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Interesse an nachhaltigem Bauen steigt

Energieeffizienz war in Maltas Bauwirtschaft lange kein Thema, rückt aber angesichts der Energie- und Klimakrise nun in den Vordergrund.

Von Oliver Döhne | Mailand

Malta zieht nicht nur Touristen an, sondern ist zudem als Relocation-Ziel bei Unternehmen und wohlhabenden Privatpersonen beliebt. Neben rund 2,3 Millionen Urlaubsbesuchern kamen 2022 nach Angaben der Residence Malta Agency etwa 1.000 Personen über Sonder-Aufenthaltsgenehmigungen ins Land. Für dieses Aufenthaltsrecht müssen sie größere Summen in Immobilien investieren. 

Maltas Attraktivität als Land mit angenehmem Klima, guter touristischer Infrastruktur, englischsprachiger Gemeinschaft, Steuervorteilen und zentraler Lage im Mittelmeer führte in der Vergangenheit zu einem Bauboom, an dem auch die einheimische Bevölkerung durch Investitionen in Eigenheime beteiligt war. Diese positive Entwicklung setzt sich nach dem Ende der Coronakrise fort, wenn auch moderater und mit einem anderen Schwerpunkt. 

Mehr Qualität statt Quantität

Obwohl eine aktuelle Studie des maltesischen Tourismusverbandes darauf hinweist, dass es in Malta bald mehr Betten als Besucher geben wird, besteht weiter Bedarf an neuen Bauten.

Zum einen habe die Studie auch solche Kapazitäten von Bauprojekten mit einbezogen, hinter denen keine tatsächliche Bauabsicht stehe, sagen Branchenkenner. Viele Grundstücksbesitzer holten nämlich Baugenehmigungen lediglich ein, um ihr Grundstück aufzuwerten. Zum anderen habe der Bauboom infolge nur geringer Auflagen in der Vergangenheit zur sogenannten Uglification (Verhässlichung) vieler Orte geführt, was Maltas Attraktivität schade.

Zudem erwarten Besucher zunehmend höheren Komfort. Hinzu kommen rechnerische Überlegungen. Noch stützt die Regierung die Strompreise. Langfristig können sich Hausbesitzer vor explodierenden Energiekosten nur schützen, indem sie ihre Gebäude energieeffizienter gestalten.

Nicht alles ist förderfähig

Die maltesische Regierung fördert den Kauf und Einbau von Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und Solar-Wassererhitzern. Allerdings halten hohe Wartungs- und Ersatzteilkosten viele Haushalte von einer Anschaffung ab, so Branchenexperten. So sind diese Kosten beispielsweise bei Wärmepumpen nicht förderfähig. Breitere staatliche Unterstützung für nachhaltige Bauprojekte erwarten Branchenkenner vorerst nicht. Offenbar interessieren sich aber einige internationale Investmentfonds für diesen Sektor in Malta. 

Förderinstrumente für Energieeffizienz in Malta

Gefördert

Fördersumme

Zeitraum

Solar-Wassererhitzer

75 Prozent der Anschaffungskosten (AK) bis 1.400 Euro, 500 Euro Wartungskosten

bis Ende 2023

Wärmepumpe

50 Prozent der AK bis 1.000 Euro

bis Ende 2023

PV/Standard-Wechselrichter

50 Prozent der AK bis 2.500 Euro und 625 Euro/Kilowatt-Peak (kWp)

bis Ende 2023

PV/Hybrid-Wechselrichter

50 Prozent der AK bis 3.000 Euro und 750 Euro/kWp

bis Ende 2023

PV/Hybrid-Wechselrichter mit Batteriespeicher

80 Prozent der AK bis 3.600 Euro und 600 Kilowattstunde (Batterie) und 80 Prozent der AK bis 1.800 Euro und 450 Euro/kWp (Hybridkonverter)

bis Ende 2023

Batteriespeicher ohne PV-Anlage

80 Prozent der AK bis 3.600 und 600 Euro/kWh

bis Ende 2023

Quelle: Regulator for Energy & Water Services 2023

Bedarf an energieeffizienten Lösungen wächst

"Erneuerbare Energie zu erzeugen, ist gut, weniger Energie zu verbrauchen, ist besser", sagt Michael Stivala, Präsident der Malta Developers Association. Die interessantesten Möglichkeiten sieht er bei der energieeffizienten Planung von Neubauten. Obwohl schätzungsweise ein Viertel Maltas bereits bebaut ist, sei innerhalb der designierten Bauzonen noch reichlich Fläche übrig. Auch ein sogenanntes Retrofitting, also der Ausbau oder die Modernisierung bestehender Gebäude, sei eine, wenn auch aufwändigere Option. Das Potenzial für Energieeffizienz im Wohnungsbau hält Stivala für erheblich und betont den Bedarf an ausländischer Technologie, beispielsweise für moderne Belüftung, Isolierung, Beschattung, Verglasung sowie innovative Baustoffe. "Investoren und Entwickler wären noch schneller zu überzeugen, wenn diese Technologie hier vor Ort an einem Beispielprojekt demonstriert würde", regt er an. 

Positive Marktentwicklung

Maltas Immobilienmarkt entwickelt sich derweil positiv. Im Februar 2023 waren die Immobilienkäufe etwa 29 Prozent höher als im Vorjahresmonat. In den ersten zwei Monaten 2023 übertrafen sie den Wert der entsprechenden Vorjahresperiode um 153 Millionen Euro. Laut Malta Developers Association nahm die Dynamik im März 2023 weiter zu.

Im Jahr 2022 stellte die Baubehörde 1.850 Baugenehmigungen für insgesamt 9.599 Wohnungen aus, hinzu kamen 2.984 für Gewerbebauten. Zwar liegt die Zahl der Baugenehmigungen unter denen der Boomjahre 2018 und 2019, wo jeweils über 12.000 Wohnungsbaugenehmigungen erfolgten. Dennoch zeigt der Pfeil nach der Coronapandemie wieder nach oben. Ebenso stehe laut Experten der Bau zahlreicher vor der Coronakrise genehmigter realisierbarer Bauprojekte noch aus. Schwerpunkt neuer Wohnungsgenehmigungen war 2022 der Südosten, darunter die Orte Marsaskala und Marsaloxx sowie Rabat auf Gozo, St. Paul's Bay im Norden und Siggiewi im Südwesten. 

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkung

Malta Chamber of Commerce

Handelskammer

Malta Developers Association

Interessenvertretung

Regulator for Energy & Water Services

Aufsichtsbehörde für den Energie- und Wassersektor

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