Branchen | Nigeria | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Nigeria will Agrarexporte steigern
Auch während der Coronakrise hat sich die Landwirtschaft positiv entwickelt.
03.11.2021
Von Corinna Päffgen | Accra
Der Anteil des Landwirtschaftssektors in dem westafrikanischen Land liegt bei etwa 20 bis 25 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und beschäftigt ungefähr 35 Prozent der Erwerbstätigen. Trotz des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie konnte der Agrarsektor im Jahr 2020 der Economist Intelligence Unit (EIU) zufolge um 2,2 Prozent wachsen. Für das Jahr 2021 wird ein Wachstum von 2,9 Prozent erwartet.
Agrargüter und Nahrungsmittel sind wichtige Im- und Exportgüter des Landes. Vor allem auf den Import von Nahrungsmitteln ist Nigeria angewiesen. Die Einfuhr von Nahrungsmitteln macht den fünftgrößten Anteil der Einfuhrgüter aus. So hatten diese 2019 an den Gesamtimporten von 47,4 Milliarden US-Dollar (US$) einen Anteil von 8,8 Prozent, was einem Volumen von rund 4,2 Milliarden US$ entspricht. An den Ausfuhren von 53,6 Milliarden US$ hatten Nahrungsmittel einen Anteil von 1 Prozent (circa 536 Millionen US$) und rangierten damit hinter Erdöl und –gas sowie Kfz und Metallwaren auf dem fünften Platz der wichtigsten Exportgüter.
Nigeria ist in hohem Maße von Nahrungsmittelimporten abhängig und Nettoimporteur von Lebensmitteln. Es existieren zahlreiche Import- und Devisenbeschränkungen für mittlerweile 43 Produktkategorien. Dazu gehören unter anderem Restriktionen für die Einfuhr von Geflügel, Rindfleisch, Schweinefleisch, Tomaten und Reis.
Förderprogramme zeigen erste positive Effekte
Nigeria versucht durch verschiedene Instrumente die hohe Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor zu reduzieren und den Agrarsektor sowie die lokale Nahrungsmittelproduktion zu steigern. Dazu gehören verschiedene Förderprogramme, um das Umfeld für private Investitionen in der Landwirtschaft zu verbessern und die lokale Produktion anzukurbeln. Dazu gehören auch die zahlreichen Importverbote und –beschränkungen.
Erklärtes Ziel ist es, Nigeria zum Nettoexporteur von Erzeugnissen wie Reis, Cashew, Erdnüssen, Pflanzenöl sowie Kassava (Maniok) zu machen. Durch gezielte Maßnahmen wie die Gründung von sogenannten Verarbeitungszonen für Grundnahrungsmittel (Staple Crop Processing Zones, SCPZs), die Steuererleichterungen und eine verbesserte Infrastruktur bei Strom und Bewässerung vorsehen, sollen die Produktion und damit die Exporte gesteigert werden. Insbesondere Zuckerrohr und Kassava haben Exportwachstumspotenzial.
Die privaten Investitionen in den Agrarsektor wie in den Anbau von Gemüse, Reis, Zuckerrohr, Kassava und Tomaten sowie in den Aufbau von Geflügelfarmen steigen zunehmend. Prominenter Großinvestor ist dabei die heimische Dangote-Gruppe.
Anbausorte | Jahresproduktion 2019 (in Tonnen) *) | Bemerkung |
---|---|---|
Kakao | 350.146 | Tendenz: leicht steigend. |
Kautschuk | 149.691 | Tendenz: leicht steigend. |
Palmölfrüchte | 10.025.174 | Nummer 1 in Afrika; Tendenz: steigend. |
Cashewnüsse | 100.000 | Tendenz: leicht steigend. |
Zuckerrohr | 1.456.039 | Tendenz: steigend. |
Kassava | 59.193.708 | Weltweit größter Produzent (circa 20 Prozent der Weltproduktion). |
Nigeria bleibt größter Maschinenmarkt in Westafrika
Allein aufgrund des Bevölkerungsreichtums (etwa 206 Millionen Einwohner) und Bevölkerungswachstums von etwa 2,5 Prozent pro Jahr steigen die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und somit auch die Investitionen kontinuierlich.
Die Exporte von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nach Nigeria konnten trotz Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 ordentlich zulegen. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und des Statistischen Bundesamtes betrugen diese im Jahr 2020 etwa 62,5 Millionen Euro - ein Anstieg um 55 Prozent im Vergleich zu 2019.
Experten gehen schon seit Längerem von einem Wachstumsmarkt mit guten Perspektiven und anhaltenden Investitionstätigkeiten - zumindest mittelfristig - aus. Insbesondere der Getränkebereich ist ein Markt mit Potenzial. Zunehmend werden alkoholische Getränke wie Bier aber auch Spirituosen und Wein nachgefragt. Interessant ist zudem eine wachsende Kaffeekultur.
Nachteilig ist die Intransparenz des Marktes, hier empfiehlt sich gegebenenfalls eine lokale Vertretung. In der Nahrungsmittelindustrie tätige Unternehmen sind dabei neben Lagos in Port Harcourt, Kaduna, Benin City und Kano oder Ibadan ansässig.