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Branchen | Marokko | Schiffsverkehr, Häfen

Marokko baut seine Häfen weiter aus

Der Seehandel nimmt zu. Nicht nur international, auch im Inland steigt das Frachtvolumen. Der Ausbau der Häfen bleibt daher für Marokko strategisch wichtig.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Marokkos Hafenlandschaft rückt ins Rampenlicht. Im Zuge der wachsenden Bedeutung des Königreichs als Nearshoring-Standort und des dadurch zu erwartenden Ausbaus der Industrie werden die Handelsströme über See zunehmen. Die Regierung verfolgt, zusätzlich zur Marktöffnung, das Ziel, die industrielle Fertigung außerhalb der Ballungsgebiete in ländlichen Regionen auszubauen. Dadurch wird die Anbindung der Häfen an das Hinterland sowie deren Bedeutung für den inländischen Verkehr noch wichtiger.

Auslastung der Häfen steigt

Derzeit verfügt das Königreich über 43 Häfen, davon sind 14 Häfen internationale Umschlagplätze. Diese decken mehr als 95 Prozent des Außenhandels ab. Laut Ministère de l'Équipment et de l'Eau könnte sich der landesweite Hafenumschlag bis zum Jahr 2030 auf 300 Millionen Tonnen erhöhen. Das optimistischste Szenario des Ministeriums beläuft sich auf 370 Millionen Tonnen.

Im Jahr 2021 stieg der Umschlag insgesamt auf 192,1 Millionen Tonnen (davon 111,5 Millionen durch den Inlandsverkehr). Das waren 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis 2010 lag der Wert noch unterhalb der 100-Millionen-Schwelle. Allgemein wirkte sich die Coronapandemie nur verhalten restriktiv auf die registrierten Handelsvolumina aus.

Die über die Häfen abgewickelten Einfuhren beliefen sich 2021 auf etwa mehr als 63 Millionen Tonnen. Dies entsprach in etwa dem Vorjahresvolumen. Die Exporte erreichten ein Volumen von knapp 40 Millionen Tonnen (+1,7 Prozent gegenüber 2020). Die Verschiffung von fabrikneuen Kfz legte dabei am deutlichsten zu. Gegenüber dem ersten Coronajahr 2020 ergab sich eine Steigerung um 22,4 Prozent auf rund 521.000 Einheiten. Der Export von Düngemitteln (-6,8 Prozent auf 10,9 Millionen Tonnen) und Phosphat (-5,6 Prozent auf 9,4 Millionen Tonnen) dagegen sank 2021.

Der Kabotageverkehr zwischen marokkanischen Häfen stieg im Vergleichszeitraum stärker als die internationalen Verschiffungen. Die Häfen verzeichneten bei den Inlandsverschiffungen ein Wachstum von 20,8 Prozent auf 6,1 Millionen Tonnen.

Tanger Med bleibt Vorzeigehafen

Der Hafenkomplex Tanger Med baut seine Rolle als wichtigste Handelsdrehscheibe weiter aus. In Afrika und im Mittelmeerraum hat sich der Umschlagplatz an vorderster Stelle positioniert. Im Jahr 2021 wurden dort rund 7,15 Millionen TEU-Container (Twenty Foot Equivalent) abgefertigt; etwa ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Laut Tanger Med Port Authority (TMPA) resultierte das Wachstum maßgeblich aus dem kontinuierlichen Hochlauf des Hafens Tanger Med 2, wo es erst 2021 zur Inbetriebnahme des neuen Terminals TC3 kam. Erstmals wurde im gesamten Hafenkomplex Tanger Med mehr als 1 Million Tonnen an Gütern umgeschlagen.

Hafenprojekte im Aufbau

Im Rahmen der bereits 2021 verabschiedeten Stratégie portuaire nationale à l'Horizon 2030 hat die Agence Nationale des Ports (ANP) allein für den Zeitraum 2020 bis 2022 Investitionen von insgesamt 360 Millionen US-Dollar (US$) vorgesehen. Zu den Großprojekten, die im Zuge der Hafenstrategie abgewickelt werden, zählen die Häfen Nador West sowie Dakhla Atlantique.

Der neue Hafen von Nador West

Wie das Logistikzentrum Tanger Med soll der Port Nador West Med zu einem integrierten Industrie- und Hafenkomplex wachsen. Der in der Nähe zu Algerien am Mittelmeer gelegene Tiefwasserhafen wird erhebliche Kapazitäten für den Umschlag von Containern erhalten. Für die Industrie soll eine Freizone entstehen. Industrie-, Logistik- und Dienstleistungsunternehmen könnten dort von den infrastrukturellen und zollrechtlichen Rahmenbedingungen profitieren.

Im Juni 2021 waren, so das Ministère de l'Équipment et de l'Eau in einer Pressemitteilung, rund 55 Prozent der Bauarbeiten am Hafen realisiert. Gegen Ende 2022 könnten diese abgeschlossen sein. Die Inbetriebnahme ist im Jahr 2024 vorgesehen.

Ein wichtiger Baustein der infrastrukturellen Anbindung des Hafens wird der Bau der Autobahn zwischen Guercif im Landesinneren und Nador sein. Das Projekt wurde im Mai 2021 von der Société Nationale des Autoroutes du Maroc (ADM) auf den Weg gebracht. Mit einer Investitionssumme von rund 550 Millionen US$ soll der 104 Kilometer lange Streckenabschnitt den Hafen Nador West Med zukünftig mit dem südlich gelegenen nationalen Autobahnnetz verbinden.

Der neue Hafen von Dakhla Atlantique

Der im Gebiet der Westsahara geplante Atlantikhafen von Dakha gilt als Prestigeprojekt Marokkos für die Entwicklung der südlichen Provinzen. Geplant ist der Bau eines Offshore-Fischereihafens, der jährlich bis zu einer Million Tonnen Meeresfrüchte aufnehmen kann. Des Weiteren ist ein Containerterminal mit einer jährlichen Kapazität von 2,2 Millionen Tonnen vorgesehen. Der Hafen soll von Containerschiffen mit Feeder-Verbindungen zu den wichtigsten großen Häfen Marokkos bedient werden.

Im Herbst 2021 hat das Ministère de l'Équipment et de l'Eau das Konsortium vorgestellt, das den Auftrag zum Bau dieses Hafens erhalten hat. Dabei handelt es sich Pressemeldungen zufolge um die beiden marokkanischen Unternehmen Société Générale des Travaux du Maroc (SGTM) sowie SOMAGEC Sud. An dem Joint Venture seien auch der griechische Konzern Archirodon, die französische Unternehmensgruppe Eiffage sowie die Egyptian Arab Contractors beteiligt.

Der Hafen könnte den ursprünglichen Plänen zufolge mit einer Brücke über das Meer mit einer Länge von 1.300 Metern ausgestattet werden. Das Industrie- und Logistikgebiet soll sich über 1.650 Hektar erstrecken.

Cruise Terminal Hafen Casablanca

Marokkos staatliche Hafenagentur (ANP) will den Bau eines neuen Kreuzfahrtterminals im Hafen von Casablanca vorantreiben. Denn auch der Personenverkehr auf dem Seeweg könnte in Marokko zukünftig einen Schub erfahren. Ein auf Fähren spezialisiertes Terminal fehlt bislang in Casablanca. Derzeit kann der Hafen die Abfertigung nur behelfsmäßig durchführen.

Ausgewählte marokkanische Hafenprojekte

Projektbezeichnung / Standort

Unternehmen / Organisation

Status

Voraussichtliches Volumen (in Mio. US$)

Dakhla Atlantique Port Complex

Agence Nationale des Ports (ANP) 

Durchführung geplant bis 2026

1.400

Nador West Med Port Complex

ANP, Groupe Tanger Med TMSA

Durchführung geplant bis 2024

800

Kenitra Atlantique Port Complex

ANP

Studie

800

Laayoune New Phosphate Port

Phosboucraa (Tochterunternehmen von OCP)

Durchführung geplant bis Ende 2024

450

Casablanca Cruise Terminal

ANP

Studie

80

Multipurpose Terminal Agadir Port 

ANP

Durchführung

28

Sanierung Mohammedia Port

ANP

Unterbrochen

25

Essaouira Fishing Port (Ausbau)

ANP

Durchführung

10

Quelle: Meed Projects


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