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Branchenbericht Marokko Wasserversorgung, Bewässerung
Das Königreich Marokko gibt den Startschuss für fünf Großstaudämme. Auch große Entsalzungsanlagen stehen auf dem Programm.
22.02.2021
Von Michael Sauermost | Casablanca
In Zeiten der Covid-19-Krise wird auch die Entwicklung von Infrastrukturvorhaben mit großem Interesse beobachtet. Die marokkanische Regierung plant im Wassersektor, verschiedene Großvorhaben umzusetzen. Diese Projekte stehen zum Teil im Zusammenhang mit dem Anfang 2020 verkündeten, nationalen Trinkwasserversorgungs- und Bewässerungsprogramms 2020-2027 (Programme d´Eau potable et d´Irrigation). Im Rahmen dieses Programms sollen knapp 12 Milliarden US-Dollar (US$) investiert werden.
Übergreifend arbeitet Marokko an dem Plan National de l´Eau, der die Jahre von 2020 bis 2050 betrifft. Innerhalb der 30 Jahre sollen sollen insgesamt rund 40 Milliarden US$ investiert werden. Ein Großteil dieser Mittel kommt aus öffentlichen Quellen, was die Bedeutung des Sektors für die Regierung unterstreicht.
Allein für die Arbeiten an fünf neuen Staudämmen mit einer Kapazität von insgesamt 525 Millionen Kubikmetern steht im Jahr 2021 ein Gesamtbudget in Höhe von rund 480 Millionen US$ zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die Staudämme Oued Lakhdar (Präfektur Azilal), Taghzirt (Beni Mellal), Tamri (Agadir) sowie Ida Outanane und Alkhankro (Figuig). Am Imfout-Damm in Settat sollen Verbesserungsarbeiten durchgeführt werden.
Die fünf neuen Dämme sollen dabei helfen, wie geplant die Kapazität von aufgestautem Wasser in Marokko im Zeitraum 2020 bis 2027 von 19 auf 27 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen. Für den Zeitraum sind im Wasserplan der Regierung umgerechnet rund 6,1 Milliarden US$ für den Bau von Dämmen vorgesehen.
Zwischen 2010 und 2020 wurde nach Angabe des Energieministeriums der Bau von 23 großen Staudämmen mit einer Gesamtkapazität von rund 6,2 Milliarden Kubikmetern initiiert. Von diesen Vorhaben waren zu Jahresbeginn 2021 dem Vernehmen nach 7 Dämme in Betrieb - die anderen in der Entstehungsphase. Derzeit verfügt Marokko über insgesamt 149 große sowie 133 kleinere Staudämme.
Auch der Bau und die Instandsetzung von Kläranlagen sowie Meerwasserentsalzungsanlagen wird von der Regierung geplant. Da die marokkanischen Wasserreservoirs regelmäßig unzureichende Pegel aufweisen, spielt der Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen eine besonders wichtige Rolle. Vor allem in den südlichen Küstenregionen sind Vorhaben vorgesehen.
Die größte Entsaltzungsanlage Marokkos und auch Afrikas soll jedoch, mit einer Kapazität von 300 Millionen Kubikmetern im Jahr, im Norden des Landes entstehen. Zum Jahresende 2020 kündigte das Ministère de l´Équipment, du Transport, de la Logistique et de l´Eau an, in Casablanca eine Milliarde US$ zu investieren.
Eine weitere, riesige Meerwasserentsalzungsanlage könnte bereits im Laufe des Jahres 2021 fertiggestellt sein. Die Anlage in Douira, 40 Kilometer von der südwestlichen Küstenstadt Agadir entfernt, wird eine Aufbereitungskapazität von mehr als 100 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr erhalten. Mit einem aufwendigen Verteilungsnetz soll der Großraum Agadir sowie die Provinz Chtouka Ait Baha mit Trinkwasser versorgt werden. Auch die Bewässerung von rund 15.000 Hektar Agrarland ist vorgesehen.
Das Gesamtprojekt erfordert eine Investition in Höhe von knapp 420 Millionen Euro. Die Errichtung erfolgt im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells (PPP). Die spanische Firma Abengoa erhielt vom Office National de l´Ecricité et de l´Eau Potable (ONEE) den Zuschlag und finanziert das Projekt mit dem lokalen Partner InfraMaroc. Die Anlage sollte im März 2021 in Betrieb genommen werden, jedoch könnten die Startpläne durch Covid19 leicht verzögert worden sein.