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Kasachstan will beim Flugverkehr hoch hinaus

Kasachstan rüstet sich für steigende Passagier- und Frachtzahlen im Luftverkehr. Neben dem Ausbau von Flughäfen und neuen Verbindungen treibt es die Privatisierung seiner Airports weiter voran.

Von Viktor Ebel | Almaty

Der kasachische Luftraum ist derzeit aus mehreren Gründen gefragt. In- und ausländische Airlines haben in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Flugrouten etabliert, die kasachische Reisende in den Urlaub befördern und eine wachsende Anzahl ausländischer Gäste ins Land bringen. Für das Jahr 2024 meldete die kasachische Regierung einen Besucherrekord von über 10 Millionen Menschen.

Hinzu kommt, dass Kasachstan sich als Umschlagplatz für Luftfracht ins Spiel bringt. Der größte Binnenstaat der Welt hat eine günstige geografische Lage zwischen Europa und China und stellt eine Alternative zur Flugroute über Russland dar. Kasachstan möchte sich als Hub für Flüge in den Bereichen Passage und Fracht gleichermaßen etablieren und setzt dabei auf eine moderne Flughafeninfrastruktur, mit der es weitere Airlines anlocken will.

Privatisierung von Flughäfen wird fortgesetzt

In den letzten Jahren wurde bereits eine Reihe von Flughäfen privatisiert. Der Staat spart hierdurch Kosten. Reisende profitieren von einer besseren Qualität sowie von einer wachsenden Zahl an Reisezielen im Zuge von Investitionen und Erweiterungen. Ein Beispiel hierfür ist der Flughafen Almaty, der seit 2021 von der türkischen TAV Airports Holding betrieben wird und 2024 um ein modernes Terminal erweitert wurde. Das Management des Hauptstadtflughafens Astana liegt seit 2023 bei der Terminals Holding aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Im Staatsbesitz verblieben und für die Privatisierung vorgesehen sind unter anderem die Flughäfen Kostanai, Pawlodar und Kyzylorda. Für letzteren interessiert sich die vietnamesische Sovico Group. Das Unternehmen hat kürzlich 51 Prozent an der kasachischen Airline Qazaq Air erworben und sich verpflichtet, 20 Flugzeuge bereitzustellen. Für die zukünftig unter dem Namen Vietjet Qazaqstan operierende Fluglinie, die Kasachstan besser mit Südostasien verbinden soll, sucht Sovico Group eine Base.

TAV Airports Holding investiert über 360 Millionen US-Dollar

Was das für den Flughafen Kyzylorda bedeuten könnte, zeigt der Blick in andere Städte. Nachdem TAV das neue Terminal für internationale Flüge in Almaty in Betrieb genommen hatte, folgte im Mai 2025 die Ankündigung, 362 Millionen US-Dollar (US$) in die Instandsetzung der Start- und Landebahnen sowie die Modernisierung des Inlandsterminals zu investieren. Der Vertrag mit dem kasachischen Verkehrsministerium sieht zudem vor, ein Flughafenhotel, eine Klinik und ein Schulungszentrum bis 2029 fertigzustellen.

Auch der Flughafen in der südlichen Millionenmetropole Schymkent wurde 2024 erweitert. Die Fluglinie SCAT nutzt diesen als Heimatflughafen und investierte über 50 Millionen US$ in ein neues Terminal, das im Dezember 2024 seine Pforten öffnete. Geplant sind zudem eine zweite Start- und Landebahn bis 2026, Wartungsanlagen, ein Pilotenausbildungszentrum, Räume für Cateringfirmen und ein Hotel. Mit Direktflügen nach München, Budapest, Shanghai und Seoul ab Mai 2025 macht SCAT den Flughafen Schymkent zum dritten regionalen Drehkreuz in Kasachstan neben Almaty und Astana.

EU streicht kasachische Airlines von schwarzer Liste

Kasachstan hat in den letzten Jahren Fortschritte bei der Luftfahrtsicherheit gemacht, so die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO). Die EU-Kommission nahm 2024 sämtliche kasachische Airlines von der schwarzen Liste. Zuvor war es nur dem nationalen Carrier Air Astana erlaubt, Ziele in der EU anzufliegen.

Drei neue Airports für den Tourismus werden gebaut

Neben der Kapazitätserweiterung bestehender Flughäfen hat die Regierung des Landes 2025 auch mit dem Bau von drei neuen, kleineren Airports begonnen, die in erster Linie den Tourismus stärken sollen. Ihre Standorte sind der Saissansee, der Nationalpark Katon-Karagay und die Küste des Kaspischen Meeres in Kendirli. Laut Medienberichten werden die beiden ersteren Flughäfen im Osten Kasachstans noch Ende 2025 fertiggestellt. Neben Inlandsflügen sind Verbindungen nach China sowie in die Mongolei geplant.

Deutsch-kasachisches Konsortium plant Großflughafen

In der Sonderwirtschaftszone Khorgos – Eastern Gate an der Grenze zu China will das deutsch-kasachische Konsortium Skyhansa einen Fracht-Passagier-Flughafen bauen. Dazu wurde während des Besuchs des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz im September 2024 ein Rahmenvertrag mit dem kasachischen Verkehrsministerium unterzeichnet, der folgendes vorsieht:

  • Passagierterminal mit einer Kapazität von bis zu 500 Personen/Stunde;
  • Treibstofflager mit einer Kapazität von bis zu 550.000 Tonnen/Jahr;
  • Frachtterminal mit einem vollständigen Frachtumschlag von bis zu 250.000 Tonnen/Jahr;
  • Einrichtung eines technischen Zentrums für die Flugzeugwartung;
  • Entwicklung weiterer touristischer Infrastruktur.

Der Gesamtbetrag der privaten Investitionen in das Projekt soll sich auf 500 Millionen US$ belaufen. Bislang hat die Regionalregierung von Schetissu ein Grundstück für den Bau des Flughafens zugewiesen. Der Investor plant, nach Abschluss eines Investitionsabkommens das Projekt anzugehen. Während erste Flugzeuge bereits 2027 starten und landen könnten, ist mit einem Abschluss des Gesamtprojektes erst 2032 zu rechnen.

Entwicklung des Frachtaufkommens kasachischer LuftfahrtunternehmenIn 1.000 Tonnen
 20202021202220232024
Frachtaufkommen24,234,024,523,827,9
Quelle: Büro für nationale Statistik 2025

Erweiterung der Flugrouten ist bereits in vollem Gang

Die neuen Vorhaben stehen in Einklang mit den offiziellen Plänen Kasachstans zur Entwicklung des Luftverkehrs bis 2030. Allein 2025 sollen 16 neue Routen zu internationalen Zielen hinzukommen, vor allem nach Europa und Ostasien. Die vier Low-Budget-Fluglinien SpiceJet (Indien), Eastar Jet (Südkorea), T´way Air (Südkorea), Thai AirAsia (Thailand) haben angekündigt, in diesem Jahr in den kasachischen Markt einzusteigen.

Ein weiter Weg bis zum internationalen Luftfahrdrehkreuz

Bis zu einem Drehkreuz für den internationalen Luftverkehr ist es für Kasachstan aber noch ein weiter Weg. Die größte Hürde sehen Experten in den hohen Preisen für den Flugkraftstoff Kerosin (Jet-A1), der aus Russland importiert werden muss. Das macht Stopps in Kasachstan teuer. Hinzu kommen die geringen Gewinnmargen der Flughafenbetreiber infolge der nach wie vor staatlich regulierten Gebühren für Flughafenleistungen sowie der Fachkräftemangel. Um die nötigen Reformen anzustoßen, arbeitet Kasachstan seit 2025 als erstes Land in der GUS-Region mit der ICAO im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zusammen.

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