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Katar hält am großangelegten Ausbau seiner Förderkapazitäten für Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) fest. Es ergeben sich Chancen im Projektgeschäft.
17.11.2021
Von Heena Nazir | Dubai
Katars Gasexporte summieren sich auf knapp über 60 Prozent der Gesamtausfuhren (2020). Die Regierung arbeitet seit Jahren an der Diversifizierung der Wirtschaft und legt ihre Schwerpunkte auf den Bausektor (Fußballweltmeisterschaft 2022) und den Ausbau des Finanzsektors (Qatar Financial Centre). Trotz der Bemühungen trug der Öl- und Gassektor im Jahr 2020 weiterhin circa 48 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
Im globalen Kontext will Katar am umfangreichen Ausbau seiner Förder- und Verflüssigungskapazitäten festhalten und dies im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern. Bereits im Jahr 2019 wurden weltweit zunehmend Investitionsentscheidungen für neue LNG-Export-Projekte aufgeschoben oder annulliert.
Das Analyseinstitut Rystad Energy prognostizierte das Angebot von LNG weltweit für 2020 auf 380 Millionen Tonnen jährlich gegenüber einer Nachfrage von 359 Millionen Tonnen pro Jahr 2018. Ein Überangebot führte bereits in den vergangenen Jahren zu fallenden Preisen. Im Jahr 2020 standen allein in den USA und Kanada ausstehende finale Investitionsentscheidungen (FID) von 190 Millionen Tonnen pro Jahr - verteilt auf 16 Projekte - aus. Inzwischen hat sich allerdings die Marktlage für LNG deutlich aufgehellt.
Während 70 bis 75 Prozent der LNG-Verkäufe langfristige Lieferverträge (10 bis 20 Jahre) zugrunde liegen, ist der Spot-Marktpreis in 2020 stark gefallen und lag im Durchschnitt bei 2,2 US-Dollar (US$) pro Million britischer thermischer Einheiten (MBtu). Eine Vielzahl der Investoren kalkuliert Projekte auf Preisen von circa 8 US$ MBtu. Experten zufolge könnten international kurz- bis mittelfristig gesehen Projekte wieder angeschoben werden.
Die Preise für LNG sind seit Januar 2021 stark gestiegen. Allein in der ersten Oktoberwoche 2021 gab es Rekordpreise in Höhe von 35 US$ pro MBtu, in Asien waren es sogar fast 40 US$. Laut Angaben von Rystad Energy wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 weltweit Verkaufs- und Kaufverträge für LNG im Wert von über 53 Millionen Tonnen unterzeichnet, in der entsprechenden Vorjahresperiode waren es nur 16 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Anstieg von über 230 Prozent.
Die steigenden LNG-Preise sind nicht ausschlaggebend für die katarischen Ausbaupläne. Das Land kann im internationalen Vergleich bei deutlich tieferen Preisen profitabel wirtschaften. In einer Analyse von Oxford Energy sind Katars Kosten über die gesamte Prozesskette (von der Gasförderung, über die Verflüssigung bis hin zur Verschiffung) die niedrigsten in der Welt. Im Beispiel für die Belieferung des japanischen Marktes liegen die Gesamtkosten mit 4,79 US$ pro MBtu 13 Prozent unter dem nächsten Wettbewerber (Russland).
Um seine Marktposition zu stärken, plant Doha bis 2027 eine großangelegte Expansion des Gasfeldes North Field. In der ersten Phase (bis 2025) erfolgt der Ausbau des North-Field-East-Blocks über 33 Millionen Tonnen pro Jahr auf dann 110 Millionen Tonnen jährlich. In der zweiten Phase werden (bis 2027) 16 Millionen Tonnen pro Jahr an weiterer Kapazität hinzugefügt (North Field South). Der Gesamtwert des Projekts beträgt 43 Milliarden US$.
Laut MEED Projects wurde das zentrale Projekt LNG Processing Trains mit einem Gesamtwert von 20 Milliarden US$ Ende 2020 ausgeschrieben. Qatargas hat am 8. Februar 2021 offiziell den Auftrag für das 13 Milliarden US$ schwere NFE-Paket 1 an ein Konsortium aus dem japanischen Unternehmen Chiyoda und der französischen TechnipEnergies vergeben. Offiziellen Angaben zufolge begannen die Bauarbeiten Mitte Oktober 2021.
Auch Transportkapazitäten sollen ausgebaut werden. Anfang 2020 wurde bekannt, dass Qatar Energy einen Vertrag im Wert von 770 Millionen US$ mit der chinesischen Werft Hudong-Zhonghua abgeschlossen hat. Katar sichert sich so bis 2027 circa 60 Prozent der globalen Werftkapazität für LNG-Tanker.
Neben dem direkten Ausbau der Förderkapazitäten plant das Golfemirat die Diversifizierung der Wirtschaft durch die Erweiterung im Downstream-Bereich. Der Ausbau des North-Field-Projekts wird die Entwicklung der petrochemischen Industrie weiter vorantreiben. Es sollen täglich 3.000 Tonnen Ethan, 185.000 Barrel Kondensat und circa 12 Tonnen reines Helium hergestellt werden.
Unter dem Namen Q-Chem plant ein Konsortium den Bau eines Ethan-Crackers mit einer Kapazität von 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr für 5 Milliarden US$. Das Konsortium besteht aus der lokalen Mesaieed Petrochemical Holding (49 Prozent), Qatar Energy (2 Prozent) und der amerikanischen Chevron Phillips (49 Prozent). Das Projekt befindet sich in der Vorplanungsphase (Front End Engineering und Design) und soll Anfang 2023 ausgeschrieben werden.
Qatar Energy plant ebenso den Ausbau der Autogas-Produktion (LPG Liquid Petroleum Gas) mit einer LPG-Abfüllanlage im Wert von über 70 Millionen US$. Diese soll bis Ende 2022 fertigstellt werden. Die geplante Produktionskapazität der Anlage beträgt 8.500 Tonnen pro Tag.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand* | Projektbetreiber |
---|---|---|---|
QIRP: Doha Metro: Phase 1 (Master plan) | 7.507 | DE | |
North Field South Development: Two Mega LNG Trains | 6.000 | AP | |
Passenger & Freight Rail (Master plan) | 5.500 | A | Qatar Rail Company (QRAIL) |
Facility E IWPP 2600MW | 3.000 | PQ | Qatar General Electricity and Water Corporation (KAHRAMAA) |
Water Security Mega Reservoirs: Phase 2 | 3.000 | ST | |
Propane Dehydrogenation (PDH) & Polypropylene (PP) Plant | 1.500 | ST | |
Doha Metro: Phase 1A Green Line Extension | 1.000 | DE | |
Doha Metro: Phase 1 Gold Line Extension | 1.000 | DE | |
Idd El Shargi South Dome Expansion | 1.000 | ST |