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Deutsche Wettbewerbsposition | Malaysia

China dominiert malaysische Importe auf breiter Front

Mehr als ein Fünftel der Einfuhren des Landes stammt aus China. Daneben sind Staaten aus der Region wichtige Handelspartner. Deutsche Exporte stagnieren auf niedrigem Niveau.

Von Katharina Viklenko | Singapur

Mit nur rund 33 Millionen Einwohnern ist Malaysia für Deutschlands Außenhandel global betrachtet von geringerer Bedeutung, weniger als 0,5 Prozent der weltweiten deutschen Ausfuhren gehen dorthin. Innerhalb des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) ist der Archipel jedoch nach Singapur der zweitwichtigste Absatzmarkt für deutsche Erzeugnisse. Im Jahr 2021 erreichte das bilaterale Handelsvolumen mit knapp 18 Milliarden US-Dollar (US$) einen Höchstwert. Dabei importierte Deutschland zuletzt fast doppelt so viele Waren aus Malaysia wie es dorthin exportierte.

In Südostasien ist Malaysia das zweitwichtigste Zielland deutscher Direktinvestitionen, die von den günstigen Rahmenbedingungen angezogen werden. Zugleich ist die Bundesrepublik größter Investor aus der Europäischen Union (EU). Zahlreiche deutsche Firmen betreiben vor Ort Produktionsstätten und exportieren die hergestellten Waren weltweit. Der Archipel profitiert von der geografischen Lage an der Straße von Malakka, der am meisten befahrenen Schifffahrtsroute der Welt. Daher nutzen deutsche Unternehmen das Land teils als regionale Drehscheibe für die ASEAN-Region. Aufgrund des dynamischen Wirtschaftswachstums und des unternehmerfreundlichen Umfelds besteht durchaus Entwicklungspotenzial.

Malaysia auf einen Blick

Malaysia importierte 2021 laut UN Comtrade Waren im Wert von 238 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 2,6 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 42 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Malaysia exportierte 2021 Waren im Wert von 299 Milliarden US$. Davon gingen 2,3 Prozent nach Deutschland – Rang 28 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Schätzung der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) Malaysia waren 2021 rund 700 deutsche Unternehmen vor Ort ansässig, hauptsächlich im Klang-Valley in der Großregion rund um Kuala Lumpur (Bundestaat Selangor), im Bundesstaat Penang sowie an der Ostküste von Westmalaysia in Kuantan. Für den deutschen Mittelstand entwickelt sich außerdem das Cluster rund um Johor in der Nähe zu Singapur zunehmend zum wichtigen Standort. Damit stellen deutsche Firmen etwa 60.000 Arbeitsplätze im Land.

China und Nachbarstaaten größte Lieferanten

Mit mehr als einem Fünftel stammt der Großteil der Einfuhren des Landes aus China. Die Volksrepublik hat ihren Anteil an den Importen kräftig ausgebaut und sich seit 2008 als wichtigster Lieferant etabliert. Insbesondere Japan mit einem Verlust in den letzten 20 Jahren von anteilig 12 Prozentpunkten und die USA haben stark an Marktanteilen eingebüßt. Daneben steht Singapur als Handelsdrehscheibe in der Region für rund ein Zehntel von Malaysias Importen.

Die Exporte von deutschen Produkten sind mehr oder weniger konstant geblieben, der Anteil an den malaysischen Einfuhren hat in den letzten Jahren allerdings von mehr als 4 Prozent kontinuierlich auf rund 2,6 Prozent abgenommen. Europa ist gegenüber den Nachbarländern in Asien-Pazifik geografisch benachteiligt. Deutschland ist im internationalen Wettbewerb zudem nur einer unter vielen Anbietern und oftmals nicht der günstigste. Innerhalb der EU ist die Bundesrepublik jedoch der mit Abstand bedeutendste Lieferant für Malaysia. Dabei belegte Deutschland im Jahr 2021 Rang neun bei den wichtigsten Lieferländern des Archipels.

Die 2010 aufgenommenen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU wurden 2012 auf Antrag von Malaysia ausgesetzt. Das von der Regierung im Januar 2022 ratifizierte und zum 18. März 2022 in Kraft getretene Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) soll vor allem dazu dienen, bestehende bilaterale Abkommen zu vereinheitlichen und zu optimieren. Für deutsche Exporteure könnte RCEP aber den Wettbewerb auf dem hiesigen Markt erschweren.

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Elektronik, Maschinen und Chemie aus Deutschland gefragt

Bei den für Deutschland bedeutenden Exportprodukten sind China, Japan und die USA die großen Konkurrenten. Rund ein Drittel der deutschen Ausfuhren nach Malaysia entfallen auf Elektronik. In dieser Warenkategorie haben Anbieter aus der Bundesrepublik mit fast einer Halbierung der Marktanteile in den letzten zehn Jahren zugunsten Chinas hohe Einbußen verzeichnet. Daneben hat Taiwan als Elektroniklieferant kräftig aufgeholt.

Des Weiteren machen Maschinen und Anlagen sowie chemische Erzeugnisse zusammen ein weiteres Drittel der deutschen Lieferungen aus. Bei Chemie konnten deutsche Anbieter ihren Markanteil nahezu stabil halten. Im Maschinebau setzen malaysische Unternehmen bei Standardanlagen vielfach auf günstige Alternativen aus China. Bei hohen Anforderungen an Präzision und Zuverlässigkeit sowie bei Spezialanwendungen steht "Made in Germany" aber für hohe Qualität. Gerade als Produktionsstandort mit hochtechnologischen und kapitalintensiven Industrien bietet Malaysia durchaus Potenzial für deutsche Exporteure.

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteile an der jeweiligen malaysischen Gesamteinfuhr in Prozent) 1)

Rang 2021

Produkt

2001

2011

2021

Elektronik 2)

1

China

5,4

17,2

26,0

2

Taiwan

6,5

8,6

19,2

3

USA

21,9

16,1

11,1

11

Deutschland

3,6

4,6

2,2

Maschinen 3)

1

China

3,6

18,8

35,2

2

Japan

27,2

17,9

11,5

3

USA

16,8

13,2

9,3

5

Deutschland

7,3

8,4

6,5

Chemie 4)

1

China

3,8

12,6

23,1

3

USA

15,2

8,8

8,6

4

Japan

17,6

10,8

7,7

9

Deutschland

5,0

4,8

3,8

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Malaysia; 2) SITC-Positionen 75, 76 und 776; 3) SITC-Positionen 71 bis 74; 4) SITC-Position 5; Anteil von 9 Prozent entfiel 2021 auf Singapur (Rang 2)Quelle: UN Comtrade; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Beschaffungsmarkt: Malaysias Stärke liegt in der Elektronikindustrie

Fast 60 Prozent der deutschen Einfuhren aus Malaysia entfallen auf Elektronik und Elektrotechnik. Das Land hat sich insbesondere zum wichtigen Standort für das Testen und Verpacken von Mikrochips entwickelt. Bei Halbleitern ist der Archipel jedoch kein klassisches Beschaffungsland, stattdessen werden die Produkte dorthin geliefert, um dann veredelt zu werden. Des Weiteren ist der Inselstaat nach China einer der bedeutendsten Exporteure von Solarmodulen. Daneben bezieht Deutschland über die Hälfte seines Bedarfs an Gummihandschuhen vom Archipel.

Zwar steht China in der Region Asien-Pazifik als Lieferant unangefochten an erster Stelle. Seit einiger Zeit, etwa im Zuge der stärkeren Fokussierung auf die "China+1"-Strategie, gewinnen beim Sourcing allerdings alternative Märkte zunehmend an Bedeutung. Für die künftige Wettbewerbsfähigkeit als Beschaffungsmarkt müsste die malaysische Regierung aber die Produktivität deutlich steigern, um die vergleichsweise hohen Lohnkosten zu kompensieren.

Gemäß einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission vom September 2020 belegte Malaysia außerdem im Ranking der wichtigsten Lieferländer der EU von Naturkautschuk den dritten Platz. Etwa 16 Prozent des Bedarfs stammen vom Archipel. Naturkautschuk wird zur Bereifung sowie bei Gummiteilen etwa für Maschinen verwendet.

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