Branchenbericht | Marokko | Windenergie
Politische Ziele
Mit Großprojekten macht sich Marokko auf den Weg, die ambitionierten Vorgaben für den Energiemix zu erreichen.
22.03.2022
Von Michael Sauermost | Casablanca
Windenergie steht hoch im Kurs
Marokko hat Ende 2021 einen neuen, langfristigen Nachhaltigkeitsfahrplan vorgestellt. In der Low Carbon Strategy 2050 legt das Ministère de l´Énergie et des Mines, de l´Eau et du Développement Durable seine ehrgeizige Messlatte weiter nach oben.
Bereits im Jahr 2009 kündigte Marokko an, bis 2030 rund 42 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien (EE) zu decken. Das im Jahr 2015 folgende Strommixziel strebte bis 2030 einen EE-Anteil von 52 Prozent an der gesamten installierten Leistung an. Die neue Roadmap nimmt eine EE-Quote von 70 Prozent bis 2040, und von 80 Prozent bis 2050, ins Visier.
Nach Angaben des Energieministeriums hat Marokko Potenzial für 25 Gigawatt an Windkraft. Derzeit verfügt Marokko mit einer installierten Kapazität von mehr als 1,4 Gigawatt über den zweitgrößten Windkraftausbau auf dem afrikanischen Kontinent nach Südafrika. Die nationale Behörde zur Strom- und Wasserversorgung Office National de l´Électricité et de l´Eau Potable (ONEE) strebt bis 2030 eine installierte EE-Kapazität von 10 Gigawatt an. Davon sollen etwas mehr als 4 Gigawatt aus der Windkraft kommen.
Jahr | Onshore Windkapazität (in Gigawatt) |
---|---|
2015 | 0,9 |
2016 | 0,9 |
2017 | 1,0 |
2018 | 1,2 |
2019 | 1,2 |
2020 | 1,4 |
2030 *) | 4,1 |
Staatliche Förderungen für Windenergie und Power-to-X
Die Regierung legte im November 2021 ein neues, integriertes Förderprogramm für den Windenergiesektor auf. Demnach sollen bis zum Jahr 2024 rund 1,6 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau von Windenergie investiert werden. Dabei handelt es sich Pressemeldungen zufolge um verschiedene Windparkprojekte, die an unterschiedlichen Orten realisiert werden sollen. Insgesamt könnte es bei dem integrierten Windenergieprogramm um einen Kapazitätsausbau von 1 Gigawatt gehen.
Bei den ehrgeizigen Plänen handelt es sich laut Energieministerium nicht um übertriebenen Optimismus. Der kontinuierliche Rückgang der Kosten für EE und Speichertechnologien unterstützt die realisierbaren Ziele in Marokkos eingeschlagener Strategie. Die Regierung verweist zudem auf einen investitionsfreundlichen Regulierungsrahmen, der sich bislang erfolgreich bei großen Solar- und Windprojekten und damit zusammenhängenden privaten Investitionen bewährt habe.
Die marokkanische Agentur für nachhaltige Energie Moroccan Agency for Sustainable Energy (MASEN) steuert die inländischen Großprojekte. Für im Königreich aktive Branchenunternehmen gewinnen mittelfristig zudem afrikanische Auslandsmärkte an Bedeutung. Hierbei geht es auch um technische Hilfe und Beratung. Windenergie spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Produktion von grünem Wasserstoff im Rahmen von Marokkos Power-to-X-Strategie.