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Branchen | Kuwait | Petrochemie

Weitere Entwicklung des Raffinerie- und Petrochemiesektors unklar

Der Fortgang eines weitgehend fertiggestellten Raffinerieprojekts sowie die Zukunft eines seit 15 Jahren geplanten Mega-Petrochemievorhabens befinden sich in der Schwebe.

Von Robert Espey | Dubai

In Kuwait zeigt die Entwicklung der petrochemischen Industrie eine ungewöhnliche Entwicklung: Die Produktionskapazitäten sind geschrumpft. Nach Angaben der Gulf Petrochemicals and Chemicals Association (GPCA) erhöhten sich zwischen 2008 und 2018 die Kapazitäten von jährlich 4,5 Millionen auf 9,7 Millionen Tonnen. Der Verband erwartete bis 2027 einen weiteren Anstieg auf 15 Millionen Tonnen. Daraus dürfte aber wahrscheinlich nichts werden.

Kapazitäten der Petrochemie geschrumpft

Die jüngsten GPCA-Berechnungen geben für 2020 die Kapazitäten mit lediglich 7,7 Millionen Tonnen an. Kuwaits Anteil an den gesamten Petrochemiekapazitäten der GCC-Region (Gulf Cooperation Council) ist auf 4,4 Prozent gesunken. Hinter Kuwait liegt jetzt nur noch Bahrain.

Der Kapazitätsrückgang wurde durch die Schließung eines 1966 eröffneten Düngemittelkomplexes verursacht: Die Petrochemicals Industries Company (PIC), eine Tochter der Kuwait Petroleum Corporation (KPC), hat 2018 ihre Anlage zur Herstellung von Ammoniak und Harnstoff in Shuaiba außer Betrieb genommen, die Jahresproduktion lag zuletzt bei 1,8 Millionen Tonnen. Die PIC-Strategie sieht eine Konzentration auf die Bereiche Olefin und Aromaten vor.

Aktuell ist im Petrochemiesektor nur ein größeres Projekt in der Bauphase. Die lokale Green Carbon Company errichtet eine Anlage zur Verarbeitung von Kohlendioxid, das von einem Ethylenglykol-Werk der EQUATE Petrochemical Company erzeugt wird. EQUATE ist ein Joint Venture aus der PIC und Dow Chemical. Das Kohlendioxid wird zur Herstellung industrieller Gase genutzt. In einer ersten Phase sollen täglich bis zu 600 Tonnen Kohlendioxid verarbeitet werden, eine Erweiterung auf 5.000 Tonnen ist geplant. Die Inbetriebnahme der Phase 1 war für 2020 geplant, nun wird eher mit 2022 gerechnet.

Petrochemieprojekt Az Zour verzögert sich erneut

Die Realisierung des seit 2006 diskutierten Az Zour Petrochemical Complex für 10 Milliarden US$ lässt weiter auf sich warten. Projektbetreiber ist die 2016 gegründete Kuwait Integrated Petroleum Industries Company (KIPIC), eine Tochter der Kuwait Petroleum Corporation (KPC). Der KIPIC wurde 2017 die Verantwortung für die Entwicklung des gesamten, im Aufbau befindlichen Az Zour Oil and Petrochemical Complex übertragen. Zuvor waren die PIC und die Kuwait National Petroleum Company (KNPC) zuständig, beide Unternehmen gehören ebenfalls zur KPC.

Mitte 2020 wurde bekannt, dass die Wirtschaftlichkeit des Az Zour Petrochemical Complex erneut geprüft werden soll. Dem Vernehmen nach ist nun eine Ausschreibung des Projekts vorerst nicht zu erwarten. Die KIPIC hat bislang keine Erklärungen über den weiteren Projektverlauf abgegeben.

Das Projekt soll aus drei Hauptelementen bestehen: Olefin 3, Kuwaits zweite Aromaten-Anlage und ein katalytischer Cracker. Die Produktionskapazitäten sollen bei 2,8 Millionen Tonnen/Jahr Aromaten und Polypropylen sowie 1,7 Millionen Tonnen Benzin liegen.

AMEC Foster Wheeler (Wood Group) hat die FEED-Arbeiten (Front End Engineering Design) durchgeführt. Technologiepartner ist das US-Unternehmen Honeywell UOP. Mitte 2021 wurde an Technip E&C ein Auftrag für Project Engineering and Management Services vergeben.

Es ist vorgesehen, die Ausschreibung des Projekts in drei Hauptpaketen vorzunehmen. Das mit 4 Milliarden US$ kalkulierte Paket 1 wird aus dem Aromaten-Werk und einer Anlage zur Benzin-Herstellung bestehen. Das ebenfalls mit 4 Milliarden US$ veranschlagte Paket 2 umfasst das Olefin-Werk. Paket 3 (1,5 Milliarden US$) steht für Hafenanlagen zum Export der petrochemischen Erzeugnisse.

An EPC-Aufträgen (Engineering Procurement Construction) interessierte Unternehmen/Konsortien hatten sich 2018 um eine Präqualifizierung beworben. Im April 2021 wurde das Präqualifizierungsverfahren abgeschlossenen. Folgende Unternehmen/Konsortien sind für die Pakete 1 und 2 zugelassen: Tecnicas Reunidas/Sinopec, Samsung Engineering/CTCI Corporation/Consolidated Contractors, Fluor Consultants/Daewoo Engineering and Construction/China Huanqiu, Saipem/Hyundai Engineering & Construction, Technip, SK Engineering and Construction/Petrofac International sowie die JGC Corporation.

Für das Paket 3 haben sich präqualifiziert: China Harbour Engineering Company/Saipem, SK Engineering and Construction/Larsen & Toubro, Hyundai Engineering & Construction/Hyundai Engineering sowie Eiffage Genie Civil Marine/Afcon Infrastructure/Daewoo Engineering and Construction.

Wenig Interesse an zügiger Fertigstellung der Az Zour Raffinerie

Das zweite Großprojekt im neuen Az Zour Oil and Petrochemical Complex, die 16-Milliarden-US$-Az-Zour-Raffinerie, ist zwar weitgehend abgeschlossen. Aber die Inbetriebnahme könnte auf 2022 verschoben werden. Mit einer Kapazität von 615.000 bpd (barrel per day) ist die Raffinerie eine der größten der Region.

Beobachtern zufolge zeigt der Projektbetreiber, die KIPIC, an einer zügigen Fertigstellung derzeit kein besonderes Interesse. Als ein Grund wird die derzeitige Nachfragesituation für ein Haupterzeugnis der Raffinerie, schwefelarmes Heizöl, genannt. Die Planung sieht vor, das wenig profitable Heizöl im zukünftigen Az Zour Petrochemiekomplex zu hochwertigeren Produkten zu verarbeiten. Aufgrund der immer neuen Verzögerungen dürfte der Petrochemiekomplex aber nun frühestens 2025 in Produktion gehen.

Ebenfalls mit großem Verzug ist das "Clean Fuel Projekt" (CFP) seit September (2021) in vollem Betrieb. Das 12-Milliarden-US$-Vorhaben umfasst Modernisierungsmaßnahmen in den Raffinerien Mina Al Ahmadi (neue Kapazität: 346.000 bpd) und Mina Abdullah (454.000 bpd). Beide Raffinerien sollen über ein Pipeline-System miteinander verbunden werden und dann einen integrierten Raffineriekomplex bilden.

Für das CFP wurden 2008 erste Aufträge an internationale Firmen vergeben. Das Projekt kam aber 2009 zum Stillstand. Kuwaits Supreme Petroleum Council begann 2010 mit einer erneuten Evaluierung. Eine modifizierte Planung wurde 2011 genehmigt. Schließlich erfolgte 2014 die Projektvergabe in drei Hauptpaketen.

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