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Nur ein Fünftel der geeigneten Flächen wird in Mosambik agrarwirtschaftlich genutzt. Auch bei den Flächenerträgen besteht noch viel Spielraum nach oben.
11.09.2020
Von Marcus Knupp | Berlin
Mit rund 25 Prozent leistet die Landwirtschaft den größten Einzelbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Mosambiks. Hinzu kommen noch kleinere Anteile für Viehzucht und Fischerei. Insgesamt gibt die Agrarsektor zwei Dritteln der Beschäftigten ein Einkommen. Allerdings handelt es sich bei 98 Prozent der circa 4 Millionen Betriebe um Kleinbauern, die zum großen Teil auf die Selbstversorgung ausgerichtet sind. Sie bauen vor allem Mais, Bohnen und Maniok an. Rund 80 Prozent des agrarisch genutzten Landes entfallen auf die Herstellung von Grundnahrungsmitteln.
Produkt | Anbaufläche (ha) | Erntemenge (t) | ||
---|---|---|---|---|
2015 | 2018 | 2015 | 2018 | |
Mais | 1.584.615 | 1.826.664 | 1.262.038 | 1.654.143 |
Bohnen | 650.393 | *) | 201.811 | *) |
Maniok | 620.605 | 1.058.023 | 3.579.078 | 8.525.451 |
Erdnüsse | 382.303 | 417.825 | 92.797 | 107.492 |
Reis | 234.884 | 227.234 | 128.197 | 134.105 |
Hirse | 227.104 | 223.584 | 93.395 | 107.821 |
Sesam | 145.510 | 116.626 | 53.398 | 65.057 |
Bananen | 88.325 | 670.000 | 77.395 | 578.437 |
Kokosnüsse | 87.891 | 247.504 | 96.952 | 227.223 |
Baumwolle | 84.316 | 93.400 | 70.715 | 48.278 |
Der Zuwachs der Erträge konnte in der jüngeren Vergangenheit mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten, sodass nur in geringem Maße Nahrungsmittel importiert werden müssen. Allerdings fehlen oft Weiterverarbeitungsbetriebe wie Mühlen. So exportiert Mosambik Mais, um das selbst benötigte Maismehl dann teurer wieder einzuführen. Insgesamt liegt der Wert importierter landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Lebensmittel etwa beim Doppelten der entsprechenden Ausfuhren. Besonders groß ist die Differenz bei verarbeiteten Produkten.
Produktgruppe | Export | Import |
---|---|---|
Unverarbeitete Nahrungsmittel und Getränke für industrielle Kunden | 101,5 | 208,8 |
Unverarbeitete Nahrungsmittel und Getränke für Endverbraucher | 290,1 | 87,0 |
Verarbeitete Nahrungsmittel und Getränke für industrielle Kunden | 118,6 | 267,7 |
Verarbeitete Nahrungsmittel und Getränke für Endverbraucher | 30,1 | 579,0 |
Einige der Kleinbetriebe und viele der größeren Einheiten produzieren zudem Cash Crops wie Tabak, Zuckerrohr, Cashewnüsse, Tee, Bananen oder Sesam. Die für den Export zur Verfügung stehenden Erntemengen sind allerdings gering. Verschiedene Faktoren tragen hierzu bei: Wenig produktives Saatgut, niedriger Düngemitteleinsatz und die hohe Abhängigkeit vom Regenfeldbau beeinträchtigen die Erträge. Die unzureichende ländliche Infrastruktur erschwert den Zugang zum Markt. Geringes Bildungsniveau und fehlende Kreditmöglichkeiten bremsen Innovationen und die Modernisierung der Betriebe.
Dabei gibt es für die Landwirtschaft in Mosambik noch reichlich Ausbaupotenzial. Von einer fruchtbaren Fläche von etwa 36 Millionen Hektar werden derzeit nur rund 6 Millionen Hektar genutzt. Die schrittweise Erhöhung der agrarwirtschaftlichen Überschüsse ist eine Voraussetzung für eine dynamischere Entwicklung der Nahrungsmittelverarbeitung vor Ort. Lieferketten von der Landwirtschaft oder der Fischerei zur verarbeitenden Industrie sind bisher kaum etabliert. Es mangelt an Transportwegen, Spediteuren, Silos und Kühlhäusern sowie allgemein am technischen Know-how.
Für Nahrungsmittelunternehmen bedeutet das, den schwierigen Weg einer vertikalen Integration zu gehen oder sich auf etablierte Nischen zu beschränken und vor Ort nicht vorhandene Inputs vergleichsweise teuer zu importieren. Investitionen erfolgen daher eher in kapitalintensive Projekte wie die Raffinierung von Zucker oder die Getränkeherstellung. Moderne Produktionsanlagen konzentrieren sich zudem auf den Großraum Maputo. Sie sind tendenziell stärker mit Südafrika integriert als mit den nördlichen Agrarregionen Mosambiks.
Nicht immer passen die lokale Produktion und die Weiterverarbeitung zusammen. Eine relative Erfolgsgeschichte ist die Aufbereitung von Cashewnüssen. Hier hat sich Mosambik zum wichtigsten Standort in Afrika entwickelt, während global die meisten auf dem Kontinent angebauten Nüsse in Indien oder Vietnam verarbeitet werden. Ein Gegenbeispiel sind Ölmühlen, die Sojaöl aus Südamerika importieren, anstatt auf einheimische Ölsaaten zurückzugreifen.
Verhältnismäßig gut aufgestellt sind die Fleischverarbeitung und die Geflügelindustrie. Unternehmen wie Mozbife oder Al Bustan kaufen Rinder von kleinen und kommerziellen Viehhaltern, betreiben eigene Schlachthöfe, verarbeiten und vertreiben die Fleischwaren. Die Branche will weiter expandieren und hat dabei auch verstärkt den Export im Blick.
Produkt | 2015 | 2016 | 2017 |
---|---|---|---|
Rindfleisch (t) | 12.303 | 15.477 | 15.444 |
Schweinefleisch (t) | 1.751 | 2.166 | 2.412 |
Ziegen- und Schaffleisch (t) | 2.166 | 2.437 | 2.419 |
Milch (1.000 Liter) | 2.228 | 2.148 | 2.564 |
Eier (Dutzend) | 13.105.989 | 13.271.629 | 13.024.554 |
Die stärkere Einbindung der landwirtschaftlichen Kleinbetriebe in die Wertschöpfungskette sowie die Erhöhung der Produktivität und die Förderung nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden sind die Ziele des Programms Sustenta, das der mosambikanische Präsident Filipe Nyusi im Juli 2020 landesweit ausgedehnt hat. Bereits 2017 war Sustenta als Pilotprojekt in zehn Distrikten der Provinzen Nampula und Zambézia gestartet.
Teilnehmende Landwirte erhalten günstige Kredite zur Beschaffung von Geräten oder Saatgut, dem Abschluss von Versicherungen sowie Hilfe bei der Registrierung von Landnutzungsrechten. In der Pilotphase wurden insgesamt 9.548 Kleinbauern, 91 mittelgroße Betriebe und 12 Agrounternehmen unterstützt.
Das Programm zielt sowohl auf die Erzeugung von Grundnahrungsmitteln für den einheimischen Markt wie Mais, Bohnen, Reis, Zucker, Maniok, Gemüse, Obst, Hühnerhaltung und Eier als auch auf exportorientierte Anbauprodukte wie Baumwolle, Soja, Sesam, Sonnenblumen oder Cashewnüsse. Nachernte-Verluste sollen deutlich von rund einem Drittel auf nur noch 20 Prozent reduziert werden.
Bis zu einer Million ländliche Haushalte will die Regierung im Rahmen des Programms in den nächsten fünf Jahren in die Wertschöpfungskette integrieren. Die durchschnittlichen Einkommen der teilnehmenden Haushalte sollen sich ungefähr verdoppeln und etwa 200.000 neue Arbeitsplätze entstehen.