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Branchenbericht Marokko Maschinen- und Anlagenbau

Maschinen sind wieder verstärkt gefragt

Marokkos Industrie hat sich weitgehend vom ersten Coronajahr 2020 erholt. Neue Geschäftschancen entstehen durch lokale und internationale Herausforderungen.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Das Konjunkturbarometer in Marokko steigt wieder. Die meisten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes entwickeln sich inzwischen erneut positiv. Dabei profitierte das Verarbeitende Gewerbe besonders von einer guten Ernte in der Landwirtschaft. Nach Angaben des in Marokko für die Veröffentlichung von Konjunkturdaten zuständigen Haut Commissariat au Plan (HCP) steigerte das Verarbeitende Gewerbe seine Produktion im zweiten Jahresquartal 2021 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um etwas mehr als 20 Prozent.

Neue Herausforderungen für die Industrie nach Corona

Teilweise war dies Ergebnis eines Nachholeffekts. Im Vorjahr war das Verarbeitende Gewerbe stark von der Coronapandemie betroffen. Im dritten Quartal schwächte sich das Wachstum laut vorläufigen Angaben auf 3 bis 4 Prozent ab. Die meisten Branchen seien wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt, erklärte das marokkanische Industrieministerium. Zumindest seien nahezu sämtliche Arbeitsstellen wiederbesetzt worden. Allerdings litten verschiedene Branchen noch unter Problemen mit Zulieferungen, vor allem aus dem asiatischen Raum.

Mittelfristig könnte die effiziente und möglichst klimaneutrale Produktion an Bedeutung gewinnen. Die von der EU für das Jahr 2026 geplante Einführung einer Ausgleichsabgabe auf Importgüter, bei deren Produktion Kohlenstoffdioxid (CO₂) entsteht, wird marokkanische Unternehmen voraussichtlich dazu bewegen, in eine möglichst CO₂-freie Produktion zu investieren. Von einer Besteuerung an der EU-Grenze werden Güter wie Zement und Stahl, aber auch Düngemittel betroffen sein, deren Produktion Marokko aufgrund der großen Lagerstätten von Phosphat ausbauen will.

Das marokkanische Industrieförderprogramm Plan de Relance Industriel 2021-2023 setzt vor allem auf die beiden Schwerpunkte "Förderung von Regionen" und "Ausbau der Forschung und Entwicklung". Letztere ist im Automobilsektor bereits fortgeschritten. Die Luftfahrtindustrie könnte an diesen Prozess im Automobilsektor anknüpfen und in Zukunft ein weiterer Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung werden. Mit dem Tatwir croissance verte hat Marokko zudem ein eigenes Programm für die CO₂-freie Produktion durch kleine sowie mittelständische Unternehmen aufgelegt.

Die Confédération Générale des Entreprises du Maroc (CGEM) fordert unterdessen von der Regierung Maßnahmen, die Produktionskosten im Königreich zu senken. Unter anderem verweist der Unternehmerverband in diesem Zusammenhang auf die schon jetzt hohen Energiekosten. Die Liberalisierung des Strommarktes und die Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energie mit der Möglichkeit zur Einspeisung in das öffentliche Netz könnten diesbezüglich Entlastung bringen.

Zielgerichtete Investitionen erwünscht

Bei Marokkos Investitionen in das Verarbeitende Gewerbe wird derzeit nicht so sehr über die Höhe, sondern über den richtigen Einsatz der Gelder diskutiert. Die Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum und auf die Beschäftigung seien zu gering, urteilt das Industrieministerium. Zum einen läge das an dem relativ hohen Anteil der öffentlichen Investitionen. Zum anderen seien die Kapitalanlagen unzureichend auf die Wachstumsziele ausgerichtet.

Die Kapitalanlagen aus dem Ausland in das Verarbeitende Gewerbe haben laut Office des Changes wieder angezogen. Die Nettozuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen erreichten im ersten Halbjahr 2021 umgerechnet knapp 350 Millionen US-Dollar (US$). Der Automobilsektor kam auf eine Summe von rund 235 Millionen US$. Letzteres entsprach nahezu dem für das gesamte Kalenderjahr 2020 registrierten Volumen.

Deutsche Maschinenimporte mit Wachstumspotenzial

Bei den Importen von Kapitalgütern erwarten Industrievertreter - bedingt durch die Entwicklungen der Coronapandemie - leichte Verschiebungen im Ranking der Lieferländer. Der Anteil von "Made in Germany" ist in den einzelnen Maschinenkategorien durchaus ausbaufähig. Generell ist bei der Handelsstatistik jedoch zu beachten, dass ein Teil der in Deutschland hergestellten Maschinen über die Umwege Frankreich oder Spanien in das Königreich gelangen.

In einzelnen Kategorien konnten chinesische Lieferanten in den letzten Jahren Marktanteile gewinnen. Im Jahr 2020 war dies beispielsweise im Bereich der Fördertechnik zu beobachten. Während die Gesamteinfuhren gegenüber dem Vorjahr um knapp 17 Prozent sanken, stiegen im Vergleichszeitraum die Importe aus dem Reich der Mitte um mehr als 60 Prozent auf rund 60 Millionen US$. Chinesische Lieferanten verdoppelten damit nahezu ihren Einfuhranteil innerhalb eines Jahres von 11,8 auf 22,6 Prozent. Bei Werkzeugmaschinen der SITC-Warengruppenposition 731 war der chinesische Anteilssprung im Vergleichszeitraum noch extremer: von 18,9 auf 54,8 Prozent im Jahr 2000.

Fördertechnik aus Deutschland kam im Jahr 2020 auf einen Anteil von 11,7 Prozent und belegte im Länderranking hinter China und Spanien (21,9 Prozent) Rang 3. Zweistellige Importanteile Made in Germany wurden zudem bei Kompressoren (18,0 Prozent), Verpackungsmaschinen (12,0) und Bergbaumaschinen (11,8) erzielt. Einstellig blieb es im Jahr 2000 hingegen bei Werkzeugmaschinen 9,2, Nahrungsmittelmaschinen 7,5 und Landmaschinen 7,0.

Im Jahr 2021 erfahren die deutschen Exporte von Maschinen und Anlagen voraussichtlich nur einen leichten Aufschwung. Der Absatzwert steigerte sich in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 198,7 Millionen Euro. Die Gesamtexporte konnten dagegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum bis Ende September um 17,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zulegen.

Ausgewählte marokkanische Maschinenimporte - Welt und Deutschland (in 1.000 US$)

Kategorie / SITC

2018

2019

2020

Veränd. *)

Berg-, Hoch- und Tiefbaumaschinen / 723

263.531

218.211

186.148

-14,7

Deutschland

20.427

17.439

19.781

-13,4

Landmaschinen / 721, 722

152.618

121.220

82.120

-32,3

Deutschland

18.103

9.961

5.656

-43,2

Nahrungsmittelmaschinen / 727

69.687

76.005

80.982

6,5

Deutschland

7.884

9.963

6.371

-36,1

Verpackungsmaschinen / 745.27

72.682

70.035

58.677

-16,2

Deutschland

6.957

6.292

7.421

17,9

Textilmaschinen / 724

107.998

106.915

83.528

-21,9

Deutschland

12.584

12.710

3.624

-715

Kunststoffmaschinen / 728.42

96.718

120.592

k.A.

kA.

Deutschland

10.874

9.115

k.A.

-k.A.

Werkzeugmaschinen / 731, 733, 735

110.678

157.741

153.276

-2,8

Deutschland

12.000

14.210

14.367

1,1

Kompressoren / 743.1

81.727

83.434

87.306

4,6

Deutschland

7.866

8.621

15.755

82,8

Fördertechnik / 744

231.613

318.548

265.147

-16,8

Deutschland

21.161

38.884

30.859

-20,6

*) Veränderung 2020/19 in ProzentQuelle: UN Comtrade



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