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Special | Kasachstan | Smart Farming

Ziele: Höhere Arbeitsproduktivität und mehr Exporte

In der kasachischen Landwirtschaft sind digitale Lösungen zunehmend gefragt. Der Staat fördert den Einsatz von Smart Farming.

Von Jan Triebel | Almaty

Smart-Farming-Lösungen werden in der kasachischen Landwirtschaft bislang eher selten genutzt. Zahlreiche Landwirte zeigen jedoch zunehmend Interesse. Vom breitenwirksamen Einsatz digitaler Technologien versprechen sich die Verantwortlichen im Landwirtschaftsministerium einen deutlichen Schub bei der Modernisierung des Agrarsektors. Langfristig soll so eine umfassendere Versorgung der kasachischen Bevölkerung mit Lebensmitteln aus eigener Produktion sichergestellt und das Exportpotenzial bei ausgewählten Agrarerzeugnissen ausgebaut werden.

Smart Farming soll deutliche Effizienzsteigerungen bewirken

Die Teilbereiche Pflanzen- und Tierproduktion kommen für die Nutzung digitaler Instrumente gleichermaßen infrage und verfügen über gute Perspektiven für Zugewinne bei der Produktivität. Erste Erkenntnisse zum Einsatz von Smart Farming in Kasachstan sind vielversprechend: Das Landwirtschaftsministerium beziffert die in den letzten Jahren erzielten Kostenersparnisse in der Tierproduktion auf 15 bis 20 Prozent. Zudem steigerten Pflanzenbaubetriebe, die auf digitale Lösungen zurückgriffen, ihre Erträge durchschnittlich um 10 Prozent. Langfristig soll Smart Farming auch dazu beitragen, die nach wie vor beträchtlichen Ernteverluste um 70 Prozent zu reduzieren. 

Die stärkere Verbreitung digitaler Lösungen in der Landwirtschaft ist bereits seit 2018 ein wichtiger Programmpunkt des staatlichen Entwicklungsplans "Digitales Kasachstan". Als sein wichtigstes Ziel gilt der spürbare Ausbau des Exportpotenzials im Agrarsektor. Die Ausfuhr von Nahrungsmitteln und lebenden Tieren soll von 2017 bis 2022 um 69 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr steigen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auf einen verstärkten Einsatz digitaler Anwendungen der Präzisionslandwirtschaft auf kasachischen Feldern gesetzt. Dabei soll auch die satellitengestützte Verwendung von Wetterdaten eine größere Rolle spielen.

Anwendungen des Smart Farming sind wichtige Impulsgeber im neuen nationalen Aktionsplan für den Agrarsektor. Die Strategie für den Zeitraum 2022 bis 2025 verfolgt das Ziel, die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft und in der Nahrungsmittelindustrie um 150 Prozent zu erhöhen.

Staat fördert gezielt Einsatz digitaler Lösungen

Kasachische Landwirte können zur Umsetzung von Investitionsvorhaben auf ein recht breit gefächertes Instrumentarium staatlicher Förderung zurückgreifen. Die Regierung will den Einsatz digitaler Lösungen von 2022 bis 2025 im Rahmen des neuen Aktionsplans für den Agrarsektor mit umgerechnet 105 Millionen US$ fördern. Landwirtschaftliche Betriebe, die sich bei erfolgversprechenden Projekten für neue Technologien entscheiden, können mit lukrativen Investitionszuschüssen rechnen.

Ministerien für Landwirtschaft und Digitalisierung koordinieren

Im kasachischen Landwirtschaftsministerium koordiniert die Abteilung für die Entwicklung staatlicher Dienstleistungen und Digitalisierung der Agrar- und Lebensmittelbranche die Einführung und Weiterentwicklung von Smart-Farming-Lösungen. Die Abteilung gilt auch als wichtige Anlaufstelle für Entscheidungen zur staatlichen Förderung von Versuchsfeldern und anderen Demonstrationsprojekten.

Eine wichtige Rolle als Impulsgeber spielt zudem das Ministerium für digitale Entwicklung, Innovationen und Luft-/Raumfahrtindustrie. Insbesondere die Komitees für Geodäsie und Kartografie sowie für Luft- und Raumfahrt arbeiten mit der Agrarbranche zusammen. In ihrer Verantwortung liegen Themen wie Landvermessung, Erfassung von Wetterdaten sowie der Einsatz von Drohnen. Hinzu kommt das ebenfalls dem Digitalministerium unterstehende Komitee für Telekommunikation, das unter anderem den Ausbau des Internets und Mobilfunks im Rahmen des 5G-Standards koordiniert.

Als wichtiger Vertreter von Wissenschaft und Forschung bei der Entwicklung eigener Smart-Farming-Technologien sowie ihrer praktischen Erprobung gilt die Agrartechnische Seifullin-Universität in Nur-Sultan. Sie beherbergt das renommierte Barajew-Institut mit dem Forschungsschwerpunkt Getreideanbau.

Eine weitere bedeutende Forschungseinrichtung ist das Institut für Ackerbau und Pflanzenzucht KasNIISiR mit Sitz im Gebiet Almaty. Der vom Institut betriebene Agropark Kaskelen verfügt über zahlreiche Versuchsfelder. Dort werden technische Lösungen der Präzisionslandwirtschaft langfristig erprobt.

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