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Branchen | Mongolei | Energie

Mongolei wendet sich stärker erneuerbaren Energien zu

Die Regierung und die Asiatische Entwicklungsbank planen gemeinsam mehrere Solar- und Windprojekte. Zudem entsteht im Westen des Landes ein größeres Wasserkraftwerk.

Von Jan Triebel | Ulan Bator

In der Mongolei soll die Energieversorgung umweltfreundlicher werden. Das Land peilt für das Jahr 2030 an, die lokale Stromproduktion zu etwa 30 Prozent auf Basis erneuerbarer Quellen bestreiten zu können. Dafür ist ein deutliches Aufstocken der entsprechenden Kapazitäten nötig. Schätzungen der Regierung in Ulan Bator zufolge soll der Anteil von Wasser, Wind und Sonne im Jahr 2017 bei etwa 12 Prozent gelegen haben; bis 2023 werden 20 Prozent angestrebt.

Hauptgarant der Energieversorgung in der Mongolei bleiben vorerst insgesamt zwölf konventionelle Kraftwerke, die die fossilen Brennstoffe Kohle und Heizöl nutzen. Ergänzt wird der Energiemix derzeit durch sieben Wasserkraftwerke und mehrere Anlagen, die Strom aus Solar- und Windkraft gewinnen.

Generalunternehmer für Solarpark im Landesnorden gesucht 

Geschäftsmöglichkeiten bieten sich beispielsweise im Bereich Fotovoltaik, der gegenwärtig mit annähernd zehn Solarparks im Land vertreten ist. Gleich mehrere Projekte befinden sich aktuell in Umsetzung oder Vorbereitung. Unter Federführung der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) wurde beispielsweise im Herbst 2021 per Ausschreibung der Generalunternehmer für eine 10 Megawatt starke Fotovoltaik-Anlage im Norden der Mongolei gesucht. Entstehen soll sie in der Nähe der Ortschaft Mörön, dem Verwaltungszentrum der Provinz (Aimag) Chöwsgöl.

Asiatische Entwicklungsbank finanziert mehrere Fotovoltaik-Vorhaben

Der Moron-Solarpark ist Teil eines weiter gefassten Gemeinschaftsvorhabens von ADB und mongolischer Regierung. Diese zielt insbesondere auf Siedlungen in entlegenen Landesteilen ab, um ihnen eine eigenständige Stromproduktion auf Basis erneuerbarer Energien zu ermöglichen. Im fraglichen Einzugsgebiet leben annähernd 260.000 Personen oder knapp 8 Prozent der Gesamtbevölkerung der Mongolei.

Im Rahmen des Projektes sollen, verteilt auf mehrere Standorte, mehrere Fotovoltaik- und Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von jeweils 25 und 15 Megawatt entstehen. Darüber hinaus ist als Modellversuch geplant, oberflächennahe Erdwärme zum Beheizen öffentlicher Gebäude zu nutzen. Hierfür soll ein bis zu 500 Kilowatt starkes Wärmepumpensystem installiert werden.

Der Investitionsbedarf für alle Maßnahmen des Vorhabens beläuft sich auf rund 66 Millionen US-Dollar (US$), von denen die ADB 40 Millionen US$ mit einem Kredit abdeckt. Hinzu kommen Eigenmittel der mongolischen Seite sowie Zuschüsse des Japan Fund for the Joint Crediting Mechanism und des multilateral aufgestellten Strategic Climate Fund.

Zu den Fotovoltaik-Projekten in der Mongolei mit einer Beteiligung der ADB gehört zudem der Sermsang Khushig Khundii Solarpark mit einer Leistung von 16 Megawatt. Die im Umland der Hauptstadt Ulan Bator im Aimag Töv errichtete Anlage speist bereits seit Mitte 2019 Strom ins lokale Netz ein. Die ADB und der von ihr initiierte Leading Asia’s Private Infrastructure Fund finanzierten gemeinsam die Gesamtkosten von 19 Millionen US$. An der Betreibergesellschaft des Solarparks sind die thailändische Sermsang Power Corporation Public Company Limited, die Sharp Energy Solutions Corporation aus Japan und zwei mongolische Firmen beteiligt.

Drei größere Windparks produzieren bereits Strom

Im Herbst 2021 gab es noch keine konkreten Informationen zum Start der Tender für die beiden Windparks (10 und 5 Megawatt), die ADB und mongolische Regierung neben insgesamt drei Solarprojekten aktuell planen. Als Standorte für die Windkraft-Anlagen stehen dem Vernehmen nach der Telmen-See im Norden des Landes und der südliche Aimag Ömnö-Gobi fest.

Die Windkraft gilt in der Mongolei als führend unter den erneuerbaren Energien. Hinter dem Windpark Sainshand (55 Megawatt) in der Wüste Gobi im Süden des Landes stehen der französische Energiekonzern ENGIE und die deutsche Ferrostaal Industrial Projects GmbH. Federführend bei Salkhit und Tsetsii (je 50 Megawatt) ist die mongolische Unternehmensholding Newcom Group. Beim Bau der drei großen Windkraft-Anlagen war die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) als Co-Finanzier beteiligt.

Chinesische Firmen errichten größtes Wasserkraftwerk des Landes

Auch im Bereich Wasserkraft gibt es Bewegung. Das mongolische Energieministerium gab im Herbst 2021 den Startschuss zum Vorhaben Erdeneburen bekannt, über das bereits seit mehreren Jahrzehnten diskutiert wurde. Dabei handelt es sich um das mit 90 Megawatt Leistung bisher größte Wasserkraftwerk der Mongolei, das voraussichtlich ab 2027 im Aimag Chowd im Westen des Landes die Stromproduktion aufnehmen wird.

Als bauausführende Firmen stehen seit September 2021 zwei Firmen aus der staatlichen chinesischen Unternehmensgruppe PowerChina fest. Die chinesische Seite finanziert auch den Bau über ein zinsgünstiges Darlehen in nicht genannter Höhe. Teil der neuen Wasserkraft-Anlage am Fluss Chowd Gol wird ein etwa 24 Kilometer langer und bis zu vier Kilometer breiter Stausee sein.

Westliche Provinzen auf Stromimporte angewiesen

Mit dem vom Wasserkraftwerk Erdeneburen erzeugten Strom - gerechnet wird mit jährlich etwa 370 Millionen Kilowattstunden - soll ab 2027 im Westen des Landes die Zeit teurer Stromimporte zu Ende gehen. Bis auf wenige kleinere Anlagen gibt es in dem dünn besiedelten Landesteil bisher kaum eigene Erzeugungskapazitäten. Als größte Anlage in der Region gilt das 12-Megawatt-Wasserkraftwerk Durgun, das seit seiner Indienststellung 2008 den Strombedarf im Aimag Chowd zu etwa einem Viertel abdeckt.

Der darüber hinaus benötigte Strom muss hingegen nach wie vor recht kostspielig importiert werden. Rund 70 Prozent des in den drei westlichen Aimags Chowd, Uws und Bajan-Ölgii verbrauchten Stroms kommen aus Russland, so eine Analyse der Zeitung UB Post. Mehrere Kreise im Südwesten der Region sind auf Stromlieferungen aus China angewiesen.

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