angesichts einer ganzen Reihe von derzeit in Umsetzung befindlicher Projekte und weiterer geschlossener Vereinbarungen zur Abnahme von Strom aus erneuerbaren Energiequellen rechnet das Energieministerium bis 2025 mit 3.000 Megawatt installierter Kapazität.