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Deutsche Wettbewerbsposition | Mexiko

Deutsche Firmen sind in Mexiko stark aufgestellt

Mexiko ist ein wichtiger Exportmarkt für deutsche Unternehmen und ein noch bedeutenderer Investitionsstandort. Vor allem für Firmen aus der Kfz-Industrie.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Die direkte Nachbarschaft zu den USA hat viele ausländische Unternehmen nach Mexiko gelockt. So auch deutsche Firmen, die in den vergangenen Jahren massiv im Land investiert haben. Zu ihnen zählen etwa Volkswagen, Continental, Bosch, Bayer, Allianz, Henkel und Siemens. Die meisten stammen aus der Kfz-Branche, der Pharmaindustrie sowie aus der Versicherungs- und der Logistikbranche. 

Alle großen deutschen Autobauer produzieren in Mexiko

Volkswagen betreibt seit den 1960er-Jahren ein Werk im Bundesstaat Puebla, es ist die zweitgrößte Produktionsanlage von VW weltweit. Auch Audi (seit 2016), Mercedes-Benz (seit 2018) und BMW (seit 2019) fertigen in Mexiko, das mit den USA und Kanada eine gemeinsame Freihandelszone bildet. Mexiko ist siebtgrößter Automobilproduzent der Welt und viertgrößter Hersteller von Kfz-Teilen. Dementsprechend haben auch deutsche Zulieferer in dem lateinamerikanischen Land investiert, darunter Continental, Bosch, ZF Friedrichshafen, Dräxlmaier und Leoni.

"Wir vertrauen auch zukünftig auf Mexiko für die Entwicklung von Hochtechnologie", erklärte René Schlegel, Geschäftsführer von Bosch Mexiko im Januar 2022 und kündigte Investitionen von 146 Millionen US-Dollar (US$) an. Diese sollen in den Ausbau des Standortes Querétaro gehen, wo Bosch elektrische Lenksysteme herstellt.

Mexiko auf einen Blick

Mexiko importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 383 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 3,6 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 22 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Mexiko exportierte 2020 Waren im Wert von 417 Milliarden US$. 1,6 Prozent davon gingen nach Deutschland – Rang 29 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut dem mexikanischen Wirtschaftsministerium waren 2021 rund 2.100 deutsche Unternehmen in Mexiko ansässig, hauptsächlich in den Bundesstaaten Nuevo León, Guanajuato, Aguascalientes, Querétaro, San Luis Potosí, Jalisco, México, Puebla sowie in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Damit stellen deutsche Firmen etwa 300.000 Arbeitsplätze im Land.

Mexiko profitiert von Nearshoring

"Klammert man die europäischen Länder aus, steht Mexiko an fünfter Stelle der wichtigsten deutschen Exportmärkte hinter den USA, China, Südkorea und Japan", erklärt Johannes Hauser, Geschäftsführer der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (CAMEXA) in Mexiko-Stadt. Das liegt nicht zuletzt an den Maschinenausfuhren, die ein Viertel der deutschen Exporte nach Mexiko ausmachen. "Maschinenbauer haben wenig lokale Fertigung im Land, sondern bringen ihre Produkte aus Deutschland mit", so Hauser.

Die deutschen Exporte nach Mexiko haben sich in den vergangenen Jahren merklich erhöht. Lagen sie im Jahr 2000 noch bei 4,6 Milliarden US$, vervierfachten sie sich bis 2019 beinahe auf 15,3 Milliarden US$. Im Pandemiejahr 2020 fielen sie zwar auf 12,9 Milliarden US$ zurück, so das deutsche Statistikamt Destatis. Im Jahr 2021 dürften sie jedoch das Niveau von 2019 erreicht oder sogar übertroffen haben, wie vorläufige Zahlen andeuten.

Neben der zunehmenden Globalisierung und dem Wirtschaftswachstum Mexikos hat das seit dem Jahr 2000 bestehende Handelsabkommen zwischen Mexiko und der Europäischen Union zum florierenden Güteraustausch beigetragen. Deutsche Unternehmen profitieren außerdem von der Wirtschaftsstruktur des Landes: Die breite verarbeitende Industrie mit einer starken Automobilbranche passt hervorragend zum Angebot deutscher Exporteure.

Chinas Anteil am Handel mit Mexiko wächst deutlich

Wie in vielen Teilen der Welt haben chinesische Unternehmen auch in Mexiko ihre Marktanteile massiv ausgebaut. Zwar nahmen die Warenlieferungen aus dem Nachbarland USA nach Mexiko ebenfalls zu, vor allem wegen des im Jahr 1994 in Kraft getretenen Freihandelsabkommens NAFTA (seit 2020 USMCA). Allerdings bei weitem nicht so stark wie die Lieferungen aus Fernost, sodass sich die Importanteile zugunsten von China verschoben haben. Lagen diese im Jahr 2000 noch bei unter 2 Prozent, erreichten sie im Jahr 2020 über 19 Prozent.

Dennoch dürften die USA den Spitzenplatz unter den Lieferländern Mexikos beibehalten, allein schon wegen der geografischen Nähe. Die in der Covid-19-Pandemie deutlich gewordenen Anfälligkeiten der Lieferketten sorgen dafür, dass immer mehr Unternehmen dem Nearshoring-Trend folgen und in Mexiko statt in Asien für den US-Markt produzieren.

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Anteil der Lieferungen aus Deutschland konstant

Trotz der starken Konkurrenz aus Asien behaupten sich deutsche Produkte weiterhin am mexikanischen Markt. Der Anteil der Lieferungen aus Deutschland an den Gesamtimporten Mexikos lag in den vergangenen 20 Jahren konstant zwischen 3,5 Prozent und 4,0 Prozent.

Doch gerade im Maschinenbau wächst der Druck auf deutsche Unternehmen immens. In den vergangenen 20 Jahren hat China seinen Lieferanteil massiv erhöht – von 1 Prozent auf beinahe 17 Prozent. Bei Textilmaschinen ist China Marktführer. Wettbewerbsfähig sind deutsche Unternehmen weiterhin bei Verpackungs- und Druckmaschinen. Bei Landmaschinen, Baumaschinen, Traktoren und Nahrungsmittelmaschinen haben die USA eine starke Stellung.

Bei Chemieimporten spielen deutsche Unternehmen weiterhin eine wichtige Rolle, vor allem bei Pharmazeutika (SITC-Code 54). Nach den USA ist Deutschland zweitgrößter Lieferant. Die Importanteile deutscher Arzneimittelhersteller haben sich von rund 9 Prozent im Jahr 2000 auf 16 Prozent im Jahr 2020 erhöht. Auch bei Plastik (SITC-Codes 57 und 58) hat Deutschland seit der Jahrtausendwende seine Lieferanteile erhöht.

In der Automobilbranche konzentrieren sich die deutschen Lieferungen nach Mexiko auf Autoteile (SITC-Code 784), die an die Werke der verschiedenen Hersteller in Mexiko gehen. Fertige Fahrzeuge werden kaum exportiert. Der Anteil von Kfz-Teilen aus Deutschland an den Importen Mexikos hat sich seit der Jahrtausendwende reduziert. Das liegt zum einen an den wachsenden Lieferungen Chinas in diesem Segment. Zum anderen haben deutsche Zulieferer wie ZF Friedrichshafen, Continental und Bosch Produktionsstätten in Mexiko aufgezogen. Dadurch haben sich deren Exporte aus Deutschland erübrigt.

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Maschinen 2)

1

USA

66,1

52,4

45,7

2

China

1,0

7,7

16,7

3

Südkorea

1,2

2,9

3,6

4

Deutschland

8,6

9,3

7,7

Kfz und -Teile 3)

1

USA

72,2

54,9

49,2

2

China

0,2

3,3

9,7

3

Japan

5,1

12,5

8,9

4

Deutschland

8,6

7,8

6,8

Chemische Erzeugnisse 4)

1

USA

71,5

78,1

55,8

2

China

1,1

6,0

8,2

3

Deutschland

3,5

7,0

5,5

4

Südkorea

1,1

2,1

2,9

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Mexiko; 2) SITC-Gruppen 71-74; 3) SITC-Gruppe 78; 4) SITC-Gruppen 51-59Quelle: UN Comtrade

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