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Die Nahrungsmittelproduktion für den Binnenmarkt und den Export bringt diverse Beteiligungsmöglichkeiten. Es bedarf an Beratung, Kapital sowie technischer Ausrüstung.
26.11.2020
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Madagaskars Landwirtschaft, der Bereich Agro-Processing sowie die Nahrungsmittelindustrie sind für das Wohl des Landes von großer Bedeutung und verfügen auch über Wachstumspotenzial. Deutsche Unternehmen bearbeiten diese Sektoren bislang nur am Rande, verfügen jedoch über diverse Geschäftsmöglichkeiten. Diese umfassen Lieferungen von Inputgütern und Ausrüstungen, Beratung insbesondere bei geberfinanzierten Aktivitäten sowie die dauerhafte Kooperation mit lokalen Partnern.
Aufgrund der Bevölkerungszunahme von jährlich etwa 700.000 Menschen steigt die Nachfrage nach Nahrungsmitteln stetig, so dass diese zunehmend importiert werden müssen. Agrar-Großinvestoren steht man in Madagaskar indes kritisch gegenüber (Stichwort: Land Grabbing). Chancenreicher sind kleinere Projekte in enger Kooperation mit der lokalen Bevölkerung.
Geberprojekte spielen eine große Rolle und setzen bei diversen Problemen an. So machen zum Beispiel die zunehmenden Dürrephasen im Südwesten den Einsatz dürreresistenter Saaten notwendig. Probleme bereiten auch die immer stärker und größer werdenden Flächenbrände und die Abholzung von Wald für Land- und Viehwirtschaft sowie Holzgewinnung, wodurch unfruchtbare Böden und Erosionen entstehen. Hier bietet sich der Einsatz effizienterer Anbaumethoden an, um Anbaufläche einzusparen.
Auch die einseitige Ernährung mit Kohlenhydraten (Reis, Kassava, Mais, Süßkartoffel) soll mit Geberhilfe diversifiziert werden. So wird der Anbau von Gemüse gefördert, der gerade im Hochland und an der Ostküste über gutes Potenzial verfügt. Auf den offenen Märkten werden diese Produkte von Einzelhändlern oder direkt vom Produzenten angeboten. Die kommerzielle quantitative Nachfrage seitens einzelner Supermärkte besteht bislang kaum, dürfte aber zunehmen.
Interessant ist vielfach der Anbau für den Export. Typische Exportprodukte sind Vanille, Kaffee, Nelken, Kakao und Gewürze. Bei Vanille entfallen derzeit etwa 60 Prozent der Weltproduktion auf Madagaskar. Nach einer Preisexplosion sanken die Preise zuletzt wieder. Große internationale Player wie McCormick (USA) und die deutsche Symrise arbeiten mit lokalen Vertragspartnern häufig unter Geberbeteiligung eng zusammen. Durch Qualitätszertifikate wie Fairtrade und Rainforest Alliance erzielen die Bauern höhere Preise.
Weitere Exportmöglichkeiten ermöglicht Madagaskars einzigartige Pflanzenwelt. Diese bringt unter anderem gesundheitsfördernde Gewächse wie Ylang-Ylang, Aloe Vera, Opuntia (Kaktusfeigenkernöl) und Geranium hervor, die bei entsprechendem Marketing auch in Übersee auf Nachfrage stoßen. Diverse Produzenten verarbeiten sie zu ätherischen Ölen oder Kosmetika. Unternehmen wie Homeopharma vermarkten ihre Produkte bislang lokal, die Firma Phileol auch international.
Hinzu kommt der Anbau von exportfähigem Obst und Gemüse. Beispielsweise produziert Lecofruit Schnittbohnen für Aldi-Supermärkte. Auch Litschis werden in großen Mengen exportiert. Mit einem Bio-Zertifikat können Früchte in Europa hohe Preise erzielen. Madagassische Akteure suchen in diesen Nischensegmenten nach Partnern aus Übersee. Häufig lassen sich für derartige Projekte auch Geberorganisationen mit ins Boot nehmen.
Obwohl artverwandt ist die madagassische Nahrungsmittelindustrie ein anderer Kosmos als die Landwirtschaft mit unterschiedlichen Chancen für Zulieferer. Die meisten Verarbeiter konnten auch während der Pandemie ihre Produktion aufrechterhalten, weil ihre Produkte weiter nachgefragt wurden. Jedoch dürfte es für die Hersteller zumindest noch im Jahr 2021 schwierig bleiben, Erweiterungsinvestitionen durchzuführen, weil das Kapital knapp ist. Mittelfristig besteht hingegen gutes Wachstumspotenzial.
Zulieferchancen zum Beispiel von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen oder Inputgütern wie Chemikalien, dürften daher höchstens stagnieren. Interessant könnten kostensparende Konzepte werden, zum Beispiel im Bereich Energieeffizienz. Die Nahrungsmittelindustrie in Madagaskar umfasst die Herstellung von Getränken unterschiedlichster Art, Molkereiprodukte wie Milch und Joghurt sowie die Verarbeitung von importiertem Weizen zu diversen Backwaren.
Nahrungsmittelhersteller | Webseite | Spezialisierung |
Activo | - | Produktion von Geflügel |
Agricom | Importeur und Vertreter von internationalen Produkten für die Landwirtschaft, Hühnerzucht und Nahrungsmittelindustrie. Betreiber einer Geflügelfarm in Ivato. Gehört zur Terra Gruppe | |
Bidco | Kenianische Gruppe. Produktion von Getränken | |
Bongou | Produktion von Foie Gras (Geflügelpastete) | |
Chocolaterie Robert | Anbau von Kakao, Verarbeitung zu hochwertigen Schokoladenprodukten | |
Codal | Verarbeitung lokaler Früchte und Gewürze | |
Dzama | Produktion hochwertiger Rums für den Export | |
Food & Beverage | Facebook: @FoodBeverageMadagascar | Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken |
Habibo Group | Export von Gewürzen, lokaler Milchproduzent und Verarbeiter, Produzent von Fruchtsäften (Marke Candia), Import und Verarbeitung von Weizen (Marke Panzani) | |
Havamad | Verarbeitung von Früchten zu Säften. Gehört zur Viseo-Gruppe | |
Les Fruits de Madagascar | Anbau und Export von Tropenfrüchten mit Bio-Qualität | |
LFL Agri | Mauritischer Hersteller von Tierfutter. Produktion auch in Madagaskar. Baut u.a. Mais an | |
Mado Sainto | Facebook: MADO Sainto | Getränke |
Menakao | Gehört zur Cinagra-Kakaoverarbeitung. Produziert Schokolade für den Export | |
Royal Spirits | Facebook: @RoyalSpiritsCie | Hersteller von Wein und Spirituosen |
Salone | Facebook: SALONE | Hersteller von Dressings, Backpulver, weiteren Geschmacksmitteln und Kaffee |
Visy Gasy (Semina) | Facebook: Visy Gasy | Mineralwasser |
JB (Groupe Basan) | Süß- und Backwaren | |
TAF | Facebook: TAF Madagascar | Kaffee, Gewürze |
Socobis | - | Süß- und Backwaren |
Socolait | Molkereiprodukte | |
Star | Größter Getränkehersteller im Land, gehört zur französischen Castel-Gruppe | |
Tozzi Green | u.a. Agrarproduzent, essenzielle Öle |
Aufgrund der geringen Marktgröße bedienen deutsche Unternehmen Madagaskars Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie bislang aus der Distanz. Entweder geschieht dies über französische Vertriebspartner, welche oft auf der Nachbarinsel Réunion eine Filiale unterhalten oder über Johannesburg in Südafrika wo viele deutsche Unternehmen präsent sind. Südafrika und Madagaskar sind beide Mitglied in der Southern African Development Community (SADC), innerhalb der niedrige Zölle gelten. Französischkenntnisse sind in Madagaskar notwendig.
Die Finanzierung von Handelsgeschäften zwischen Deutschland und Madagaskar ist mitunter schwierig. Die Eröffnung eines Konnossements (L/C) wird von vielen deutschen Banken bei Geschäften mit Madagaskar abgelehnt. Französische Banken tun sich hier deutlich leichter, weshalb der Vertriebskanal über Frankreich häufig gewählt wird.
Nicht immer reibungslos läuft bei Handelsgeschäften auch die Zertifizierung. Diese wird in Madagaskar in der Regel von den französischen Unternehmen Bureau Veritas und Socotec vorgenommen. Mitunter berichten Importeure davon, dass französische Normen in Madagaskar zur Anwendung kommen, die sich von den neueren EU-Zertifizierungen unterscheiden. Für nicht-französische Produkte kann es daher zu Problemen kommen.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
AHK Südliches Afrika | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Förderung von Unternehmen, die nachhaltig in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren und ihre betriebliche Tätigkeit vor Ort ausbauen wollen | |
Ministère de l’Agriculture, de l’Élevage et de la Pêche (MAEP) | Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei |
Ministère de l’Industrie, du Commerce et de l’Artisanat (MICA) | Ministerium für Industrie, Handel und Handwerk |
Branchenverband für den verarbeitenden Sektor. Empfehlenswertes Fachmagazin über die neuesten Entwicklungen |