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Kuwait steuert auf Engpässe in der Stromversorgung zu

Um den stark wachsenden Strombedarf zu decken, sind hohe Investitionen in Kraftwerke und das Stromnetz erforderlich. Deutsche Unternehmen hoffen auf interessante Geschäftschancen.

Von Robert Espey | Dubai

In Kuwait stieg die Spitzenlast 2023 um rund 5 Prozent auf fast 17 Gigawatt. Die Jahreshöchstwerte werden in den Sommermonaten bei Temperaturen von zeitweise über 50 Grad Celsius erreicht. Der jüngsten Prognose des Ministeriums für Elektrizität, Wasser und erneuerbare Energien (MEW) zufolge soll sich die Spitzenlast bis 2029 auf etwa 23 Gigawatt erhöhen.

Reservekapazitäten erreichen kritisches Niveau

Im August 2023 wurde eine Spitzenlast von 16,9 Gigawatt registriert. Ihr gegenüber stand eine verfügbare Kraftwerksleistung von 17,8 Gigawatt. Die knappe Reservekapazität von nur 5 Prozent könnte 2024 gegen Null gehen. Das Ministerium rechnet für 2024 mit einer Spitzenlast von 18 Gigawatt und erwartet 2025 eine weitere Erhöhung auf 18,9 Gigawatt. Sollten die Prognosen zutreffen, drohen Stromabschaltungen.

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Verzögerungen bei der Realisierung geplanter Kraftwerksneubauten, -erweiterungen und -modernisierungen sorgen für schrumpfende Reservekapazitäten. Wichtige Stromprojekte stecken seit Jahren in der Planungsphase fest.

Größere neue Kapazitäten dürften frühestens 2026 hinzukommen. Als Übergangslösung müsste ein höherer Anteil der installierten Kapazitäten bereits im Sommer 2024 einsatzbereit sein. Ob dies gelingt, ist allerdings fraglich. Wegen Reparaturen und regelmäßig notwendigen Wartungsarbeiten liegen die verfügbaren Kraftwerksleistungen in der Regel deutlich unter den installierten Kapazitäten.

Kapazitäten konventioneller Kraftwerke sollen stark ausgebaut werden

Von 2015 bis 2020 erhöhten sich die Kraftwerkskapazitäten um 4,5 auf 20,2 Gigawatt. Das Plus verteilte sich auf die Phase 1 des Kraftwerks Az Zour North mit 1,6 Gigawatt sowie auf Erweiterungen der großen Kraftwerkskomplexe Sabiya und Az Zour South. Im Jahr 2021 folgte ein marginaler Zuwachs um 27 Megawatt. Seither stagnieren die Kapazitäten bei 20,3 Gigawatt.

Die aktuelle Regierungsplanung sieht bis 2027 einen Ausbau der konventionellen Kraftwerkskapazitäten um 7,3 auf 27,5 Gigawatt vor. Der Zuwachs soll durch einen Ausbau der Kraftwerkskomplexe Sabiya und Az Zour North sowie durch die beiden neuen Kraftwerke Khiran und Al Nuwaiseeb erreicht werden. Dies eröffnet Geschäftschancen vor allem für deutsche Hersteller von Wärmekraftmaschinen.

Kuwait: Entwicklung der installierten Kraftwerkskapazitäten 2023 bis 2027 (in Megawatt) 1)

Kraftwerke

2023

2027 2)

Alle Kraftwerke 3)

20.180

27.498

   Sabiya

7.047

8.447

   Az Zour South

5.991

5.991

   Az Zour North

1.632

4.260

   Doha West

2.541

2.541

   Al Nuwaiseeb

0

2.400

   Khiran

0

1.800

   Shuaiba North

876

876

   Shuaiba South

720

720

   Shuwaikh

252

252

   Doha East 4)

1.122

212

1 ohne erneuerbare Energien; 2 Regierungsplanung; 3 Summen enthalten Rundungsdifferenzen; 4 Abschaltung alter Turbinen.Quelle: Ministry of Electricity, Water & Renewable Energy (MEW) 2023

Die Kapazität im Sabiya-Kraftwerkskomplex soll bis 2027 um 1,4 auf 8,4 Gigawatt steigen. Für Sabiya wurden 2023 drei große Projekte vergeben. Im August 2023 hat die kuwaitische Firma Alghanim International General Trading & Contracting einen Auftrag für ein neues Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) in Sabiya mit einer Leistung von 0,9 Gigawatt erhalten. Die Kosten belaufen auf 836 Millionen US-Dollar (US$). Die Bauarbeiten sollen 2024 beginnen und 2027 abgeschlossen sein.

Ein weiteres Projekt in Sabiya ist die Umwandlung einer bestehenden Gasturbinenanlage in ein GuD, das zusätzlich 0,3 Gigawatt liefern soll. Der Auftrag im Wert von 371 Millionen US$ ging an das lokale Unternehmen Heavy Engineering Industries & Shipping (Heisco).

Ein Konsortium aus Heisco und Mitsubishi Power erhielt einen Auftrag zur Modernisierung von acht Dampfturbinen in Sabiya für 298 Millionen US$.

Die Kraftwerksprojekte Az Zour North 2 & 3, Al Khiran und Al Nuwaiseeb zeigen seit Jahren keine substanziellen Fortschritte. Die Projekte Az Zour North 2 & 3 und Al Khiran sollen im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften umgesetzt werden. Zuständig ist die Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP). Derzeit läuft ein Präqualifizierungsverfahren. Die Frist für Interessensbekundungen endete im Juli 2023. Die Bewerber sind noch nicht bekannt.

Gemäß Regierungsplanung soll Az Zour North 2 & 3 schon 2025 mit 1,8 Gigawatt einen Teilbetrieb aufnehmen und im Folgejahr eine Leistung von 2,7 Gigawatt erreichen. Al Khiran soll 2026 mit 1,2 Gigawatt ans Netz gehen, für 2027 sind 1,8 Gigawatt vorgesehen. Für Al Nuwaiseeb sind 2,4 Gigawatt für 2026 anvisiert. Beobachter bewerten diese Zeitplanung jedoch als wenig realistisch.

Kaum Fortschritte bei erneuerbaren Energien

Im Bereich der erneuerbaren Energien bleibt die Diskrepanz zwischen offiziell verkündeten Zielen und den realen Entwicklungen gewaltig. Kuwait hatte sich für das Jahr 2020 einen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von 5 Prozent vorgenommen, der bis 2030 auf 15 Prozent steigen soll. Gemäß Regierungsplanung müssten zur Realisierung dieser Quote bis 2030 die Solar- und Windkraftkapazitäten auf 4 bis 5 Gigawatt steigen.

Derzeit haben erneuerbare Energien einen Anteil von 0,3 Prozent an den Kraftwerkskapazitäten. Die insgesamt 70 Megawatt sind im Shagaya-Energiepark installiert, der 2014 errichtet wurde. Jeweils 10 Megawatt entfallen auf ein Windkraftwerk und eine Fotovoltaikanlage, die 2017 in Betrieb gingen. Ein 50-Megawatt-CSP-Kraftwerk (Concentrated Solar Power) arbeitet seit 2018. In diesem Projekt war das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner als Berater tätig. Betreiber des Energieparks sind das Kuwait Institute for Scientific Research und das MEW.

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Der Beitrag des Shagaya-Energieparks zur Stromerzeugung in Kuwait ist verschwindend gering. Im August 2023 betrug er 25 Gigawattstunden bei einer Gesamtstromerzeugung von 10.614 Gigawattstunden.

Im Shagaya-Energiepark sollen langfristig Solar- und Windkraftkapazitäten von über 5 Gigawatt installiert werden. Das Projekt soll ebenfalls über öffentlich-private Partnerschaften durch private Investoren erfolgen, die mit dem MEW einen Stromabnahmevertrag über 25 Jahre abschließen.

Für die nächste Ausbaustufe des Shagaya-Projekts ist eine Kapazität von 1,9 Gigawatt mit 1,2 Gigawatt CSP und 0,7 Gigawatt Fotovoltaik vorgesehen. Die Baukosten werden auf 2 Milliarden US$ geschätzt. Die für das Projekt zuständige KAPP schloss im August 2022 mit Ernst & Young einen Beratervertrag ab. Ein konkreter Zeitplan für das weitere Vorgehen ist bislang nicht bekannt.

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