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Der niederländische Außenhandel erholt sich rasch von den starken coronabedingten Einbrüchen im Jahr 2020. Dies liegt auch an der hohen Qualität der Produkte.
11.01.2022
Von Torsten Pauly | Berlin
Wenngleich Anfang 2022 noch keine Zahlen für das letzte Quartal 2021 vorliegen, so ist davon auszugehen, dass das Handelsvolumen im letzten Jahr ein neues Rekordniveau erreicht hat. Der Grund ist das starke Wachstum ab dem Frühjahr 2021, das den Rückgang infolge des Pandemieausbruchs im März 2020 mehr als kompensiert hat.
Die gute Konjunktur soll anhalten. Ende 2021 erwarteten 32 Prozent aller Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe steigende Auslandsumsätze im Jahr 2022. Dagegen rechnen nur 6 Prozent der Firmen mit Rückgängen. Dies geht aus einer Befragung des Statistikamtes CBS hervor.
Die niederländischen Unternehmen beziehen sehr viele importierte Waren zur Weiterverarbeitung, deren Produkte dann wiederum in den Export gehen. Daher wurden 2020 nur 16 Prozent aller aus dem Ausland bezogenen Güter und Dienstleistungen auch direkt auf dem niederländischen Markt abgesetzt. Dagegen flossen 47 Prozent aller Importe in neue Angebote niederländischer Firmen, die diese im In- und Ausland erfolgreich vermarktet haben. Auch der reine Transithandel war mit 37 Prozent sehr hoch.
Segment | |
---|---|
Import insgesamt | 398,7 |
Import für Binnenmarkt | 230,8 |
Import für Reexport | 168,0 |
Export insgesamt | 450,0 |
Export niederl. Erzeugnisse | 245,6 |
Export von Transitwaren | 203,9 |
Seit Jahrhunderten sind die Niederlande ein führendes Handelszentrum in Nordwesteuropa, was nicht zuletzt durch die Seemündung des Rheins beziehungsweise des Waals und Leks begünstigt wird. Europas größter Hafen Rotterdam hat daher auch für deutsche Unternehmen herausragende Bedeutung. Dort waren 2018 laut einer Untersuchung von CBS 77 Prozent der Fracht, die per Schienentransport jenseits der Niederlande weiterbefördert wurden, für Deutschland bestimmt. In der Binnenschifferei betrug der deutsche Anteil 70 Prozent und auch beim Straßentransport waren es 44 Prozent.
Im Jahr 2020 hat sich das niederländische Transitaufkommen für Deutschland laut CBS auf 75,5 Milliarden Euro summiert. Der gesamte deutsche Außenhandel hat 2020 laut Statistischem Bundesamt 2,2 Billionen Euro erreicht. Demnach gingen 2020 etwa 3 Prozent aller deutschen Ein- und Ausfuhren durch die Niederlande.
Sowohl im weltweiten als auch im deutschen Außenhandel generieren die niederländischen Unternehmen hohe Exportüberschüsse. Dabei haben die Niederlande 2020 etwa 72 Prozent ihres gesamten positiven Handelssaldos mit Transitwaren erzielt. Beim Güteraustausch mit Deutschland lag der entsprechende Anteil sogar bei 92 Prozent. Diese sehr hohe Quote ist allerdings der schlechten Wirtschaftslage wegen der Coronapandemie geschuldet, denn noch 2018 waren es 76 Prozent.
Als eine der hochentwickeltsten Volkswirtschaften der Welt beziehen die Niederlande sehr viele High-Tech-Produkte aus dem Ausland. So haben Maschinen und Elektronik 2020 ein Viertel aller Einfuhren, die im Inland verblieben sind, ausgemacht. Weitere 10 Prozent des Imports waren Fahrzeuge.
Die deutschen Lieferungen für den niederländischen Binnenmarkt bestanden 2020 vor allem aus Maschinen und Elektronik (24,7 Prozent), Fahrzeugen (15,4 Prozent) sowie sonstigen Erzeugnissen der Metallindustrie (9,2 Prozent). Die Anbieter von Nahrungsmitteln, Getränken und unverarbeiteten Agrarprodukten haben 2020 weitere 17,4 Prozent aller deutschen Lieferungen gestellt.
Deutschland hat mit 18,6 Prozent (2020) auch den größten ausländischen Anteil auf dem niederländischen Binnenmarkt. Es folgen die Volksrepublik China, die Beneluxnachbarn und die USA. Britische Anbieter verlieren dagegen durch den Brexitvollzug stark an Bedeutung. Gelangten 2018 noch Importe in Höhe von 15,5 Milliarden Euro aus dem Vereinigten Königreich in die Niederlande, so betrugen diese im Jahr 2020 nur noch 11 Milliarden Euro. Das entspricht einem Einbruch um 28,9 Prozent.
Die niederländische Ausfuhr von selbst hergestellten Waren ist stark von einigen Sektoren geprägt. Nahrungsmittel, Getränke und Erzeugnisse des Primärsektors machten 2020 etwa 26 Prozent des Gesamtexports aus. Fast ebenso bedeutend waren Produkte der petrochemischen, chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie Maschinen und Elektronik.
Diese Branchen dominieren auch den niederländischen Export eigener Erzeugnisse nach Deutschland. So haben Agrarprodukte und deren Weiterverarbeitungen 2020 zusammen 32 Prozent der Ausfuhren ausgemacht. Große Bedeutung hatten auch Erzeugnisse der chemischen, petrochemischen und pharmazeutischen Industrie (21,7 Prozent) sowie Maschinen und Elektronik (15,9 Prozent).
Deutschland ist der wichtigste ausländische Absatzmarkt für niederländische Hersteller. Im Jahr 2020 gingen rund 19 Prozent ihrer Ausfuhren dorthin. Es folgten die beiden Beneluxnachbarn sowie die Volksrepublik China und die USA. Das Vereinigte Königreich, das lange Jahre den vierten Rang belegt hatte, verlor dagegen auch beim Export an Bedeutung.