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Branchen | Ostafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Mehr lokale Produktion in ostafrikanischen Ländern

In Kenia soll eine neue Zuckerfabrik gebaut werden und in Uganda eine Anlage zur Kaffeeverarbeitung. Dort regelt künftig auch eine Norm den Umgang mit essbaren Insekten.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Kenia: Bewegung in der Zuckerindustrie

Die kenianische Firma Seal Sugar Mill will angeblich eine neue Zuckerfabrik im Bezirk Siaya bauen. Die Anlage soll täglich 1.250 Tonnen Zuckerrohr verarbeiten können und später einmal doppelt so viel, hieß es in gleichlautenden Pressemeldungen im März 2022. Geplant sei zudem, aus Bagasse Strom mit einer Kapazität von 3 Megawatt zu produzieren. Seal beantrage für das Projekt, für das keine Investitionshöhe genannt ist, die Genehmigung der Umweltbehörden.

Die Rai Group als Kenias führende Zuckerproduzentin will ihre Produktion weiter erhöhen: Die für 44 Millionen US-Dollar (US$) errichtete Naitiri Sugar Company in Bungoma sollte einer Meldung vom März 2022 zufolge bis zum Ende des Monats in Betrieb gehen. Die Verarbeitungskapazität von täglich 3.000 Tonnen werde später verdoppelt, wurde der Generaldirektor des Unternehmens im Januar von der Agentur Ecofin zitiert. Die West Kenya Sugar Company, zu der Naitiri gehört, investierte in der Gegend zuvor in die Erzeugung von Zuckerrohr.

Investitionen in Mumias Sugar könnten von einer Entscheidung des Obersten Gerichts in Kenia vom April 2022 betroffen sein. Die Rai Group, die über ihre ugandische Tochter Sarrai den Zuschlag zum Betrieb des maroden staatlichen Zuckerherstellers erhalten hatte, muss von dem Geschäft zurücktreten. Konkurrenten hatten laut Presse den Deal angefochten: Sarrai habe deutlich weniger für Mumia geboten als die Firma West Kenya Sugar - die kurioserweise ebenfalls zur Rai Group gehört.

Kenias Zuckerproduktion betrug 2020 nach Presseberichten 604.000 Tonnen und sollte in der Saison 2021/22 auf 650.000 Tonnen steigen. Der Verbrauch wächst ebenfalls auf jährlich zuletzt etwa 1 Million Tonnen. Die damit erforderlichen Importe begrenzte die Regierung 2021 trotzdem auf 210.000 Tonnen. Die Behörden streben seit Langem mehr Produktion im Land an.

Kenia: Bau eines Kühllagers für Kartoffeln

Kenias Landwirtschaftsministerium baut für 1 Million US$ ein Kühllager für Kartoffeln in Muchorwe im Unterbezirk Molo. Das Lager mit einer Kapazität von 4.000 Tonnen und einem Informationszentrum soll die Kartoffeln um vier bis sechs Monate länger als bisher üblich aufbewahren können. Nach Pressemeldungen von März ist das schon länger angekündigte Lager im Bau, und zwar im Rahmen eines Projektes namens NARIGP.

Der kenianische Kokusnussverarbeiter Kentaste will seine Verarbeitungskapazität von 30.000 Nüssen täglich auf 60.000 ausweiten. Dafür erhielt die Firma, die nach Bio- und Faitrade-Standards zertifiziert ist, im Januar 2022 einen Kredit über 1,3 Millionen Euro von EDFI AgriFI, einem Finanzierungsvehikel der Europäischen Union.

Der Essens-Lieferdienst Kune möchte seine Kapazitäten für die Produktion ausdehnen und dafür nach Presseberichten 3,5 Millionen US$ von Investoren einsammeln. Das Start-up kann eigentlich bereits 8.000 Gerichte am Tag zubereiten, liefert allerdings erst 400 aus.

Einige Details gibt es inzwischen zu Plänen von Tunga Nutrition, einem genehmigten Gemeinschaftsunternehmen von Nutreco aus den Niederlanden und dem großen kenianischen Nahrungsmittelverarbeiter Unga: Tunga Nutrition Kenya wird demnach die Produktionskapazität der von den Mutterfirmen gemeinsam gehaltenen Fischfutterfabrik in Nairobi erhöhen. In Ugandas Hauptstadt Kampala soll Tunga die stillgelegte Mühle von Unga Miller in einen modernen Betrieb zur Produktion von Tier- und Kraftfutter umwandeln. Investitionssummen nennen weder Presse noch die Webseite von Nutreco.

Äthiopien: alkoholfreie und Craft-Biere im Trend

Der Braukonzern BGI Ethiopia will seine Kapazität von 5,2 Millionen auf 6,4 Millionen Hektoliter pro Jahr ausweiten. Die Tochter der französischen Castel-Gruppe bekam von den äthiopischen Behörden außerdem die Genehmigung, vom britischen Diageo-Konzern dessen äthiopische Tochter Meta Abo Brewery zu übernehmen. Dies gab BGI zeitgleich mit der geplanten Kapazitätsausweitung Mitte April 2022 bekannt. Die Gruppe beanspruche für sich in Äthiopiens Biermarkt derzeit einen Anteil von über der Hälfte. In dem ostafrikanischen Land war lange Jahre Heineken Marktführer gewesen. Die Entwicklung von Sorten mit wenig oder gar keinem Alkohol sowie Craft-Biere aus handwerklicher Herstellung gilt als neuer Trend. 

Tansania: Cashewnuss-Verarbeiter investiert

Der tansanische Cashewnuss-Verarbeiter YYTZ will verstärkt in seine Verpackungs- und Lagerinfrastruktur in Sansibar investieren. Dafür hat sich die Firma eine Finanzierung über 1,3 Millionen US$ gesichert. YYTZ kauft halbverarbeitete Nüsse von Frauen-Kooperativen in Südtansania und stellt daraus in Sansibar unter anderem geröstete Produkte und Cashew-Butter her.

Uganda: Fabrik zur Kaffeeverarbeitung geplant

Im Kampala Industrial and Business Park der ugandischen Hauptstadt soll eine Fabrik zur Verarbeitung von jährlich 60.000 Tonnen Kaffee entstehen. Eine entsprechende Vereinbarung schloss im Februar 2022 das ugandische Finanzministerium mit der italienischen Vinci Coffee Company. Vinci-Chefin Enrica Pinetti und deren bisherige Aktivitäten in Uganda werden in der einheimischen Presse allerdings kontrovers diskutiert.

Das Uganda National Bureau of Standards erließ im März 2022 eine Norm für den Umgang mit essbaren Insekten. Der Edible Insects Standard US 2146:2020 2022 folgt einer Verordnung in Kenia. Das Nachbarland hatte laut Presseberichten 2020 als erstes Land der Welt eine Norm zu dem Thema erlassen. Der Weltmarkt für essbare Insekten erreichte 2019 nach Einschätzung des Marktforschers CMI 500 Millionen US$ und soll bis 2027 um jährlich 7 Prozent wachsen.

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