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Nigeria kann die Ernährung seiner großen Bevölkerung nicht selbst gewährleisten. Durch ambitionierte Programme will das Land die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten beenden.
12.11.2020
Von Corinna Päffgen | Accra
Der Anteil des Landwirtschaftssektors in Nigeria liegt bei etwa 20 bis 25 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Der Agrarbereich beschäftigt ungefähr 35 Prozent der Erwerbstätigen. Der Economist Intelligence Unit zufolge soll der Agrarsektor 2020 trotz der Covid-19-Pandemie real um 1,8 Prozent wachsen. Bislang ist die Landwirtschaft jedoch nicht in der Lage, den Bedarf an Grundnahrungsmitteln zu decken. Nigeria ist in hohem Maße von Nahrungsmittelimporten abhängig. Grundnahrungsmittel wie Zucker, Weizen, Fisch, Milch, Reis, Palmöl, Schweine- und Rindfleisch sowie Geflügel müssen importiert werden. Obwohl Nigeria der größte Reisproduzent in Afrika ist, kann die lokale Nachfrage nicht befriedigt werden.
Die Einfuhr von Nahrungsmitteln macht die viertgrößte Warengruppe der Importe aus. So hatten diese 2018 an den Gesamtimporten von 43 Milliarden US-Dollar (US$) einen Anteil von 9,8 Prozent, was einem Volumen von rund 4,3 Milliarden US$ entspricht. An den Ausfuhren von 62,4 Milliarden US$ hatten Nahrungsmittel einen Anteil von 1,2 Prozent (circa 600 Millionen US$) und rangierten damit hinter Erdöl und –gas sowie Kfz auf dem vierten Platz der wichtigsten Exportgüter.
Der einst florierende Agrarsektor wurde im Zuge des Erdölbooms vernachlässigt und wird nun mit viel Mühe langsam wiederbelebt. Die Regierung versucht die hohe Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor zu reduzieren und setzt vermehrt auf den landwirtschaftlichen Bereich. Mit dem Entwicklungsplan Economic Recovery and Growth Plan sowie dem Medium Term Expenditure Framework (MTEF) zur Errichtung von Bewässerungsdämmen und Bewirtschaftung von zusätzlichem Land soll das Umfeld für private Investitionen in der Landwirtschaft verbessert werden.
Erklärtes Ziel ist es, Nigeria zum Nettoexporteur von Erzeugnissen wie Reis, Cashewnüssen, Erdnüssen, Pflanzenöl sowie Kassava (Maniok) zu machen. Durch gezielte Maßnahmen wie die Gründung von sogenannten Verarbeitungszonen für Grundnahrungsmittel (Staple Crop Processing Zones, SCPZs), die Steuererleichterungen und eine verbesserte Infrastruktur bei Strom und Bewässerung vorsehen, sollen die Produktion und damit die Exporte gesteigert werden. Insbesondere Zuckerrohr und Kassava haben in dieser Hinsicht Potenzial.
Erste positive Effekte können bereits verzeichnet werden. Die privaten Investitionen in den Agrarsektor, wie in den Anbau von Gemüse, Reis, Zuckerrohr, Kassava und Tomaten sowie in den Aufbau von Geflügelfarmen, steigen zunehmend, prominenter Großinvestor ist dabei die heimische Dangote-Gruppe.
Anbausorte | Jahresproduktion 2018/19 (in Tonnen) *) | Bemerkung |
---|---|---|
Kakao | 332.927 | Weltweit viertgrößter Anbauer von Kakao; Tendenz: leicht steigend. |
Kautschuk | 145.150 | In Afrika die Nummer 2 hinter Côte d’Ivoire; Tendenz: steigend. |
Baumwolle | 94.000 | Tendenz: rückläufig. |
Palmöl | 1.050.000 | Nummer 1 in Afrika; Tendenz: leicht steigend. |
Cashewnüsse | 97.862 | In Afrika die Nummer 8; Tendenz: rückläufig. |
Zuckerrohr | 80.000 | Tendenz: leicht rückläufig. |
Kassava | 59.000.000 | Weltweit größter Produzent (circa 20 Prozent der Weltproduktion). |
Nigeria ist der größte Absatzmarkt für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen in Westafrika und dürfte es auch bleiben. Allein aufgrund des Bevölkerungsreichtums (etwa 200 Millionen Einwohner) und Bevölkerungswachstums von etwa 2,5 Prozent pro Jahr steigen Nachfrage nach Nahrungsmitteln und somit auch Investitionen kontinuierlich.
Die Exporte von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nach Nigeria konnten nach einem Einbruch 2018 im Jahr 2019 wieder zulegen. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) betrugen sie wertmäßig etwa 42 Millionen Euro, was gegenüber 2018 ein Anstieg von etwa 9 Prozent ist. Viele nigerianische Produzenten hatten noch mit den Auswirkungen der Krise von 2014 bis 2016 zu kämpfen und mussten oft auf günstigere Maschinen ausweichen. Durch die Covid-19-Pandemie dürften die Lieferungen 2020 erneut zurückgehen. Zudem leiden Verbraucher unter Preissteigerungen aufgrund der Coronakrise.
Trotzdem gehen Experten grundsätzlich von einem Wachstumsmarkt und anhaltenden Investitionstätigkeiten - zumindest mittelfristig - aus. Insbesondere der Getränkebereich ist ein Markt mit Potenzial, hier machten vor Ausbruch von Covid-19 Hersteller gute Geschäfte. Vor allem Bier war bei alkoholischen Getränken ein Wachstumstreiber. Zunehmend wurden auch Spirituosen und Wein nachgefragt. Interessant ist zudem eine wachsende Kaffeekultur.
Nachteilig ist die Intransparenz des Marktes, hier empfiehlt sich gegebenenfalls eine lokale Vertretung. In der Nahrungsmittelindustrie tätige Unternehmen sind dabei neben Lagos in Port Harcourt, Kaduna, Benin City und Kano oder Ibadan ansässig.