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Kolumbien veröffentlicht Wasserstoff-Roadmap

Um die Wasserstoffnutzung im Land voranzutreiben, stellt die Regierung eine Roadmap vor. Unterstützung bekommt Kolumbien dabei auch aus Deutschland. 

Von Janosch Siepen | Bogotá

„Die Zukunft der Energiewende“, nannte Energieminister Diego Mesa den neuen Wasserstofffahrplan des Landes bei der Vorstellung Ende September. Die Roadmap soll die Entwicklung, Gewinnung und Nutzung von mehr grünem Wasserstoff im Land erleichtern. Mit dem Vorhaben will Kolumbien so von der weltweit steigenden Nachfrage nach Wasserstoff in den nächsten dreißig Jahren profitieren.

Kolumbien will Emissionen senken

Durch die Wasserstoffforschung könnte der kolumbianische Energiesektor effizienter und wettbewerbsfähiger werden. Laut der International Energy Agency liegt der weltweite Bedarf an Wasserstoff 2050 bei 525 Millionen Tonnen, gerade weil die Nachfrage in Europa, Japan und Korea steigt. Grüner Wasserstoff fungiert dabei als Mittel, um die Energie aus nachhaltigen Quellen zu speichern.

Da Kolumbien fantastische Bedingungen für erneuerbare Energien hat, will das Land die Wasserstoffförderung bis 2050 entscheidend voranbringen. Dadurch will das Land seinen voraussichtlichen Bedarf von 1.850 Kilotonnen nachhaltigem Wasserstoff im Jahr 2050 bedienen. Vor allem der Transportsektor und die Industrie benötigen viel Energie. Im Luft- und Wassertransport, aber auch bei der Produktion von Düngemitteln, im Bergbau und der Stahlproduktion ist Kolumbien künftig vermehrt auf Wasserstoff angewiesen. 

Der Wasserstoff soll zum einen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes vorantreiben und den Export fördern. Das Land ist durch seine geografische Lage mit vielen Sonnenstunden und hohen Windgeschwindigkeiten besonders gut geeignet, um grünen Wasserstoff zu produzieren und zu exportieren. Zum anderen kann die Technologie dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Bis zu 3 Millionen Tonnen CO2 könnte die Technologie bis 2030 einsparen.   

Deutsche Unternehmen sind interessiert

Das Vorhaben ist ambitioniert. Bis 2030 soll eine Elektrolysekapazität bis zu 3 Gigawatt erreicht werden. Damit könnten rund 15 Prozent der Energie im Land aus erneuerbaren Energien kommen. Um diese Ziele umzusetzen, benötigt das Land bis 2030 Investitionen von bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar (US$). 15.000 Arbeitsplätze könnten dadurch entstehen. Bereits im Jahr 2022 sollen mindestens drei Wasserstoffpilotprojekte in Betrieb gehen. Das erste wird ein Elektrolyseur sein, der vom staatlichen Ölunternehmen Ecopetrol gekauft wurde, um in der Raffinerie Reficar in Cartagena grünen Wasserstoff zu produzieren. Darüber hinaus wird es zwei weitere Projekte für nachhaltige Mobilität mit Fahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln geben. So will das Land eine Flotte mit bis zu 3.500 Fahrzeugen mit Wasserstoffbatterien, darunter auch einen Bus, fertigstellen. Das Energieministerium führte bereits Gespräche mit den japanischen Unternehmen Mitsui und Toyota. 

Siemens, Porsche und Daimler gehören zu den acht Unternehmen, nationalen sowie internationalen Organisationen, die in einem Brief an die kolumbianische Regierung bereits ihr Interesse an der Entwicklung von Wasserstoffprojekten in Kolumbien angekündigt haben. Daneben wollen sich Engie aus Frankreich und das kolumbianische Unternehmen Ecopetrol am Wasserstoffvorhaben der Regierung beteiligen.  "Wir sehen großes Potenzial für grünen Wasserstoff, insbesondere durch die Schaffung eines Hubs in La Guajira für Produktion und Export, zum Beispiel nach Deutschland und andere Zielländer", sagt Guilherme De Mendonca, Managing Director bei Siemens Energy in Kolumbien. Laut Mendonca habe Kolumbien das Potenzial, im Wasserstoffsegment ein großartiger Partner für Deutschland zu werden. Die Bundesrepublik spiele als eines der führenden Länder weltweit bei erneuerbaren Energien eine entscheidende Rolle. Daher könne gerade Deutschland deutlich von der Entwicklung in Kolumbien profitieren. Kolumbien könne zudem zu einem regionalen Marktführer werden. 

Großes Potenzial vorhanden

Um im Geschäft mit Wasserstoff erfolgreich zu sein, muss das Land günstig produzieren. Bis 2030 will Kolumbien grünen Wasserstoff zum Preis von 1,7 US$/Kilogramm anbieten. Gerade im Norden der Karibikküste in La Guajira sorgen hohe Windgeschwindigkeiten und starke Sonneneinstrahlung für fantastische Bedingungen für eine kostengünstige Gewinnung. Damit dürfte Kolumbien ähnlich günstig produzieren wie Chile. Dessen Produktionskosten werden 2030 bei 1,3 bis 1,8 US$/Kilogramm liegen.

Durch Technologiefortschritte könnten Teile Kolumbiens 2050 sogar einen Produktionspreis von 1,1 US$/Kilogramm erreichen. In der Region hat laut der Ratingagentur Fitch Solutions allerdings Chile die besten Aussichten. Im Latin America Green Hydrogen Index führt zwar noch Mexiko, wird aber vermutlich bis 2025 von Chile überholt. Kolumbien liegt dagegen bisher nur auf Platz 5 der stärksten Märkte für Wasserstoff in Lateinamerika. Fitch zählt Kolumbien dennoch zu den Märkten mit dem größten Potenzial für grünen Wasserstoff in der Region. Gerade bei grünem Wasserstoff hat Lateinamerika durch den Überfluss an Sonnen-, Wasser- und Windenergie weltweit einen Vorsprung.

Energiewendegesetz legt Grundlage

Bereits im Dezember 2020 unterzeichnete das kolumbianische Wissenschaftsministerium und der größte Öl- und Gasproduzent des Landes Ecopetrol ein Abkommen zur Wasserstoffforschung. Im Juli 2021 etablierte das neue Energiewendegesetz Nr. 2099 „Ley de Transición Energética“ daraufhin die rechtliche Basis für die Wasserstoffförderung im Land. Dadurch können Unternehmen, die Wasserstoff fördern, in Zukunft Steuervorteile nutzen.

Anfang August wurde dann der Entwurf des Wasserstofffahrplans veröffentlicht. Die kolumbianische Öffentlichkeit konnte den Entwurf zwei Wochen lang kommentieren und Veränderungsvorschläge einreichen. Durch die Veröffentlichung der finalen Version hat das Land nun den Startschuss für das Vorhaben gegeben. 

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