Deutsche Wettbewerbsposition | Lettland
Deutschlands Bedeutung als Importpartner geht zurück
Der deutsche Anteil an den lettischen Einfuhren ist rückläufig. Dennoch bleibt Deutschland in elementaren Branchen der wichtigste Lieferant.
08.03.2022
Von Niklas Becker | Helsinki
Der deutsch-lettische Handel hat sich in den vergangenen 20 Jahren sehr positiv entwickelt. Sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten verzeichnete Deutschland laut Eurostat einen stärkeren Zuwachs als im weltweiten Außenhandel.
Der Wert der aus Lettland eingeführten Waren stieg von 2000 bis 2020 nominal um fast 132 Prozent. Gleichzeitig legten die deutschen Exporte nach Lettland um mehr als 150 Prozent zu. Zum Vergleich: die Gesamtimporte Deutschlands sind in diesem Zeitraum um 91 Prozent und die Exporte um 102 Prozent gestiegen.
Allerdings ist der deutsch-lettische Warenaustausch weniger dynamisch gewachsen als Deutschlands Handel mit den anderen beiden baltischen Staaten Litauen und Estland.
Deutsche Investoren schätzen am lettischen Investitionsstandort laut Befragung der Deutsch-Baltischen Handelskammer vor allem die Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) sowie die Rechtssicherheit und die öffentliche Verwaltung.
Lettland importierte 2021 laut Eurostat Waren im Wert von 20,6 Milliarden Euro, davon stammten 10,4 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 55 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Lettland exportierte 2021 Waren im Wert von 17,7 Milliarden Euro. 6,9 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 60 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte. |
Laut Bundesbank waren 2019 rund 55 deutsche Unternehmen in Lettland ansässig. Damit stellen deutsche Firmen etwa 6.000 Arbeitsplätze im Land. |
Deutsche Waren verlieren an Boden
Die aus Deutschland importierten Waren sind in absoluten Zahlen gestiegen. Allerdings ist die relative Bedeutung deutscher Produkte gegenüber der Konkurrenz auf dem lettischen Markt zurückgegangen. Wichtiger sind Produkte aus Litauen geworden. Aber auch polnische und chinesische Waren sind mittlerweile stärker am Markt vertreten.
Vor allem in den Bereichen Maschinen, Kfz, Elektronik und Elektrotechnik hat Deutschland an Bedeutung eingebüßt. Aber auch Fertig- und Vorerzeugnissen sowie chemische Waren made in Germany spielen in der lettischen Importstatistik 2021 eine kleinere Rolle.
Aus Russland importiert Lettland vor allem Gas und Petrochemie. Russisches Gas macht mehr als 95 Prozent aller lettischen Gasimporte aus. Bei der Petrochemie sind es etwa 37 Prozent. Darüber hinaus ist Russland für Lettland ein wichtiger Lieferant von Eisen und Stahl, Mineraldünger sowie Holz.
Deutschland bleibt der wichtigste Maschinen- und Kfz-Lieferant
Die Anteile der für Deutschland so wichtigen Produktgruppen Maschinen, Kfz und Chemie an der lettischen Importstatistik sind zurückgegangen. Hintergrund ist eine stärkere Diversivizierung der lettischen Einfuhren. Bei den Chemikalien ist die geringe Bedeutung Deutschlands besonders auf Kunststoffe zurückzuführen. Kamen noch 2010 mehr als die Hälfte aller nach Lettland importierten Kunststoffe aus Deutschland, so waren es 2020 nur etwa 30 Prozent.
In der Importgruppe Maschinen haben vor allem deutsche Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke, Einrichtungen zum Heizen und Kühlen sowie Hebe- und Fördervorrichtungen Boden verloren. Dennoch bleibt Deutschland für Lettland weiterhin der mit Abstand wichtigste Maschinenlieferant.
Ähnlich sieht es bei Kfz und -Teilen aus. Für Lettland ist Deutschland der wichtigste Lieferant in dieser Produktgruppe. Im Jahr 2019 lag der deutsche Anteil bei 37,5 Prozent. Allerdings wurden coronabedingt 2020 weniger Pkw eingeführt. Zukünftig dürfte der Importanteil aber wieder etwas steigen.
Rang | Produkt | 2000 | 2010 | 2020 |
|---|---|---|---|---|
Maschinen 2) | ||||
1 | Deutschland | 25,8 | 23,5 | 20,2 |
2 | Italien | 8,4 | 8,8 | 9,9 |
3 | Litauen | 3,5 | 6,9 | 9,2 |
Chemische Erzeugnisse 3) | ||||
1 | Litauen | 6,3 | 15,0 | 19,1 |
2 | Polen | 6,3 | 9,6 | 11,0 |
3 | Deutschland | 16,0 | 13,6 | 10,4 |
Kfz und -Teile 4) | ||||
1 | Deutschland | 36,2 | 41,1 | 33,4 |
2 | Estland | 7,2 | 11,3 | 21,1 |
3 | Polen | 3,8 | 5,9 | 10,0 |
