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Studie | Mexiko | Gesundheitswirtschaft
Lange galt das Wachstum in Mexiko als stabil, doch Corona trifft das Land angesichts ausbleibender staatlicher Hilfen mit voller Wucht.
14.12.2020
Von Florian Steinmeyer | Bonn
Mexiko ist nach Brasilien die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas und wichtigster Importeur sowie Exporteur der Region. Global rangierte das Land 2019 mit einem Anteil von 1,4 Prozent an der weltweiten Wirtschaftsleistung an 15. Position zwischen Australien und Indonesien. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von knapp 9.900 US-Dollar (US$) jährlich gehört Mexiko zu den Ländern mit mittlerem Einkommen im oberen Bereich (Upper-Middle-Income-Countries).
Mit rund 128 Millionen Einwohnern ist Mexiko das größte spanischsprachige Land weltweit. Im Gegensatz zu den Industriestaaten Europas und Nordamerikas wächst die Bevölkerung mit einem jährlichen Plus von 1 Prozent noch recht schnell. Die Sozialsysteme müssen daher mehr als 1 Million zusätzliche Personen pro Jahr versorgen. Mit einer Landesfläche von knapp 2 Millionen Quadratkilometern ist Mexiko rund fünfeinhalbmal so groß wie Deutschland. Die Bevölkerungsdichte ist damit wesentlich niedriger als in der Bundesrepublik. Dies macht sich besonders im teils dünn besiedelten Norden bemerkbar.
Die Wirtschaft wuchs in den vergangenen Jahren langsam aber stabil mit Raten von rund 2 Prozent pro Jahr. Die Coronakrise trifft das Land jedoch mit voller Wucht. Analysten gehen für 2020 von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 9 Prozent aus. Zum einen war das Konjunkturklima schon vor Ausbruch der Krankheit eingetrübt, da Mexiko als sehr offene Volkswirtschaft von den internationalen Handelsstreitigkeiten betroffen ist und die aktuelle Regierung seit ihrem Amtsantritt Ende 2018 den staatlichen Einfluss - etwa im Energiesektor - zulasten der Privatwirtschaft erhöht. Zum anderen hält sich die Administration unter Staatspräsident Andrés López Obrador mit Unterstützungsmaßnahmen zurück. Lediglich kleine Unternehmen und sozial Schwache erhielten Mikrokredite. Hilfen für Mittelstand und Großunternehmen gibt es nicht.
Entsprechend stark schlägt der Abschwung auf die Beschäftigung durch: Zur Jahresmitte 2020 waren knapp 1 Million Jobs im formellen Sektor verloren gegangen. Seitdem stabilisiert sich der Arbeitsmarkt zwar wieder. Viele Arbeitnehmer müssen aber weiter im informellen Sektor verharren, in dem Löhne niedriger sind und eine soziale Absicherung meist fehlt. Da sowohl der Konsum als auch Investitionen nur langsam wieder anziehen dürften, wird die Krise in Mexiko über 2021 hinaus spürbar sein.
Dabei werden sich heute bereits existierende Unterschiede zwischen den Landesteilen verstärken. Weite Regionen im Süden und Südwesten sind industriell kaum erschlossen und entsprechend arm. Andere Landesteile sind für ein Schwellenland hoch entwickelt. Dazu gehören die nördlichen Bundesstaaten entlang der US-Grenze, die südlich daran anschließende Bajío-Region sowie die Gegenden um Toluca, Guadalajara und Puebla in der Landesmitte. Die Hauptstadt Mexiko-Stadt ist das unumstrittene politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die meisten deutschen Firmen haben ihren Hauptsitz dort, auch nahezu alle öffentlichen Einrichtungen befinden sich in der Stadt.
Trotz der international guten Wettbewerbsfähigkeit steht das Land auch über Corona hinaus vor Herausforderungen. Hauptschwächen sind die starke Korruption sowie die angespannte Sicherheitssituation. Besonders die Sicherheitslage verschlechtert sich seit 2018 gravierend und belastet die Wirtschaft. Deutsche Unternehmer sprechen davon, dass durch Diebstähle und Transportüberfälle mittlerweile Investitionen gefährdet seien.
© GTAI