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Um Staus zu vermeiden und die Luftqualität zu verbessern, entwickelt die Metropolregion Arnheim-Nimwegen neue Mobilitätskonzepte.
09.02.2021
Von Inge Kozel | Berlin
Am 1. Januar 2021 startete die Initiative Grüne Metropolregion Arnheim-Nimwegen. Ein Teil dieser Initiative ist das Programm Smart and Clean unterwegs (Slim & Schoon Onderweg). Dabei arbeiten beide Städte und die 18 Gemeinden der Region gemeinsam an neuen Mobilitätskonzepten. Voraussichtlich ab April 2021 informiert eine Website über Konzepte und Projekte. Insbesondere zur Hauptverkehrszeit gibt es in der Region Arnheim-Nimwegen mit ihren knapp 740.000 Einwohnern auf etwa 1.000 Quadratkilometern ein starkes Verkehrsaufkommen.
Eines der Vorhaben betrifft die Waalbrücke in Nimwegen, die zurzeit renoviert wird. Die Gemeinde Nimwegen nahm dies zum Anlass, die Autofahrer dazu anzuregen, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Im Projekt SLIMspitzen schlug die Gemeinde ab April 2019 vor, die Strecken zu ändern oder auf öffentliche Verkehrsmittel, E-Bikes oder Fahrräder umzusteigen. Weitere Vorschläge waren, zu anderen Zeiten zu fahren oder im Homeoffice zu arbeiten. Das Projekt war erfolgreich: Etwa doppelt so viele Menschen wie geplant beteiligten sich. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Verhaltensänderung auch nach Renovierung der Strecke anhält.
Der Verkehrsfluss zwischen der A12 und der deutschen Grenze soll während der Straßenarbeiten verbessert werden. Die Arbeiten werden mehrere Jahre dauern. Auch hier werden mit dem Projekt A12 Slim Reizen den Autofahrern die gleichen Maßnahmen wie bei der Waalbrücke empfohlen.
Während der Arbeiten an der N844 zwischen Malden und Nimwegen konnten Autofahrer 2019 und 2020 zwei Wochen lang ein E-Bike kostenlos testen. Radfahrer konnten darüber hinaus einen Fahrradgutschein und ein E-Bike gewinnen.
Zehn Standorte für elektrische Leihräder oder Elektroautos werden in Nimwegen betrieben, in Arnheim sind es drei. Diese E-Hubs sind Standorte mit E-Bikes, Elektroautos und Straßenbahnanschluss. Die Elektrofahrzeuge können über eine App gemietet werden. Die Laufzeit dieses Projekts beträgt mindestens drei Jahre und wird durch das Förderprogramm Interreg der Europäischen Union gefördert. Beide Regionen arbeiten mit Anbietern von Leihfahrrädern sowie Carsharing-Agenturen zusammen.
Die Provinz Gelderland und das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft wollen die Verkehrsinformationen verbessern, um Staus zu vermeiden. Straßenbauarbeiten, Verspätungen aufgrund von Bauarbeiten, Brückenöffnungen, zulässige Höchstgeschwindigkeiten, Informationen für Fahrradfahrer und Parkinformationen sollen aktuell und zuverlässig zur Verfügung stehen. Das Projekt soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.
Der Universitätscampus Heyendaal in Nimwegen wird in das Verkehrskonzept einbezogen. Täglich fahren in der Hauptverkehrszeit 22.000 Menschen mit dem Rad zum Campus, 22.500 mit öffentlichen Verkehrsmitteln und 6.000 mit dem Auto, insgesamt mehr als 50.000 Personen.
Im Jahr 2010 wurden bereits Parkgebühren eingeführt. Sie waren entsprechend der Entfernung zur Wohnung gestaffelt. Seit 2018 wird die Nutzung von E-Bikes auf dem Campus gefördert. Angedacht ist, die E-Bikes auf dem Areal leihweise zur Verfügung zu stellen. Schnelle Radwege, Fahrradwerkstätten und -stellplätze wurden eingerichtet. Empfohlen werden Fahrgemeinschaften und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Um das Verkehrsaufkommen zu verlagern, werden auch Vorlesungen morgens eine halbe Stunde vorverlegt beziehungsweise abends oder am Wochenende abgehalten.
Im Projekt Arnheim Campus Approach arbeiten Bildungseinrichtungen, Transportunternehmen, der Arbeitgeberverband VON-NCW, Rijkswaterstaat und die Gemeinde Arnheim zusammen an nachhaltigen Mobilitätslösungen. Während der Corona-Krise 2020 wurden 15.000 Studenten digital unterrichtet. Mit den Bildungseinrichtungen wurde für die Zeit nach den Lockerungen der Restriktionen vereinbart, die Vorlesungen so zu legen, dass der Berufsverkehr durch die Studenten möglichst wenig belastet wird. Angedacht ist, die ausgedehnten Vorlesungszeiten und digitale Vorlesungen teilweise beizubehalten.
In der Corona-Krise werden Sprechstunden an der Universitätsklinik Radboud UMC (Nimwegen) per Video abgehalten. Das reduziert den Verkehr. Geplant ist, künftig Video-Termine in die Hauptverkehrszeit zu legen, physische Termine werden außerhalb der Stoßzeiten vergeben.
Zudem werden Klinikmitarbeiter, die tagsüber ein Auto benötigen, um beispielsweise Patienten zu besuchen, angehalten, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen. Tagsüber können sie einen Leihwagen nutzen.
Insbesondere die letzten Kilometer einer Frachtfahrt verursachen häufig viele unerwünschte Nebeneffekte wie Staus und Luftverschmutzung. Hier wird an nachhaltigen Logistiklösungen gearbeitet. Verschiedene Gemeinden der Region optimieren seit Dezember 2020 den Straßentransport zwischen dem Containerterminal im Emmerich und den Gewerbegebieten in s’Herenberg.
In Nimwegen und Arnheim liefern 80 Prozent der Frachtfahrzeuge nur jeweils eine Lieferung aus. Um Staus und Luftverschmutzung zu verringern, planen die Städte, Lieferungen zu bündeln und Elektrofahrzeuge einzusetzen. Der Landkreis plant, Logistik als nachhaltigen Bestandteil in die Gebietsentwicklung einzubeziehen. Zudem soll auch eine Gebäudelogistik eingeführt werden. Ein weiteres Projekt ist, den Güterverkehr auf der A12 und A15 mit intelligenten Anschlüssen an das Hauptstraßennetz zu reduzieren. Hieran beteiligt sind die Provinz Gelderland, Arnheim der Industriepark Kleefse Ward und Heyendaal.