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Die marokkanische Regierung ist angehalten, neue Bauvorhaben auf den Weg zu bringen. Denn auch die Baukonjunktur leidet stark unter den Folgen der Coronapandemie.
28.10.2020
Von Michael Sauermost | Casablanca
Meldungen über neue Bauvorhaben sind in Coronazeiten rar und entsprechend begehrt. Im Baugewerbe sind die Auftragseingänge Branchenvertretern zufolge auf einem Allzeittief. Dies betrifft Baufirmen, Konstruktionsbüros, Verkäufer und Vermieter von Equipment sowie Architekturbüros und im Projektmanagement tätige Firmen. Um die Wirtschaft anzukurbeln, will die Regierung Genehmigungsprozesse beschleunigen. Auch die Regionalverwaltungen sind angehalten, Projekte mit Rückenwind auszustatten.
Anfang Oktober 2020 kam es in der Region Rabat Salé Kénitra zu der Genehmigung von neuen Projekten im Gesamtwert von umgerechnet rund 60 Millionen US-Dollar (US$). Das Spektrum dieser neuen Vorhaben ist breit gefächert. Es reicht von der Schaffung einer Industriezone für neue Technologien über Ausbildungszentren, Verkehrsprojekte (beispielsweise Ausbaumaßnahmen für die Autobahnstrecke Rabat-Skhirat) bis hin zu verschiedenen sozialen Einrichtungen. Auch Innovationsförderung für Unternehmen soll angeschoben werden.
Zusätzlich wurden Ausbaumaßnahmen an bereits bestehenden Projekten mit einem Volumen von zusammen mehr als 150 Millionen US$ genehmigt. Darunter fällt ein Vermarktungskomplex für die Agrarindustrie der Provinzen Rabat, Salé sowie Skhirat-Témara im Gesamtwert von rund 60 Millionen US$. Straßensanierungsvorhaben machen umgerechnet rund 30 Millionen US$ aus. Weiterhin ist ein größerer Anteil für die Erweiterung sozialer Projekte vorgesehen.
Im Sommer 2020 genehmigte die Ministerien übergreifende Commission des Investissements Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von umgerechnet circa 2,42 Milliarden US-Dollar (US$). Nun soll auf regionaler Ebene die Wiederaufnahme von Bauvorhaben angeschoben werden. Darauf spekulieren auch zahlreiche Zulieferfirmen.
Der Dachverband für Baumaterialien FMC (Fédération des Industries des Matériaux de Constructions) registriert in den einzelnen Segmenten markante Umsatzrückgänge. Bereits im ersten Halbjahr 2020 sind die Materiallieferungen gegenüber den ersten sechs Monaten 2019 um rund 25 Prozent gesunken.
Die Zementverkäufe, die als eines der Konjunkturbarometer für die Bauwirtschaft dienen, waren in den sieben Monaten von Januar bis Juli 2020 gegenüber der Vorjahresperiode um rund ein Fünftel rückläufig. Bis Ende Juli 2020 wurde ein Absatzvolumen von 6,5 Millionen t registriert. Am stärksten betroffen ist das Gebäudesegment mit einem Umsatzrückgang von 33,7 Prozent. Bei Transportbeton sowie Betonfertigteilen wurde jeweils ein Minus von knapp 22 Prozent registriert.
Bei verschiedenen Materialien kam es auch zu erheblichen Importrückgängen; beispielsweise bei Fliesen und Marmor. Teilweise war diese Entwicklung nicht nur auf ausbleibende Nachfrage, sondern zusätzlich auf zwischenzeitlich verschärfte Einfuhrkontrollen zurückzuführen. Im Fall von Sand schlug die mehrmonatige Einstellung von Baggerarbeiten des Unternehmens Rimal negativ zu Buche.
Marokkos Einfuhren von Bau- und Baustoffmaschinen dürften im Jahr 2020 weiter eingebrochen sein. Bereits vor Ausbruch der Coronapandemie waren sie rückläufig. Laut Comtrade-Datenbank erreichten sie 2019 ein Volumen von rund 218 Millionen US$, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 17 Prozent bedeutete. Knapp ein Fünftel der Einfuhren kamen aus China. Dahinter konkurrierten sechs Lieferländer um Marktanteile: Neben Deutschland (Anteil: 7,9 Prozent) waren dies Südkorea (9,6), Belgien (9,2), das Vereinigte Königreich (8,4), die Vereinigten Staaten (7,6) sowie Frankreich (6,2).