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In der Elektromobilität will das Königreich Vorreiter sein

Marokko arbeitet am nationalen Plan für Elektromobilität. Der Aufbau der Infrastruktur startet. Erste Zulieferer siedeln sich an.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Die Elektromobilität wird für Marokko zunehmend zum Thema. Auch das Königreich muss die  CO₂-Emissionen reduzieren, um seine Nachhaltigkeitsziele erreichen zu können. Gleichzeitig will die Regierung den Erfolg des Aufbaus seiner Kfz-Industrie durch den Fokus auf die elektrische Mobilität bewahren.

Gegenwärtig entsteht der Plan National pour la Mobilité Électrique, der die Rahmenbedingungen für Investoren festlegen soll. Bis ein nennenswerter lokaler Markt für Elektrofahrzeuge entsteht, wird es jedoch noch längere Zeit dauern. Schon vorher könnten sich interessante Chancen in der industriellen Fertigung und beim Aufbau von Ladestationen ergeben.

Unternehmen warten auf einen Fahrplan

Das Office National de l´Électricité et de l´Eau Potable (ONEE) hat die Erstellung des nationalen Plans für Elektromobilität in Auftrag gegeben. In Anlehnung an die "Global Macro Roadmap for Transport Transformation" des Paris Process on Mobility and Climate (PPMC) sollen sämtliche Akteure des Sektors mit einbezogen und zur Kooperation ermutigt werden.

Der Plan der Regierung soll so unterschiedliche Themen wie Fördermittel, Standards, Preisgestaltung und Vermarktung berücksichtigen. Für potenzielle Investoren, aber auch Lieferanten stehen Zuschüsse, Anreize und Finanzierungsfragen im Vordergrund. Ebenso ist der Aufbau einer unterstützenden Infrastruktur ein entscheidendes Thema.

Der marokkanische Verkehrssektor verursacht derzeit laut OECD etwa ein Viertel der CO₂-Emissionen des Landes. Knapp 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs gehen auf das Konto des Transportsektors. Angesichts ökologischer Herausforderungen wie Wasserknappheit, Klimawandel und Umweltverschmutzung muss Marokko insgesamt und speziell im Transportbereich nachhaltiger werden.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat neben Ägypten, Serbien und Kasachstan auch Marokko als eines der Zielländer für ihr "E-Mobility Programme" ausgewählt. Das portugiesische Unternehmen Transitec hat im Auftrag der Bank eine Studie zum marokkanischen Markt erstellt. Der französische Automobilzulieferer FAURECIA SA hat von der EBRD einen Kredit von 80 Millionen Euro erhalten, den er auch für die Dekarbonisierung seiner Produktion in Marokko einsetzt.

Landesweites Ladenetz in erster Entstehungsphase

Der Aufbau eines nationalen Netzes von Ladestationen wird darüber mitentscheiden, wie schnell Marokko auch als Absatzmarkt für elektrische Fahrzeuge attraktiv wird. Das Branchenunternehmen Afrimobility leitete 2021 eine richtungsweisende Investition ein. Zunächst sollen auf den Autobahnen von Norden (Tanger) nach Süden (Agadir) Schnellladestationen unter dem Markennamen Fastvolt entstehen. Eine mobile App wird nach Angaben des Unternehmens den Kunden jeweils die nächste Station anzeigen. In Zusammenarbeit mit dem Institute for Research in Solar Energy and New Energies (IRESEN) will der Anbieter zudem eine Schnellladestation komplett in Marokko fertigen und bereits 2022 ausliefern.

Auch Tesla und Porsche investieren

Der Elektroautohersteller Tesla hat im Herbst 2021 begonnen, Ladestationen in Marokko zu installieren - die ersten des Automobilherstellers in Afrika. Die Installationen der ersten "Supercharger"-Stationen sollen die Präsenz Teslas langsam erhöhen. Bislang hatte das Unternehmen lediglich Ladestationen für den Gebrauch im privaten Bereich installiert.

Auch der deutsche Automobilhersteller Porsche investiert in einen Aufbau von Ladestationen. Im Rahmen des Programms "Porsche Destination Charging" soll ein Netzwerk von mehr als 30 Standorten errichtet werden. Porsche-Kunden können dort sogar gebührenfrei ihr Fahrzeug aufladen. Partner des Programms sind unter anderem Luxushotels.

Kfz-Industrie positioniert sich vor Ort

Im Sommer 2021 gab die Opel-Muttergesellschaft Stellantis bekannt, dass Opel mit der Produktion von Elektrofahrzeugen in Marokko beginnen wird. Das Modell Rocks-e des deutschen Autoherstellers ist zusammen mit dem größtenteils baugleichen Citroën Ami das erste vollelektrische Leichtfahrzeug, das in Nordafrika hergestellt wird. Das Fahrzeug wird in der gleichen Fabrik in Kénitra vom Band laufen, in der bereits der Citroën Ami hergestellt wird. Dies verschafft dem Königreich eine wichtige Vorreiterrolle bei der Produktion von elektrischen Fahrzeugen in Afrika. Zunächst werden die Modelle für den Export nach Europa produziert. Schnell wachsende Zukunftsmärkte in Subsahara-Afrika stehen jedoch im Visier der Branchenunternehmen.

Bereits im Jahr 2017 sorgte der chinesische Elektrofahrzeughersteller BYD für Schlagzeilen: Er schloss in Marokko Verträge über den Bau einer Produktionsstätte ab und wurde als potenzieller dritter Automobilhersteller vor Ort gehandelt. Allerdings folgten der Ankündigung von BYD bisher keine konkreten Schritte.

Zulieferer starten Produktion

Die Zulieferindustrie ist noch einen Schritt weiter. Neben FAURECIA SA hat auch STMicroelectronics, einer der führenden europäischen Halbleiterhersteller, Investitionen für die Elektromobilität in Marokko angekündigt. Im bestehenden Werk, in Bouskoura, soll eine zusätzliche Produktionslinie eröffnet werden. Dort produziert das Unternehmen bereits seit 2021 Teile für Tesla.

Nach Tesla unterzeichnete ebenfalls Renault eine Kooperationsvereinbarung mit STMicroelectronics. Dabei geht es um die Lieferung von Halbleitern für Elektro- und Hybridfahrzeuge. Diese sollen spätestens ab 2026 produziert werden. Dies galt als Beispiel beziehungsweise Beweis dafür, dass Marokko als attraktiver Nearshoring-Standort an Bedeutung gewonnen hat.

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