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Luxemburg baut Schienennetz massiv aus

Bis 2035 will die Regierung massiv in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) investieren. Dazu gehört der Ausbau des Straßenbahnnetzes und der Infrastruktur der Staatsbahn CFL.

Von Torsten Pauly | Berlin

Die Regierung hat im April 2022 den Nationalen Mobilitätsplan bis 2035 vorgelegt. Die dort vorgestellten Projekte eröffnen auch deutschen Unternehmen hervorragende Geschäftschancen. Dies umso mehr der Fall, da viele luxemburgische Firmen ihre Auftragsbücher bereits gut gefüllt haben. So waren etwa Tiefbauunternehmen Anfang 2022 im Schnitt für die kommenden 6,4 Monate ausgelastet.

Gleistrassen und Bahnhöfe werden modernisiert und erweitert

Die nationale Bahngesellschaft CFL (Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois) spielt in der Verkehrsplanung eine Schlüsselrolle. Deren Infrastruktur soll bis 2035 deutlich ausgebaut werden.

Zu den Vorhaben zählen Erweiterungen der Gleise bei Pétange im Südwesten sowie der Trasse in Richtung Trier im Osten. Zudem werden die beiden Zugstrecken Richtung Belgien im Westen und Norden ausgeweitet, einschließlich des Abzweigs nach Diekirch. Auch die beiden Gleisstränge, die vom Knotenpunkt Bettembourg nach Frankreich führen, werden erweitert. Bereits im Gange sind die Arbeiten zwischen Bettembourg und der Hauptstadt, die bis 2028 laufen. Potenzielle deutsche Auftragnehmer müssen sich bei CFL registrieren.

Drei zusätzliche Straßenbahnlinien

Stark erweitert wird außerdem das Tramnetz in der Hauptstadtregion. Derzeit verbindet eine Linie die Messe und den Hauptbahnhof auf einer acht Kilometer langen Strecke. Bis 2024 erfolgt die Verlängerung dieser Trasse bis zum Flughafen im Norden und zum Nationalstadion im Süden der Hauptstadt.

Der neue Nationale Mobilitätsplan sieht darüber hinaus drei weitere Strecken vor. Bereits 2028 soll die Tram das 20 Kilometer südlich gelegene Esch-sur-Alzette erreichen. Die ehemalige Schwerindustrie- und heutige Universitätsstadt ist das zweitgrößte Zentrum des Landes. Die zweite geplante Trasse erschließt westliche Viertel der Hauptstadt und endet ebenfalls an der Messe. Das vierte geplante Teilstück wird im Nordwesten entstehen.

Um all diese Ziele bis 2035 zu erreichen, müssen jährlich drei Kilometer Straßenbahngleise dem Verkehr übergeben werden. Bisher wurde etwa die Hälfte davon jährlich fertiggestellt. Zum Bau und Betrieb der luxemburgischen Straßenbahn wurde 2017 die Gesellschaft Luxtram gegründet. Diese informiert auf ihrer Homepage über Ausschreibungen.

Bessere Umsteigemöglichkeiten geplant

Des Weiteren soll das Busangebot attraktiver werden, unter anderem dadurch, dass diesen auf den Straßen ein Vorfahrtrecht gegeben wird. Sogenannte Bus-Hochleistungskorridore will die luxemburgische Regierung in der Hauptstadt, im Raum Esch sowie zwischen Diekirch und Ettelbruck schaffen.

Das Umsteigen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern wird deutlich erleichtert. Entsprechende Baumaßnahmen stehen am Luxemburger Hauptbahnhof, in Hollerich im Westen der Hauptstadt, in Erpeldange im Norden des Landes und in Belvaux bei Esch an. Zudem werden vielerorts die Park-and-ride-Möglichkeiten ausgebaut.

Laut Nationalem Mobilitätsplan wird darüber hinaus in das landesweite Radwegenetz investiert. In den Ballungszentren soll die Fahrt mit dem Fahrrad nicht länger als mit dem Auto dauern. Von der Hauptstadt aus werden zudem Radschnellwege entstehen. Diese führen im Norden bis Ettelbruck und Diekirch und im Süden bis Esch und Dudelange.

40 Prozent mehr Reisende im Jahr 2035

Die Regierung erwartet, dass das personengebundene Verkehrsaufkommen 2035 um 40 Prozent höher als im Jahr 2017 sein wird. Dies kann das kleine Land nur mit einer massiven Verlagerung vom Pkw-Verkehr hin zu Bussen und Bahnen bewältigen. Der Grund für das hohe Wachstum liegt in der Einwohner- und Arbeitsmarktentwicklung. Dank der guten Wirtschaftslage und des Zuzugs qualifizierter Arbeitskräfte hat sich die luxemburgische Bevölkerung zwischen 2006 und 2021 um 35 Prozent erhöht. Bis 2031 erwartet das europäische Statistikamt Eurostat einen weiteren Zuwachs um 10 Prozent.

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Pendelverkehr bringt Straßennetz nah an den Kollaps

Der luxemburgische Arbeitsmarkt hat in den letzten Jahren geboomt. Zwischen 2006 und 2021 hat sich die Stellenzahl um 53 Prozent erhöht. Dieser Bedarf ließ sich oft nur mit ausländischen Mitarbeitern decken. Im 4. Quartal 2021 kamen daher täglich 216.000 Menschen aus Frankreich, Belgien und Deutschland zur Arbeit. Dies waren 68 Prozent mehr als 15 Jahre zuvor. Die meisten luxemburgischen Arbeitsplätze befinden sich in der Hauptstadtregion (235.000) und in der Agglomeration um Esch (95.000). Das gestiegene Pendelaufkommen führt regelmäßig zu Staus und starkem Durchgangsverkehr in kleinen Ortschaften. Zudem sorgt der Autoverkehr für einen hohen Schadstoffausstoß und eine schlechte Energiebilanz.

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Kostenlose ÖPNV-Nutzung

Um die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs zu stärken, setzt die Regierung nicht nur auf den Ausbau der Infrastruktur. Seit März 2020 ist die Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs im ganzen Land kostenlos. Dies gilt gleichermaßen für alle Züge der CFL in der zweiten Klasse. Die Finanzierung erfolgt aus Steuermitteln. Diesen Schritt hat Luxemburg als erstes Land der Welt vollzogen.

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