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Branchen | Kasachstan | Telekommunikation

Zwei Anbieter bauen 5G-Mobilfunknetz auf

Kasachstan startet sein Mobilfunknetz der 5. Generation (5G) zunächst mit zwei Frequenzbändern. Bis 2027 soll die Netzabdeckung in Ballungsgebieten 60 bis 75 Prozent erreichen.

Von Jan Triebel | Almaty

Auf Kasachstans Mobilfunkmarkt geht der Aufbau eines Netzes im 5G-Standard in die entscheidende Phase. Ende Dezember 2022 hatte das staatliche Komitee für Telekommunikation die ersten Lizenzen für 5G-Frequenzblöcke erfolgreich versteigert. Eine größere Investitions- und Beschaffungsrunde steht unmittelbar bevor.

Aus den Auktionen gingen die Mobilfunkanbieter Kcell (Marken Kcell und Activ) und Mobile Telecom-Service (Marken Tele2 und ALTEL) als Sieger hervor. Beide sind Tochterunternehmen des staatlichen Telekommunikationskonzerns Kazakhtelecom. Die Mobilfunksparte von Kazakhtelecom gilt derzeit als wichtigster Einkäufer für das kasachische 5G-Netz. Das betrifft sowohl Basisstationen als auch weitere Technik.

Die kasachische Regierung schätzt die Aufwendungen für das 5G-Netz auf umgerechnet 940 Millionen US-Dollar (US$). Damit soll der weltweit neuntgrößten Flächenstaat in weiten Teilen abgedeckt werden. Für die umfassende Nutzung der beiden betroffenen Frequenzbänder - 3.600 bis 3.700 Megahertz und 3.700 bis 3.800 Megahertz - werden in den nächsten Jahren allein jeweils 3.527 Basisstationen benötigt.

Netzaufbau startet zunächst in den Millionenmetropolen

Der Aufbau des 5G-Netzes konzentriert sich zunächst auf die größeren Städte im Land. Dabei strebt das kasachische Ministerium für digitale Entwicklung für die drei Millionenstädte Almaty, Astana und Schymkent bis 2027 eine Netzabdeckung von 75 Prozent an. Die entsprechende Zielvorgabe für die Hauptstädte der 17 Gebiete des Landes liegt bei 60 Prozent. Darüber hinaus enthalten die Ausschreibungsregularien für die ersten 5G-Lizenzen konkrete Vorgaben, wie viele Basisstationen wann und wo installiert sein müssen.

So sollen die drei Metropolen bis Ende 2023 bereits über die ersten 391 funktionsfähigen Basisstationen pro Frequenzbereich verfügen. Im Zuge des weiteren Netzausbaus wird zudem erwartet, dass die Zahl der Basisstationen in Almaty, Astana und Schymkent um mindestens 390 pro Frequenzbereich und Jahr zunimmt.

Der Roll-out von 5G in den 17 Gebietshauptstädten startet spätestens 2024. Die Lizenzbedingungen sehen vor, dass dort jährlich bis 2027 mindestens 394 Basisstationen für jeden Frequenzbereich in Dienst zu stellen sind. 

Dank mehrerer erfolgreicher Testläufe in den letzten Jahren gelten Kcell und Mobile Telecom-Service Beobachtern zufolge als gut vorbereitet für die Einführung von 5G in Kasachstan. Kcell setzt zudem beim Einkauf von Mobilfunktechnik bereits seit längerem gezielt auf Ausrüstungen mit der Option "5G-ready", um ihre spätere Integration in das neue Netz zu vereinfachen. Techniker des Unternehmens sollen 2022 landesweit 1.272 Basisstationen für den Mobilfunk neu installiert oder modernisiert haben.

Auktionen für weitere 5G-Frequenzbereiche angekündigt

Neben Kcell und Mobile Telecom-Service nahmen noch zwei Bieter an den Frequenzauktionen teil. Einer davon ist der internationale Mobilfunkanbieter VEON. Er ist in Kasachstan gemeinsam mit dem Lizenzpartner Kar-Tel über die Marken Beeline und Izi seit längerem aktiv. Außerdem trat das bisher unbekannte Konsortium Internationale Telekommunikationsnetze Kasachstans an. Dieses soll wie auch VEON bei den Auktionsrunden frühzeitig ausgestiegen sein.

Beide Akteure können jedoch weiter auf eigene Lizenzen für das 5G-Netz hoffen. Das Digitalministerium hat neue Auktionsrunden für zusätzliche Frequenzbereiche für Ende 2023 oder spätestens im 1. Halbjahr 2024 angekündigt.

Trotz der überschaubaren Zahl der Teilnehmenden wurden recht hohe Preise bei beiden Auktionen erzielt. Während die erste Runde dem kasachischen Staat umgerechnet etwa 136 Millionen US$ einbrachte, waren es bei der zweiten rund 203 Millionen US$. Das Mindestgebot lag jeweils bei knapp 4 Millionen US$.

Die Erlöse fließen vorrangig in den Ausbau des Breitbandinternets im Land, so Digitalminister Bagdat Mussin in seinem Telegram-Kanal. Dazu zählen beispielsweise Glasfaserleitungen entlang zahlreicher Überlandstraßen und Internet für etwa 3.000 Ortschaften in ländlichen Gebieten.

Chinesische Ausrüster könnten bei Beschaffungen zum Zug kommen

Beim Einkauf der benötigten 5G-Technik durch die kasachischen Mobilfunkfirmen rechnen Beobachter mit einer aktiven Rolle von chinesischen Anbietern wie Huawei und ZTE. Kasachstan folgt nicht dem Beispiel zahlreicher anderer Länder, die chinesische Technik wegen Sicherheitsbedenken von einer Beteiligung am Ausbau der Mobilfunknetze ausschließen.

Entsprechend konnten sich chinesische Ausrüster bei ersten 5G-Testläufen der kasachischen Mobilfunkanbieter bereits einbringen. Huawei und das kasachische Digitalministerium vereinbarten zudem im Herbst 2021 eine vertiefte Kooperation bei Themen wie 5G, SmartCity oder Industrie 4.0.

China lag bei den kasachischen Importen von Ausrüstungen für den Mobilfunk - hauptsächlich Basisstationen (HS-Position 8517.61) und betreffende Teile (HS-Pos. 8517.71) - in den letzten Jahren laut der Importstatistik von UN Comtrade bereits regelmäßig mit ganz vorne. Darüber hinaus lieferten Israel, Russland, Schweden, Malaysia oder Mexiko in größerem Umfang die betreffende Technik wie Basisstationen, Antennen, Antennenreflektoren oder die sogenannten Remote Radio Heads zu.

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Position deutscher Anbieter von Mobilfunktechnik in Kasachstan

Deutsche Anbieter von Ausrüstungen für den Mobilfunk setzten sich in den letzten Jahren in Kasachstan nur selten durch. Basisstationen und betreffende Teile wurden 2020 für zusammen rund 1 Million US$ an kasachische Abnehmer geliefert, so das deutsche Statistikamt Destatis. In den Jahren davor waren die Exporte jeweils ähnlich hoch ausgefallen. Nur das Jahr 2016 stach etwas heraus, als sich die kasachischen Ausrüstungsimporte aus Deutschland auf knapp 4 Millionen US$ beliefen.

Smartphones stammen vor allem aus China und Vietnam

Kasachstans neues 5G-Netz wird auch den Anbietern von Smartphones einen spürbaren Nachfrageschub bescheren. Dort verfügen bisher nur wenige Nutzer von Mobilfunkdiensten über Geräte, die für diesen Standard ausgelegt sind. Schätzungen gehen davon aus, dass lediglich 6 Prozent der Smartphones in Kasachstan bereits für die Zukunft gerüstet sind. Vergleichsweise hohe Preise schrecken noch vom Kauf derartiger Endgeräte ab.

Das Angebot auf dem kasachischen Markt für Smartphones bestimmen Lieferungen aus China und Vietnam. Mit 3,8 Millionen Stück entfielen 2020 knapp 85 Prozent aller importierten Geräte (HS-Pos. 8517.13) auf die beiden Länder.

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