Logistik | Kolumbien
Logistik steht vor Herausforderungen
Der Waren- und Gütertransport in Kolumbien ist stark auf Straßen angewiesen. Dadurch bestehen auch künftig Risiken für die Wirtschaft des Landes.
26.10.2021
Von Janosch Siepen | Bogotá
Im Frühjahr 2021 behinderten Straßenblockaden über Wochen den Verkehr in Kolumbien. Die Transportkrise führte zu hohen wirtschaftlichen Verlusten zwischen 1,3 Milliarden und 1,6 Milliarden US-Dollar (US$). Möglich wurde dies unter anderem aufgrund der strukturellen Probleme des kolumbianischen Logistiksektors.
Transportwege und -zeiten
Der Großteil des Transportvolumens in Kolumbien läuft noch immer über Landwege. Schienen sind bedingt betriebsfähig, wichtige Wasserwege noch nicht vollkommen schiffbar. So ist der Logistiksektor stark von der Straße und deren Befahrbarkeit abhängig. Das treibt nicht nur die Logistikkosten in die Höhe, sondern macht Kolumbiens Wirtschaft anfällig für Blockaden durch Proteste. Der Transport über die Straße ist durch deren Zustand und die Topografie des Landes langwierig. Spritverbrauch, Fixkosten und Mautgebühren treiben zudem die Preise in die Höhe.
Die kolumbianischen Behörden informieren über ihre Internetseiten: Bei der Verkehrspolizei gibt es Informationen zu der aktuellen Situation auf den kolumbianischen Straßen. Auf der Website der Transportaufsicht SuperTransporte findet sich eine Karte mit allen Mautstellen und zugehörigen Tarifen. Eine Liste mit Mauttarifen kann man zudem auf der Website des Nationalen Straßeninstituts INVIAS herunterladen.
Schifffahrt transportiert nur wenig
Lediglich rund 1 Prozent der kolumbianischen Gütertransporte erfolgt über Wasserwege – meist durch veraltete Schiffe. Der mit Abstand wichtigste Transportfluss ist der Rio Magdalena, der das Landesinnere mit der Karibik verbindet. Knapp 90 Prozent des Gesamtvolumens der kolumbianischen Häfen wird über die Karibikküste abgewickelt. Gerade der Hafen von Cartagena gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung.
Name | Region | Volumen (Januar – Juni 2021, in Mio. Tonnen) | Anteil am Gesamtvolumen (in %) |
---|---|---|---|
Cartagena | Karibik | 22,7 | 28,0 |
Ciénaga | Karibik | 16,9 | 20,8 |
Guajira | Karibik | 10,4 | 12,8 |
G. Morrosquillo | Karibik | 10,0 | 12,3 |
Buenaventura | Pazifik | 8,6 | 10,6 |
Exporte laufen in der Regel über diese beiden Häfen an der Karibikküste. Hier finden sich auch die meisten der insgesamt 119 ausländischen Seefrachtunternehmen in Kolumbien. Buenaventura am Pazifik ist der Eingangshafen für Sendungen aus Asien. Im Gegensatz zu den kolumbianischen Häfen an der Karibikküste ist der Hafen von Buenaventura allerdings wesentlich rückständiger.
Anbieter | Niederlassungen | Anmerkungen |
---|---|---|
Kuehne+Nagel (Deutschland) | 6 Niederlassungen (Bogotá, Cartagena, Barranquilla, Medellín, Cali, Pereira) | Spezialisiert auf internationale Logistikdienstleistungen für Unternehmen |
DHL (Deutschland) | Niederlassungen in allen mittleren und großen Städten Kolumbiens | In Kolumbien vertretene Divisionen: DHL Express, DHL eCommerce, DHL Global Forwarding |
Blu Logistics (Kolumbien) | 6 Niederlassungen (Bogotá, Medellín, Cali, Barranquilla, Bucaramanga, Pereira) | 1995 gegründet |
DSV Air & Sea (Dänemark) | 13 Niederlassungen in den wichtigsten Städten | Lager in Bogotá und Medellín (30.000 m²) |
Hellmann Worldwide Logistics (Deutschland) | 7 Niederlassungen (Bogotá, Cali, Barranquilla, Cartagena, Santa Marta, Buenaventura, Ipiales) | Internationaler Logistikanbieter |
Sunrise Cargo (Kolumbien) | 7 Niederlassungen (Bogotá, Medellín, Cali, Pereira, Barranquilla, Cartagena, Buenaventura) | Vertretung von DB Schenker, über 200 Mitarbeiter, zwei Lager in Bogotá (17.000 m²) |
Schryver (Deutschland) | 3 Niederlassungen (Bogotá, Medellín, Cartagena) | Lateinamerikaspezialist, Spedition und Zollagent |
Über die Schiene werden vor allem Kohle und Zement transportiert. Die wichtigsten Verbindungen sind La Dorada-Santa Marta, Bogotá-Belencito und Cerrejón-Puerto Bolívar. Personentransport findet nur auf lokalen und regionalen Verbindungen statt. Das Schienennetz in Kolumbien ist alt und eingeschränkt - nicht einmal ein Drittel des Schienennetzwerks ist in Betrieb. Die kolumbianische Regierung startete Ende 2020 allerdings den „Plan Maestro Ferroviario“. Dieser soll den Schienenverkehr reaktivieren und günstiger machen.
Infrastrukturprogramm soll Abhilfe schaffen
Um die strukturellen Logistikherausforderungen anzugehen, startete Kolumbiens Regierung dieses Jahr die Infrastrukturoffensive der fünften Generation. Diese ist multimodal und soll verschiedene Transportwege miteinander verbinden. Mehr Informationen zur Infrastruktur in Kolumbien finden Sie im Branchenbericht Infrastruktur.
Logistikdrehscheiben
Die wichtigsten Logistikknoten sind Cartagena, Buenaventura, Santa Marta und Barranquilla. Medellín gilt aufgrund seiner Lage als relativ gut angebunden an die Landwege. In der Luftfracht ist der mit Abstand wichtigste Knoten der Flughafen von Bogotá.
Bezeichnung | Warenumschlag (2021, in Tonnen) | Anmerkung |
---|---|---|
Hafen Cartagena | 45,4 Mio. | Wichtigster Hafen für internationale Umladungen (Transshipments); Importe aus Nordamerika und Europa; wurde für Postpanamax-Schiffe ausgebaut |
Hafen Buenaventura | 17,9 Mio. | Wichtigster Importhafen vor allem für Güter aus Asien |
Hafen Barranquilla | 11,8 Mio. | Importe aus Nordamerika und Europa; gewinnt durch bessere Befahrbarkeit des Magdalena-Flusses mittelfristig als Umschlagplatz an Bedeutung |
Hafen Santa Marta | 8,6 Mio. | Wichtiger Import- und Exporthafen; Kohleverladung |
Freizone La Candelaria (Cartagena) | 1,7 Mio. (Wareneingänge) | Liegt im Industriepark und Petrochemie-Komplex Mamonal |
1,1 Mio. (Wareneingänge) | Direkte Anbindung an Hafen Barranquilla | |
Flughafen Bogotá (El Dorado) | 742.000 | Umschlaghub für Handel mit Nord- und Südamerika sowie Europa; wichtig für Exporte von Blumen und Früchten |
Flughafen Medellín (Rionegro) | 107.000 | Wichtig für Exporte von Blumen und Früchten in die USA |
Flughafen Cali | 37.000 | Wichtig für Exporte nach Ecuador, Peru, Panama und in die USA |
Flughafen Barranquilla | 34.000 | Dient hauptsächlich dem Handel mit den USA |
Vor allem Freizonen (Zonas Francas) dienen zudem dazu, Investitionen im Land anzukurbeln. Innerhalb dieser Zonen herrschen Steuervorteile, bestimmte Güter sind von der Mehrwertsteuer befreit, Zollverpflichtungen sind ausgesetzt und es gelten Vorteile durch Freihandelsabkommen.
Name | Gesamteinfuhren (in Millionen US$) | Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in % |
---|---|---|
Bogotá | 2.713 | 43,0 |
Intexzona | 918 | 21,9 |
Candelaria | 894 | 7,6 |
Rionegro | 425 | 60,8 |
Pacifico | 361 | -28,8 |
Barranquilla | 336 | -17,2 |
Die Zahl der Freihandelszonen in Kolumbien ist in den letzten Jahren konstant auf 111 im Jahr 2021 gestiegen. Die Einfuhren kommen vor allem aus China, die Ausfuhren gehen überwiegend in die USA und nach Europa.
Name | Gesamtausfuhren (in Millionen US$) | Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in % |
---|---|---|
Bogotá | 2.566 | 35,5 |
Candelaria | 942 | 3,0 |
Intexzona | 895 | 23,6 |
Rionegro | 468 | 70,4 |
Barranquilla | 426 | 8,8 |
Pacífico | 407 | -20,5 |
Transportunternehmen
Viele deutsche Speditionsunternehmen haben Büros in Kolumbien. Sie gelten als führend im Land. Laut Branchenkennern hat Deutschland vor allem bei Technologielösungen wie Kontrolltürmen oder Sensortechnik Chancen, seine Marktanteile weiter auszubauen. Begünstigend sind die geografische Lage zwischen Atlantik und Pazifik sowie die Freizonen.
Hohe Verwaltungskosten, ein strenges Zollkonzept und eine schlechte Straßeninfrastruktur seien Nachteile. Auch die Koordination und Planung mit lokalen Behörden sei oftmals schwierig. Laut Henrik ter Huerne, Manager bei Schryver in Kolumbien, führt die derzeitige Logistikkrise in der Seefracht zu Platzmangel auf den Schiffen sowie Knappheit von Containern und Hafenplätzen, was wiederum zu exorbitant hohen Frachtraten führt.
Lieferbedingungen, Transportversicherung
In Kaufverträgen wird vereinbart, nach welchen Lieferbedingungen der Warenverkehr zwischen Verkäufer und Käufer abgewickelt werden soll. Wenn dies nicht individuell im Kaufvertrag geregelt werden soll, einigen sich die Vertragspartner auf handelsübliche Lieferklauseln wie die INCOTERMS. Die vollständige deutschsprachige Fassung der INCOTERMS wird von der International Chamber of Commerce (ICC) in Deutschland herausgegeben.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV bietet ein Transport-Informations-Serviceportal mit zahlreichen Informationen und Links zum Thema Transportversicherungen. Da etwa 80 bis 90 Prozent des Außenhandels von internationalen Logistikfirmen abgewickelt werden, arbeiten diese mit den Transportversicherungen zusammen, mit denen sie ohnehin weltweit kooperieren.
Kontaktadressen
Bezeichnung | Anmerkung |
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Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) | |
Gibt unter anderem ein kostenpflichtiges Handbuch für den internationalen Straßengüterverkehr in 64 Ländern heraus. | |
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