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Branchen | Marokko | Kosmetika

Schönheitsmittel sorgen für gute Geschäfte

Kosmetik ist in Marokko gefragt. Der Markt wächst. Es wird viel importiert. Gleichzeitig gewinnen lokale Produkte zunehmend an Bedeutung.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Marokkos Kosmetik- und Körperpflegesektor erlebt seit längerem einen Aufschwung. Die Bevölkerung wächst. Die zunehmende Urbanisierung erhöht zusätzlich die Nachfrage. Letztere wird ebenfalls von der dynamischen Entwicklung beim Onlinehandel angeschoben. Davon profitieren insgesamt Lieferanten aus dem Ausland. Aber der Sektor wächst auch in die andere Richtung: Längst haben lokale Firmen begonnen, ihr Exportpotenzial auszuloten.

Hohes Wachstum prognostiziert

Den Kosmetiksektor setzte die Regierung bereits im Rahmen des Plan d’Accélération Industrielle für die Jahre 2014 bis 2020 auf der Liste der Fördersektoren. Laut einer 2018 veröffentlichten Studie des irischen Unternehmens Research and Markets soll die Branche bis 2025 durchschnittlich um 7,5 Prozent jährlich wachsen, um dann ein Volumen von 1,93 Milliarden Dollar (US$) zu erreichen.

Laut Fédération de la Chimie et de la Parachimie (FCP) rangiert die Kosmetikbranche innerhalb des marokkanischen Chemiesektors mittlerweile auf Rang 3 bis 4 - hier stehen die Phosphat- und die Pharmaindustrie an der Spitze.

Das Unternehmen Maximize Research (MR) schätzt das Volumen des marokkanischen Kosmetikmarkts für das Jahr 2020 auf 1,25 Milliarden US$. Bei einer angenommenen jährlichen Steigerungsrate von 7,9 Prozent könnten bis zum Jahr 2027 rund 2,3 Milliarden US$ erreicht werden.

Lebensstil erhöht die Nachfrage

Das wachsende Bewusstsein der Bevölkerung für Hygiene- und Gesundheitsfragen, der zunehmende europäische Einfluss sowie die sich vollziehende Eingliederung von Frauen in die Erwerbsbevölkerung tragen ebenfalls zu dem Branchenwachstum bei. Insbesondere bei Sonnenschutzmitteln, Körperlotionen und Anti-Aging-Cremes werden hohe Wachstumszahlen verzeichnet. Ebenso gefragt sind Natur- und Bioprodukte. Positiv wirkt sich außerdem der elektronische Handel auf den Absatz der gesamten Branche aus.

Lokale Produktion gewinnt an Bedeutung

Internationale Unternehmen wie L'Oréal oder Beiersdorf dominieren den Großteil des Marktes. Unter anderem zählen Unilever, Avon, Procter & Gamble, Dabur International, die Kao Corporation oder Revlon zu den multinationalen Marktführern. Der französische Kosmetikhersteller L’Oréal festigte in den letzten Jahren seine führende Position nicht zuletzt durch den kontinuierlichen Ausbau des Vertriebsnetzes. Seit 2020 investiert das Unternehmen ebenfalls in TV-Werbung.

Während die Mehrheit der internationalen Marken importiert werden, steigen die Bemühungen vor Ort, die lokale Produktion zu fördern. Ziel müsse es laut Branchenverband FCP auch sein, multinationale Unternehmen zu einer Produktionsverlagerung nach Marokko zu bewegen.

Derzeit fertigen etwa 200 eher kleinere Produzenten vor Ort. Teilweise handelt es sich dabei um Genossenschaften (Kooperativen). In den letzten Jahren konnten diese Marktanteile gewinnen. Vor rund 20 Jahren erzielten ausländische Unternehmen rund 90 Prozent der Branchenumsätze. Inzwischen ist das Verhältnis zwischen international und lokal mittlerweile 65 zu 35, berichtet der Chemieverband. Wenn die Dynamik in diesem Tempo anhalte, so könne das Verhältnis bald sogar umgekehrt werden.

Bereits jetzt bedienen zahlreiche lokale Firmen das Nischensegment der Naturkosmetik für den Export und den Tourismus. Die Anwendungsbereiche der kosmetischen Erzeugnisse - beispielsweise Anti-Aging - entsprechen dem Anforderungsprofil der kaufkräftigen Kundschaft. Genügend natürliche Rohstoffe sind vorhanden.

Exportschlager Arganöl

Dabei spielt Arganöl die bedeutendste Rolle. Es findet traditionell Anwendung zur Pflege von Haut und Haaren. Circa 4.000 bis 6.000 Tonnen Öl gewinnen Unternehmen jährlich von den im Südwesten Marokkos wachsenden Arganbäumen. Laut Agrarministerium erreichten die Arganölexporte im Jahr 2021 einen Wert von rund 31 Millionen US$. Etwa 80 Prozent der Lieferungen waren für die EU bestimmt. Dort wird das hochpreisige Öl weiterverarbeitet und teilweise für kostspielige Markenerzeugnisse verwendet.

Mittlerweile erfolgt die Weiterverarbeitung auch bisweilen in Marokko. Seitdem mehr hochwertige, lokale Erzeugnisse im organisierten Handel erhältlich sind, finden diese auch Anklang bei der kaufkräftigeren Bevölkerung. Neben Arganöl wird auch Kaktusfeigenöl gewonnen. Darüber hinaus gibt es weitere aromatische und medizinische Pflanzen, die ätherische Öle enthalten.

Marokko bleibt Nettoimportsektor von kosmetischen Fertigprodukten

Trotz zu erwartender wachsender Exporte von Kosmetika und Körperpflegemitteln dürften die marokkanischen Importe auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Einfuhren aus Deutschland blieben bislang unter ihren Möglichkeiten. Der Importanteil blieb in den letzten Jahren einstellig. Rund ein Viertel der Einfuhren kamen regelmäßig aus Frankreich. China, Polen, Italien und Ägypten zählen zu den Konkurrenzländern. Chancen für deutsche Lieferanten dürften im Bereich der Biokosmetik liegen. Dabei bietet sich die Unterstützung eines lokalen Partners beim Onlinevertrieb an.

Marokkos Außenhandel mit Körperpflegemitteln und Kosmetika (in Mio. US$)

HS-Code / Kategorie

Importe 2019

Importe 2020

Exporte 2019

Exporte 2020

3303 / Duftstoffe (Parfums) und Duftwässer

39,62

35,14

16,81

14,85

3304 / Schönheitsmittel, Schminke, Erzeugnisse zur Hautpflege

106,10

87,40

41,65

18,79

3305 / Haarbehandlungsmittel

71,30

84,55

9,15

8,57

3306 / Zahn- und Mundpflegemittel

19,39

21,71

0,36

0,58

3307 / Rasiermittel und andere Körperpflegemittel

51,50

56,15

7,05

8,52

3401 / Seifen, Zubereitungen zum Waschen der Haut

27,07

33,51

16,72

15,04

Summe

314,98

318,46

91,74

66,35

Quelle: UN Comtrade


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