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Branchen | Kenia | Solarenergie

Marktchancen

Der kenianische Markt bietet reichlich Geschäftsmöglichkeiten. Allerdings gibt es große Unterschiede. So dürfte bei Solarparks vorerst ein wenig Ruhe einkehren.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Dachanlagen mit großem Potenzial

Unter den verschiedenen Solar-Bereichen sind in Kenia derzeit insbesondere Solar-Dachanlagen in der Industrie und bei anderen kommerziellen Großverbrauchern von Strom, wie den Blumenfarmen, sehr populäre Lösungen. Auch wenn in Kenia Solar-Dachanlagen derzeit nur für den Eigengebrauch genutzt werden können, weil es noch kein Net-Metering gibt, sind sie aufgrund der Kosteneinsparungen attraktiv. Während der Preis je Kilowattstunde bei KPLC bei derzeit etwa 14 bis 17 US$-Cent liegt, können die Kosten bei Solaranlagen auf etwa 8 US-Dollar (US$)-Cent gedrückt werden.

Die Regierung hat aktuell KPLC angewiesen, die Strompreise im Jahr 2022 um 30 Prozent zu senken. Branchenkenner gehen jedoch davon aus, dass dies kein langfristiger Trend ist, sondern eher ein „Vorwahlphänomen“. Dauerhaft dürften die Strompreise hoch bleiben, auch um die marode KPLC zahlungsfähig zu halten. Die Attraktivität der Eigenversorgung steigt durch die fehlende Zuverlässigkeit der Netzstromversorgung. Zwar kommen Stromausfälle seltener vor als zum Beispiel in Nigeria. Jedoch brauchen Großverbraucher von Strom eine Backup-Lösung. In der Regel sind dies Dieselgeneratoren, immer häufiger jedoch Hybridsysteme mit Solar.

Off-Grid-Lösungen müssen noch ausgereifter werden

Die kenianische Regierung ist bemüht, ländliche Regionen zu elektrifizieren und setzt dabei auch auf netzungebundene Lösungen mit Solartechnik. Weil die kommerzielle Attraktivität sich noch in Grenzen hält, werden diverse Projekte mit finanzieller Unterstützung von Geberorganisationen durchgeführt, wie zum Beispiel das Solar Access Project, das von der Weltbank unterstützt wird. Problem ist, dass der Stromtarif in der Regel höher als der Netztarif von KPLC ist.

Die Bewohner ländlicher Regionen sind aber deutlich ärmer als die Stadtbewohner und können sich den teuren Strom oft nicht leisten. Daher stocken Off-Grid-Projekte häufig. Um Skaleneffekte zu erzielen und günstigeren Strom anbieten zu können, sind Mini-Grid-Betreiber bemüht, viele Großabnehmer in ihrem Netzbereich zu finden, wie Schulen oder Agrarunternehmen.  

Solar-Kits für einzelne Haushalte sind populär

Als sehr populär herausgestellt haben sich bei einkommensschwachen Haushalten Solar-Kits für die Stromversorgung von Lampen, Kühlschränken oder dem Aufladen von Handys. Start-ups wie M-Kopa und D.Light stellen Haushalten kleine Solarpanels mit Kabelverbindungen zur Verfügung, die für den Betrieb der Haushaltselektronik eingesetzt werden können. Die Haushalte bezahlen ausschließlich für den genutzten Strom, müssen aber nicht das Solar-Kit erwerben. Derartige Lösungen haben sich auf dem Land genauso bewährt wie in den ärmeren städtischen Gegenden. 

Rahmenbedingungen für Solarparks dürften sich verschlechtern

Derzeit werden mehrere Solarparks für die Netzeinspeisung geplant beziehungsweise gebaut, in der Regel von privaten Investoren. Angesichts der gegenwärtigen Stromerzeugungsüberkapazitäten und der angespannten wirtschaftlichen Situation der KPLC werden derzeit keine neuen Lizenzen für Solarparks vergeben. Sollte es zu neuen Projekten kommen, dann dürften die Bedingungen nicht mehr so generös sein, wie zuletzt. In der Vergangenheit wurden in den Stromabnahmeverträgen (Power Purchase Agreements, PPAs) für Solarparks noch Einspeisetarife in Höhe von etwa 12 US$-Cent pro Kilowattstunde von Seiten der EPRA angeboten. Gepaart mit einer Laufzeit von in der Regel 20 Jahren hatten die Investoren in der Regel keine großen Probleme mit der Finanzierung bei einer Bank.

Nun soll eine Auktion zwischen den Interessenten einen niedrigeren Preis ermitteln. Zudem werden existierende PPAs geprüft und sollen gegebenenfalls geändert werden. Eine vom Staat erzwungene Verschlechterung der Bedingungen dürfte das Investitionsklima in dem Sektor deutlich trüben. Gezahlt wurde zudem für die installierte Kapazität („Take or Pay“), also unabhängig davon, ob der Strom benötigt wurde oder nicht. Auch das soll sich bei den nächsten PPAs ändern. KPLC soll dann nur noch für den gelieferten Strom bezahlen („Take and Pay“), was das Risiko für den Kraftwerksbetreiber birgt, dass KPLC nicht den gesamt produzierten Strom eines IPP abnimmt. Über weitere Geschäftschancen berichtet der aktuelle GTAI-Artikel über den Energiesektor in Kenia

Ausgewählte Solarprojekte in Kenia

Projektbezeichnung

Investitionssumme (in Millionen US$); Projektstand 

Anmerkung

Radiant und Eldosol-Solar Project

153; kürzlich fertig gestellt

Kapazität: Radiant und Eldosol je 40 Megawatt; Hauptanteilseigner: Frontier Energy II; Finanzierung: u.a. Europäische Investitionsbank (EIB), FMO; Standort: nahe Eldoret (im Westen Kenias)

Kesses PV Project (Kesses I und II), IPP

76; Kesses I: im Bau, geplante Fertigstellung im 1. Halbjahr 2022; Kesses II: in Planung

Entwickler: Alten Kenya Solarfarms BV (Tochter der spanischen Alten Energías Renovables); Kesses I: Solarpark mit 55 Megawatt bei Eldoret mit Finanzierung durch die südafrikanische Standard Bank und Emerging Africa Infrastructure Fund (EAIF)

Seven Forks Solar PV Project (KenGen)

64; im Bau

Kapazität: 40 Megawatt; Entwickler: KenGen

Kopere Solar, IPP

63,9; in Planung

Kapazität: 40 Megawartt; Entwickler: Voltalia Portugal SA; PPA mit KPLC wurde 2018 abgeschlossen zu 8 US$-Cent pro Kilowattstunde; Finanzierung u.a. von AfDB und European DFI

Rumuruti Solar, IPP

58,8; in Planung

Kapazität: 40 Megawatt; Finanzierung noch ungeklärt nachdem sich die Norwegische Norfund 2020 herausgezogen hat

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen

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