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Wirtschaftsumfeld | Liberia | Bergbau und Rohstoffe

Wachsender Markt mit vielen Herausforderungen

Liberia kann von steigenden Rohstoffpreisen profitieren. Zudem gibt es Bemühungen, das Geschäftsumfeld zu verbessern, um mehr private Investitionen anzuziehen.

Von Corinna Päffgen | Monrovia

Liberia ist mit einer Bevölkerung von rund 5 Millionen Menschen ein kleiner Markt. Aufgrund großer struktureller Probleme ist ein wirtschaftliches Engagement in dem Staat an der westafrikanischen Atlantikküste zudem schwierig und teuer.

Eine hohe Exportabhängigkeit von Rohstoffen wie Gold, Diamanten, Eisenerz und Kautschuk macht das Land anfällig für Schwankungen am Weltmarkt. Aufgrund niedriger Rohstoffpreise und der Auswirkungen der Coronapandemie verzeichnete Liberia in den Jahren 2019 und 2020 zwei Rezessionen hintereinander. Seit 2021 stehen die Zeichen allerdings wieder auf wirtschaftliche Erholung: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) konnte ein reales Plus von 3,4 Prozent erreichen und auch für die kommenden Jahre haben sich die Aussichten verbessert.

Wirtschaft legt weiter zu

Für das Jahr 2022 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) ein BIP-Wachstum von 4,5 Prozent. Im darauffolgenden Jahr erwartet der IWF ein Plus von 5,5 Prozent - mit positiver Tendenz für die nachfolgenden Jahre. Ähnlich, wenn auch etwas weniger optimistisch, beurteilt die Economist Intelligence Unit (EIU) die Wachstumsaussichten der Wirtschaft Liberias. Für 2022 erwartet die EIU einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 4,2 Prozent, für das nachfolgende Jahr 2023 geht sie von einem 3,9-prozentigen Plus aus.

Treiber für das wirtschaftliche Wachstum sind vor allem gute Entwicklungen im Agrarsektor und im Bergbau. Steigende Preise für Liberias wichtige Ausfuhrgüter Eisenerz, Kautschuk, Gold und Diamanten bringen wieder mehr Dynamik in beide Sektoren. So planen lokale Minenbetreiber wie ArcelorMittal, ihr Engagement auszubauen und die Produktion zu steigern. Zudem wird eine Zunahme der Kautschuk-, Kakao- und Holzproduktion erwartet. Das Unternehmen Firestone betreibt in Liberia eine der größten Kautschukplantagen der Welt und hat seit 2003 etwa 2 Milliarden US-Dollar (US$) investiert. 

Auch wenn die Wachstumsaussichten im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren recht positiv ausfallen, ist das prognostizierte Wachstum für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung, vor allem durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, noch nicht ausreichend.

Strukturelle Mängel erschweren Entwicklung

Liberias Wirtschaft ist trotz Ressourcenreichtum wenig diversifiziert und erreicht nur eine geringe lokale Wertschöpfung. Nahezu sämtliche Güter müssen importiert werden, sogar im Nahrungsmittelbereich. Die Landwirtschaft ist nicht in der Lage, die eigene Bevölkerung zu versorgen. 

Weitere Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung sind eklatante Mängel in sämtlichen Infrastrukturbereichen, vor allem die Verkehrs- und Energieinfrastruktur ist unzureichend. Während der Regenzeit sind weite Teile des Landes wegen schlechter beziehungsweise unbefestigter Straßen nicht erreichbar. Zur Verbesserung der Infrastruktur werden derzeit einige Straßenbauprojekte umgesetzt, in der Regel von chinesischen Firmen. Dazu gehört der Bau des fast 100 Millionen US$ teuren und 45 Kilometer langen, vierspurigen Roberts International Airport Highway, der von dem chinesisch-liberianischen Joint Venture East International Group gebaut wird. 

Im Rahmen der "Pro Poor Agenda for Prosperity and Development 2018-2023" (PAPD) möchte die Regierung den Ausbau der Infrastruktur weiter vorantreiben. Weitere Investitionen in Straßen und Häfen sind geplant, können jedoch nur langsam umgesetzt werden. Aufgrund eines begrenzten Staatshaushaltes ist Liberia auf die Unterstützung von Gebern angewiesen. Die Baubranche wird davon profitieren können. Die Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens HeidelbergCement, Liberia Cement Corporation (CEMENCO), ist wichtigster Baustoffhersteller in Liberia und macht gute Geschäfte.

Ausbau der Stromversorgung in Sicht

Der Zugang zu Strom ist in weiten Teilen des Landes und selbst in der Hauptstadt Monrovia nicht gewährleistet. Schätzungsweise nur 30 Prozent der liberianischen Bevölkerung haben überhaupt Zugang zu Strom. Das liegt zum einen an unzureichenden Erzeugungskapazitäten, zum anderen an einem fehlenden flächendeckenden Stromübertragungsnetz. Die Strominfrastruktur wurde während des Bürgerkriegs nahezu vollständig zerstört. 

Strom wird von zwei Wasserkraftwerken erzeugt, bei denen es aufgrund von Niedrigwasser in der Trockenzeit zeitweise zu Ausfällen kommt. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sowie Privatmenschen, die es sich leisten können, decken ihren Bedarf mit teuren Dieselgeneratoren. Manche Unternehmen betreiben ihre gesamte Produktion mit Stromgeneratoren. Solaranlagen kommen bislang kaum zum Einsatz, weil sie relativ kostspielig sind. 

Eine Verbesserung in der Stromversorgung ist jedoch bald zu erwarten. Der westafrikanische Stromverbund West African Power Pool plant die Integration Liberias noch im Jahr 2022, zudem wird das Stromübertragungsnetz ausgebaut. Bis 2023 soll sich die Länge des Netzes von derzeit 500 Kilometer auf 2.000 Kilometer vervierfachen. Der Bau eines weiteren Wasserkraftwerks ist ebenfalls geplant.

Regierung möchte Geschäftsklima verbessern und Investitionen anziehen

Die Regierung möchte im Einklang mit der PAPD die hohe Importabhängigkeit verringern und mehr lokale Wertschöpfung aufbauen. Große Unterstützung kommt von Gebern, u.a. von der EU, zudem ist Liberia dringend auf mehr private Investitionen angewiesen. Laut dem aktuellen UNCTAD-Report 2022 sind im Jahr 2021 gerade einmal 46 Millionen US$ ausländische Investitionen nach Liberia geflossen. Das ist noch nicht einmal die Hälfte des Volumens, das im Vorjahr in Liberia investiert wurde.

Vor allem Investitionen in die Landwirtschaft, Energie und Gesundheit möchte die zuständige Behörde National Investment Commission fördern. Darüber hinaus gibt es viel Potenzial im Tourismus, in der Logistik und im Fertigungssektor. Je nach Investitionsvolumen können verschiedene Anreize wie Steuervergünstigungen gewährt werden. In vielen Bereichen sind zudem Public-private-Partnerships möglich, die es bislang noch nicht in Liberia gibt. Einen guten Überblick bietet der aktuelle Investors Guide

Um das Geschäftsklima zu verbessern, ist allerdings einiges zu tun. Unternehmen beklagen eine zunehmend ausufernde Korruption. Ein anderes Problem ist der Erwerb von Grundstücken sowie oftmals unklare Eigentumsverhältnisse. Ausländer können in Liberia keinen Grundbesitz erwerben. 

Bislang ist das wirtschaftliche Engagement von ausländischen Unternehmen in Liberia überschaubar. Im Straßenbau sind vor allem chinesische Firmen tätig, im Bergbau sind u.a. große Player wie ArcelorMIttal sowie britische und kanadische Firmen aktiv. Das US-Unternehmen Firestone betreibt eine der größten Kautschukplantagen der Welt in der Nähe des Hauptstadtflughafens. Schon seit Jahrzehnten in Liberia aktiv sind zudem Libanesen. Diese dominieren das Hotelgewerbe und die Gastronomie, betreiben Supermärkte und sind im Bau- sowie im Immobilienbereich tätig.

Chancen für deutsche Unternehmen

Heute sind in Liberia mit DHL, Brussels Airlines und CEMENCO nur noch wenige deutsche Unternehmen vertreten. Das war einmal anders: Vor dem Bürgerkrieg waren beispielsweise Thyssen, Krupp und Hoesch im Bergbau aktiv und bauten in der Bonga-Mine Eisenerz ab.

Derzeit bietet das Land nur begrenzte Geschäftsmöglichkeiten. In erster Linie eröffnet die hohe Importabhängigkeit Chancen für Zulieferer. Dies gilt vor allem für den Bereich von Nahrungsmitteln sowie für die Lieferung von Maschinen. Hier können sich aufgrund der erwarteten Zunahme von Aktivitäten im Bergbausektor Möglichkeiten für Hersteller von Bergbautechnik ergeben.

Im Jahr 2021 haben die deutschen Exporte nach Liberia deutlich zugenommen und mit einem Volumen von über 700 Millionen US$ sogar die Ausfuhren nach Ghana übertroffen. Liberia hat aus Deutschland Schiffe und Boote sowie Maschinen, Fahrzeuge und Lebensmittel importiert.

Bei größerer Risikofreude und der Absicht, vor Ort zu investieren, können sich viele Möglichkeiten eröffnen. Vor allem im Bereich Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung ist der Bedarf groß. Wichtige Anbaugüter sind Kautschuk, Kakao, Ölpalmen, Kassava und Reis. Obwohl die Grundnahrungsmittel vor allem Kassava und Reis sind, werden aufgrund geringer landwirtschaftlicher Produktivität - da größtenteils Subsistenzwirtschaft betrieben wird - etwa 80 Prozent des benötigten Reises importiert. Potenzial gibt es zudem im Bereich Fleischproduktion sowie im Fischerei- und Aquafarming-Sektor. Neben Agribusiness und Fischerei will die Regierung zudem auch die Holzwirtschaft fördern.

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