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Namibia kommt nur schwer aus der tiefen Rezession von 2020 heraus. Der Tourismus stagniert, der Impfplan geht bis ins Jahr 2022. Steigende Preise für Bodenschätze helfen hingegen.
16.03.2021
Von Fausi Najjar | Johannesburg
Die Wirtschaft Namibias hängt stark vom Bergbausektor ab. Der Bereich steuert gegenwärtig rund 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei - in besseren Zeiten mehr - und liefert deutlich über die Hälfte der Deviseneinnahmen. Das wenig besiedelte Land baut hochwertige Diamanten ab und ist weltweit der viertgrößte Uranproduzent. Mit großem Abstand folgen der Abbau von Gold, Zink (mit Blei als Nebenprodukt), Salz und Zinn. Außerdem wird Kupferkonzentrat aus Sambia verarbeitet. Abzüglich der entsprechenden Re-Exporte haben die namibischen Rohstoffausfuhren 2019 mehr als 58 Prozent der Exporte bestritten. Alleine Diamanten haben 27,9 Prozent an den Gesamtausfuhren gestellt. Bei Uran sind es 14,3 Prozent, bei Gold 7,6 und Zink 1,3 Prozent.
Seit der Havarie des Atomkraftwerks im japanischen Fukushima im Jahr 2011 waren die Preise für Uran im Keller. Im Jahr 2020 haben sich die Weltmarktpreise erholt und lagen bei 30 US-Dollar (US$) pro Pfund. Im bisherigen Verlauf des Jahres 2021 ist eine weiter steigende Tendenz zu verzeichnen. Der renommierte Nuklearverband World Nuclear Association rechnet ab 2023 mit einer langanhaltenden Angebotslücke auf dem globalen Uranmarkt. Allerdings könnte die Nachfrage nach Uran aus namibischen Minen unter Umständen auch kurzfristiger stark anziehen. Wenn die Pläne des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, für die USA Uran-Reserven aufzubauen, umgesetzt werden, dürfte Namibia zentraler Lieferant sein.
Namibia baut Uran in riesigen Tagebau-Minen ab. Die Kapazitätsgrenzen sind noch lange nicht erreicht. Im Gegenteil: gegenwärtig sind lediglich die beiden Minen Rössing Uranium und Husab in Betrieb. Beide werden von Chinesen kontrolliert. Zwei weitere Großminen - Langer Heinrich und Trekkopje - sind auf Halt gesetzt. Für die mehrheitlich von der australischen Paladin Resources betriebene Tagebau-Mine Langer Heinrich wird derzeit eine Machbarkeitsstudie für deren Wiederinbetriebnahme durchgeführt. Das ist ein wichtiger Indikator dafür, dass Uranabbau in der Mine in Kürze anlaufen wird.
Noch halten sich die Betreiber der Mine Trekkopje (mehrheitlich in französischer Hand) bedeckt. Vor allem, wenn die Preisschwelle von 40 US$ pro Pfund wie erwartet überschritten wird, dürfte auch diese erneut in Betrieb gehen, so Experten. Nicht zuletzt ist eine Reihe von Uran-Explorationen im Gange. Jüngst wurden in der Namib-Wüste (Hirabeb-Lizenzgebiet) signifikante Uranvorkommen entdeckt.
Mittlerweile fallen auch die Erwartungen für den Diamanten-Sektor besser aus als noch vor drei Monaten. Während des Coronajahrs 2020 gab es global einen deutlichen Einbruch bei der Nachfrage für Diamanten. Für 2021 erwarten die Unternehmen eine Verbesserung der Marktsituation in den wichtigsten Nachfrageländern USA, China und Indien. Die Zentralbank Bank of Namibia rechnet für die heimische Diamantenindustrie 2021 sogar mit einem Plus von 11 Prozent. Wichtiger Grund dafür ist die Inbetriebnahme der 2019 gestoppten Produktion der Elizabeth Bay Mine. Die Mine bei Lüderitz hatte die NamDeb Holdings an Diamond Mining verkauft. Noch im Lauf des Jahres 2021 soll dort wieder produziert werden.
NamDeb ist mit Abstand wichtigstes Unternehmen im Diamantenabbau. An NamDeb beteiligen sich jeweils zu 50 Prozent der namibische Staat und DeBeers. Gegenwärtig werden rund zwei Drittel der Diamanten Offshore im Atlantik aus den Flusssedimenten des Oranje gewonnen. Die Onshore-Produktion wird in Zukunft weiter zurückgehen. Ab 2022 soll für den meerseitigen Abbau ein zweiter Schlammbagger zum Einsatz kommen. Dies dürfte den Diamantenexporten Auftrieb geben.
Insgesamt fallen die Mineral-Vorkommen in Namibia im Vergleich zu den Nachbarländern im südlichen Afrika - außer bei Diamanten und Uran - eher klein aus. Namibia profitiert trotzdem von der steigenden Nachfrage für Batterie- und Elektromineralien und den allgemein steigenden Metall-Preisen. In diesem Zusammenhang haben die Explorationstätigkeiten bei den Seltenen Erden, bei Kobalt, Kupfer und Gold deutlich zugelegt.
Auch bei Zink und Zinn gibt es neue Explorationen und Kapazitätserweiterungen (Trevali Mining). Im März 2021 hat das Bergbauunternehmen Golden Deeps eine Wirtschaftlichkeitsstudie für den Abbau von Erzen, die Vanadium, Zink und Blei enthalten, in Auftrag gegeben. Auch Sabre Resources hat im März eine Studie beauftragt; in diesem Fall für den Abbau von Blei und Zink. Fortgeschritten sind kleinere Projekte für den Graphit- und Lithiumabbau. Zu erwarten ist, dass die Eisenerzförderung in Kürze anzieht. Seeseitig verfügt Namibia über große Phosphatvorkommen, deren Abbau jedoch ökologisch umstritten ist.
Die Rahmenbedingungen für den Bergbau gelten in Namibia insgesamt als gut. Kritik gibt es an unklaren Regulierungen. Auch die Diskussion um eine stärkere Besteuerung und eine Beteiligung von Namibiern am Unternehmenseigentum sorgt für eine gewisse Verunsicherung. In Zukunft wird eine ausreichende Stromversorgung ein Problem für die Expansion des Sektors sein. Das Land ist abhängig von Stromimporten aus dem regionalen Netzverbund Southern African Power Pool. Im südlichen Afrika stagniert die Stromproduktion bei steigendem Bedarf. Namibia und die Bergbauunternehmen werden deswegen verstärkt eigene Energieprojekte anschieben müssen. Weiteres Problem ist der hohe Wasserbedarf beim Uranabbau. Dieser kann oftmals lediglich über die Meerwasserentsalzung gedeckt werden. Namibia ist südlich der Sahara das trockenste Land Afrikas.