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Niederlande sind Top-Standort für künstliche Intelligenz

Die Erforschung und Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Es gibt viele Sparten und Cluster, oft im Umfeld von Universitäten.

Von Torsten Pauly | Berlin

Die digitale Infrastruktur in den Niederlanden ist dank kontinuierlich hoher Investitionen in den letzten Jahren hervorragend. Der Ausbau geht weiter. Der Netzbetreiber KPN erwartet, dass alle niederländischen Festnetzanschlüsse spätestens 2030 Breitbandstandard haben werden. Im Network Readiness Index liegen die Niederlande 2021 sogar weltweit an erster Stelle (Deutschland: Platz 8). Dieses Ranking untersucht die Standortbedingungen für den Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in 130 Ländern. Wichtige Indikatoren sind unter anderem die Internetzugänglichkeit und -nutzung, die Ausbildung und digitale Affinität der Bevölkerung, die digitale Verwaltung und die Anzahl von KI-Veröffentlichungen.

Staat fördert mit über einer Milliarde Euro

In der 2021 aktualisierten Digitalisierungsstrategie der niederländischen Regierung spielt KI eine zentrale Rolle. Hierbei setzt die Koalition stark auf Public-Private-Partnerships. Zudem will der Staat die rechtlichen Regelungen zur Anwendung von Algorithmen weiter ausgestalten, insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz.

Im Jahr 2019 haben die Niederlande einen speziellen KI-Aktionsplan verabschiedet und im Zuge dessen eine KI-Koalition mit 17 Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Hieran beteiligen sich über 400 Unternehmen und öffentliche Institutionen. Zudem hat die Regierung das Förderprogramm AiNed aufgelegt. Dieses läuft von 2021 bis 2027 und stellt in diesem Zeitraum insgesamt 1,05 Milliarden Euro für KI-Projekte zur Verfügung. Zusammen mit privaten Geldgebern soll so eine Investitionssumme von insgesamt 2,1 Milliarden Euro zusammen  kommen.

KI-Lehrstühle in vielen Landesteilen

Die Niederlande bieten bereits eine dichte KI-Forschungslandschaft in vielen Landesteilen. Das bedeutendste regionale Zentrum ist dabei der Großraum Amsterdam. Dies liegt zum einen daran, dass dort gleich drei Hochschulen KI-Studiengänge anbieten: Die Universität Amsterdam, die Universität für angewandte Wissenschaften und die Freie Universität. Zudem gibt es in der niederländischen Hauptstadt ein KI-Innovationszentrum.

Auch die Region Südholland weist ein dichtes KI-Netzwerk auf. Entsprechende Forschung und Lehre betreiben dort die Erasmus-Universität Rotterdam, die Technische Universität Delft und die Universität Leiden. Dabei kooperieren die südholländischen Forschungseinrichtungen, nicht zuletzt um größere Datenmengen zu generieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei im Logistiksektor, denn mit Europas größtem Hafen Rotterdam ist die Region eine kontinentale Drehscheibe.

In der bedeutenden und sich rasch digitalisierenden niederländischen Landwirtschaft findet KI ebenfalls starke Anwendung. Führend in der Forschung ist hier die international renommierte Agraruniversität Wageningen. Auch in anderen niederländischen Provinzen können Studierende KI-Abschlüsse erlangen, so an den Universitäten in Utrecht, Groningen und Tilburg und der Technischen Universität Eindhoven.

Eine rege Startup-Szene entwickelt sich

Im Umfeld dieser Forschungseinrichtungen sind in den letzten Jahren auch viele Start-ups gegründet worden, die sich auf die Anwendung von KI spezialisieren. Das Portal ai.nl nennt im März 2022 insgesamt 130 Start-ups und Scale-ups. Diese konzentrieren sich neben dem Logistik- und Agrarsektor auch auf andere Sparten.

Die meisten niederländischen Unternehmen mit KI-Fokus entwickeln laut ai.nl eHealth-Anwendungen. Es folgen die Bereiche Nachhaltigkeit und Smart Cities, allgemeine analytische Programmierungen, Human Resources, Anwendungen für die Industrie und den Kundendienst. Weitere Bereiche sind Automatisierung, Robotik, der Fintech-Sektor, E-Commerce, Sicherheitstechnik, Marketing und Arbeitsprozesse in Unternehmen.

IKT-Firmen blicken optimistisch in die Zukunft

Der niederländische IKT-Sektor ist gut aus der Coronakrise gekommen. Zwar sank die reale Bruttowertschöpfung des Sektors 2020 um 0,8 Prozent, im Jahr 2021 gab es jedoch wieder einen kräftigen Anstieg um 7,4 Prozent. Damit entwickelte sich der Sektor besser als in Deutschland.

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Auch für 2022 sind die niederländischen IKT-Unternehmen überwiegend optimistisch. Ende 2021 schätzten 46 Prozent der Branchenfirmen in einer Umfrage des Statistikamtes CBS, dass ihr Umsatz 2022 steigen wird. Nur 6 Prozent rechneten mit Rückgängen, der Rest erwartete das Umsatzniveau des Vorjahres. Der IKT-Sektor hat in den Niederlanden große gesamtwirtschaftliche Bedeutung. Er erwirtschaftete 2021 etwa 5,2 Prozent der landesweiten Bruttowertschöpfung.

Niederländischer IKT-Sektor in Zahlen

Indikator

Unternehmen in der Informationstechnologie (Anzahl 2019)

70.393

Umsatz in der Informationstechnologie (2020 in Mrd. Euro)

44,8

Beschäftigte in der Informationstechnologie (Anzahl 2020)

231.550

Unternehmen in der Telekommunikation (Anzahl 2019)

1.035

Umsatz in der Telekommunikation (2020 in Mrd. Euro)

15,1

Beschäftigte in der Telekommunikation (Anzahl 2020)

27.102

Quelle: Eurostat 2022


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