Deutsche Wettbewerbsposition | Kolumbien
Wasserstoff und Digitalisierung machen Kolumbien attraktiv
Deutschland ist Kolumbiens wichtigstes Lieferland in Europa. Konkurrenz kommt aus Ostasien. Zukunftsbranchen wachsen rapide und deutsche Firmen hoffen auf Projekte.
14.02.2022
Von Janosch Siepen | Bogotá
Kolumbiens Binnenmarkt ist mit 50,4 Millionen Einwohnern der drittgrößte in Lateinamerika. Zusätzlich bietet die geografische Lage mit großen Häfen an der Atlantik- und Pazifikküste Standortvorteile. Handelsabkommen mit der Europäischen Union und den USA erleichtern den Warenaustausch. Zahlreiche deutsche Unternehmen haben daher ihre Zentrale für Südamerika in dem Andenstaat aufgebaut.
Seit der Aufnahme von Friedensverhandlungen 2010 hat sich die Reputation Kolumbiens verbessert. Damit verfestigte sich auch die Investitionstätigkeit im Land. Inzwischen gilt Kolumbiens Wirtschaftsumfeld als dynamisch und relativ stabil. Unternehmen loben die Arbeitsmoral unter der Bevölkerung. Zukunftssektoren wie Wasserstoff und Digitalisierung wachsen in Kolumbien rapide.
Kolumbien importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 43,5 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 3,8 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 62 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Kolumbien exportierte 2020 Waren im Wert von 31,1 Milliarden US$. 1,6 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 69 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte. |
Laut Deutsch-Kolumbianischer Industrie- und Handelskammer waren 2021 rund 200 deutsche Unternehmen in Kolumbien ansässig, hauptsächlich in den Bundesstaaten Cundinamarca, Antioquia und Valle del Cauca. Damit stellen deutsche Firmen etwa 15.000 Arbeitsplätze im Land. |
Deutschland bleibt fünftwichtigster Zulieferer
Deutschlands Rolle als Europas wichtigstes Lieferland für Kolumbien ist in den letzten 20 Jahre recht unverändert geblieben. Die erfolgreiche Handelshistorie zwischen Kolumbien und Deutschland dürfte sich fortsetzen. Dennoch stellt die wachsende Konkurrenz aus China auch ein Risiko für den deutschen Marktanteil dar. Aufträge aus privater und öffentlicher Hand gehen immer öfter an Unternehmen aus Fernost. Deutsche Lösungen könnten künftig darunter leiden.
Marktanteile deutscher Firmen stagnieren
Der chinesische Einzug auf dem kolumbianischen Markt macht deutschen Exporteuren zu schaffen. Die niedrigen Preise asiatischer Produkte stoßen in Kolumbien auf großes Interesse. Seien es Kleinunternehmer, die chinesische Transportfahrzeuge anschaffen oder Mittelständler, die Leichtkrafträder aus China kaufen. Auch die Kfz-Industrien in Mexiko und Brasilien haben sich inzwischen etabliert. Dadurch stagnieren deutsche Marktanteile in Kolumbien seit Jahren.
Rang | Produkt | 2000 | 2010 | 2020 |
---|---|---|---|---|
Chem. Erzg. 2) | ||||
1 | USA | 37,4 | 34,1 | 31,0 |
2 | China | 1,5 | 6,1 | 11,4 |
3 | Deutschland | 7,3 | 6,3 | 8,5 |
Maschinen 3) | ||||
1 | USA | 47,5 | 42,1 | 25,4 |
2 | China | 1,0 | 9,7 | 23,7 |
3 | Deutschland | 8,3 | 8,6 | 7,3 |
Kfz und -Teile 4) | ||||
1 | Mexiko | 1,6 | 16,8 | 17,9 |
2 | Brasilien | 4,4 | 3,8 | 16,8 |
3 | China | 1,4 | 4,5 | 15,5 |
7 | Deutschland | 1,8 | 3,8 | 3,5 |
Kolumbiens Wasserstoff wichtig für Deutschland
Deutschland hat großes Interesse an Kolumbiens Wasserstoffforschung. Das Land gilt in Lateinamerika als Markt mit starkem Potenzial für die Technologie. Die weltweit schnell steigende Nachfrage nach grünem Wasserstoff macht Kolumbien künftig interessanter - gerade auch für Deutschlands Energiewende. Daher könnte der Andenstaat an strategischer Bedeutung für die Bundesrepublik gewinnen.
Siemens, Porsche und Daimler gehören zu den Unternehmen, die in einem Brief an die kolumbianische Regierung bereits ihr Interesse an der Entwicklung von Wasserstoffprojekten in Kolumbien angekündigt haben. Bei der Nachfrage nach Wasserstoff muss sich Deutschland künftig auf Konkurrenz aus Ostasien einstellen.