Mehr zu:
NiederlandeWindenergie / Energiewende
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | Niederlande | Windenergie
Bis 2029 entstehen sechs große Windkraftareale in der niederländischen Nordsee. Diese sind größtenteils noch nicht ausgeschrieben.
29.10.2020
Von Torsten Pauly | Berlin
Die Niederlande verfügen über hervorragende natürliche Voraussetzungen für Windkraft. Die Stromgestehungskosten lagen an Offshore-Standorten 2015 bei 83 Euro pro Megawattstunde und sollen bis 2035 auf 59 Euro sinken. Dies prognostiziert die Beratungsfirma Frontier Econmics im Auftrag der niederländischen Regierung. In Windparks zu Lande kostete eine Megawattstunde 2015 etwa 63 Euro. Im Jahr 2035 soll dort mit 59 Euro der gleiche Preis wie auf See anfallen.
Die Niederlande wollen 2030 mindestens 27 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. Im Jahr 2020 soll diese Quote bei 14 Prozent liegen. Dabei setzt die Regierung stark auf Offshore-Windparks. Für diese sprechen neben den hohen Windstärken die relativ niedrigen Gewässer, gute Logistikhäfen und die Dichte an industriellen Großabnehmern.
Im Jahr 2030 sollen die Nordseewindparks eine Gesamtleistung von 11 Gigawatt erreichen. Dies würde 40 Prozent des landesweiten Strombedarfs decken. Ende 2019 waren erst 1,1 Gigawatt installiert. Im Laufe des Jahres 2020 sollen 1,4 Gigawatt im Gebiet Borssele nahe der belgischen Seegrenze hinzukommen.
Für den Anschluss der Windparks an das niederländische Elektrizitätsnetz ist der Konzern TEnneT zuständig. Dieser betreibt die landesweite Stromübertragung.
Drei große Entwicklungsareale für Offshore-Windparks liegen vor der Küste der Provinzen Nord- und Südholland. Im zweiten Quartal 2021 soll das Gebiet Hollandse Kust West zur Ausschreibung kommen, Dieses befindet sich über 50 Kilometer vor dem Festland und ist in zwei Gebiete unterteilt, an denen jeweils Rotoren mit einer Gesamtleistung von 700 Megawatt stehen werden. Eine Voraussetzung bei der Vergabe ist, dass der niederländische Staat keinerlei Mindesttarife bei der Einspeisung garantiert.
Bereits ausgeschrieben wurden die Windkraftstandorte Hollandse Kust Zuid und Noord mit insgesamt 2,1 Gigawatt. Diese sollen bis 2024 ans Netz gehen. Den Zuschlag für Hollandse Kust Zuid hat der Vattenfall-Konzern erhalten. Bei Hollandse Kust Noord ist ein Konsortium von Shell und Eneco zum Zug gekommen. Beide Gewinner wollen 11-Megawatt-Turbinen von Siemens Gamesa errichten.
Noch etwa zehn Kilometer weiter seewärts von Hollandse Kust West sollen Windparks im Gebiet Ijmuiden Ver entstehen. Diese werden sogar eine Leistung von insgesamt 4 Gigawatt erreichen.
Dabei ist die Entwicklung des Feldes Injmuiden Ver auf zwei Abschnitte mit jeweils 2 Gigawatt Kapazität unterteilt. Die niederländische Regierung will entsprechende Ausschreibungen 2023 und 2025 vornehmen.
Anlagen von zusammen 700 Megawatt sind in den nördlichen niederländischen Gewässern geplant. Das Gebiet liegt etwa 56 Kilometer vom Festland entfernt, ist den westfriesischen Inseln vorgelagert und hat den Projekttitel Ten Noorden van de Waddeneinlanden. Ausschreibungen hierfür sieht die Regierung Ende 2022 vor.
Projektname | Kapazität (in MW) | geplante Inbetriebnahme | geplante Ausschreibung |
---|---|---|---|
Hollandse Kust West Alpha | 700 | 2025-2026 | 2. Quartal 2021 |
Hollandse Kust West Beta | 700 | 2025-2026 | 2. Quartal 2021 |
Ten Noorden van de Waddeneilanden | 700 | 2027 | 4. Quartal 2022 |
Ijmuiden Ver Alpha | 2.000 | 2028 | 4. Quartal 2023 |
Ijmuiden Ver Beta | 2.000 | 2029 | 4. Quartal 2025 |
Obschon die Niederlande über reiche Erdgasvorkommen in der Nordsee verfügen, hat das Land einen sehr hohen Einfuhrbedarf an Energie. Im Jahr 2019 hat der Nettoimport an Energie die gesamte inländische Erzeugung um 64 Prozent übertroffen.
Dieses Defizit liegt auch an der rückläufigen Nutzung von Erdgas und -öl. Dennoch haben die Niederlande 2019 noch 71 Prozent ihrer gesamten Energieerzeugung mit Erdgas bestritten. Bei den erneuerbaren Quellen dominierte Biomasse mit einem Anteil von 13 Prozent, gefolgt von Windkraft (3 Prozent) und Solarenergie (1 Prozent).
Energieträger | 2019 * | Veränderung 2019/2018 |
---|---|---|
Insgesamt, darunter | 1.426 | -8,1 |
Erdgas | 1.007 | -13,4 |
Biomasse | 190 | 11,0 |
Erdölprodukte | 66 | -17,9 |
Atomenergie | 38 | 12,1 |
Windkraft onshore | 29 | 14,4 |
Solarenergie | 20 | 36,6 |
Windkraft offshore | 13 | -1,5 |
Unterstützung beim Markteintritt offeriert die Deutsch-Niederländische Handelskammer.