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Nigerias Bausektor gewinnt wieder leicht an Dynamik

Seit einiger Zeit sind im Bausektor wieder mehr Aktivitäten zu verzeichnen. Die Regierung investiert in Wohnungsbau und Infrastruktur.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die nigerianische Bauindustrie hat in den letzten Jahren mit dem Staat als größtem Auftraggeber immer wieder mit konjunkturellen Schwankungen zu kämpfen. Trotzdem gilt der Sektor als relativ widerstandsfähig und profitiert von einer mittel- und langfristigen Wirtschaftspolitik, die einen Schwerpunkt auf Infrastrukturinvestitionen legt. Neben dem riesigen Defizit in der Transportinfrastruktur herrscht großer Mangel im Wohnungsbau. 

Bausektor konnte 2021 wieder zulegen

Aufgrund der Covid-19-Pandemie und des Einbruchs der Ölpreise, was wiederum zu einem Rückgang der Staatseinnahmen führte, hat die nigerianische Bauwirtschaft vor allem im 2. Quartal 2020 einen großen Einbruch erlitten. Nach einem realen Rückgang um 7,7 Prozent im Jahr 2020 geht es in der Bauindustrie seit diesem Jahr wieder langsam bergauf.

So wird mit einem realen Wachstum von etwa 3 bis 4 Prozent für das Jahr 2021 gerechnet. Dies spiegelt sich auch in den guten Wachstumszahlen der Zementindustrie wider, die im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) wachsen konnte und im Jahr 2021 um 6 bis 7 Prozent zulegen dürfte.

Global Data prognostiziert dem Bausektor ein durchschnittliches Wachstum von 3,2 Prozent für die Jahre 2022 bis 2025, das durch den Plan der Regierung unterstützt wird, in die Infrastruktur und den Energiesektor zu investieren. Große Unternehmen wie Julius Berger und China Civil Engineering Construction Corporation beziehungsweise China Railway Construction Corporation (CRCC) konnten für 2021 neue staatliche und private Aufträge für sich gewinnen. Dazu zählen der Bau des Regency Hotels in Lagos, der Bau von Straßen und Brücken sowie diverse Eisenbahnprojekte.

Staat investiert in den Wohnungsbau

Nigeria hat nicht nur einen riesigen Bedarf an Transportinfrastruktur, sondern auch an erschwinglichem Wohnraum. Das Wohnraumdefizit wird auf rund 17 Millionen Wohnungen geschätzt, gebaut werden pro Jahr nur etwa 2.000 Einheiten. Im Rahmen des National Housing Programms werden entsprechende Gelder bereitgestellt und kontinuierlich neue Wohnungseinheiten in allen 36 Bundesstaaten und im Hauptstadtdistrikt Abuja geschaffen. Dafür wurden im Staatshausalt 2021 insgesamt 800 Millionen Euro für Wohnungsbau und Straßeninfrastruktur bereitgestellt. Des Weiteren hat die Regierung einen Family Homes Fund eingerichtet, der den Bau von Sozialwohnungen als PPP-Projekte (Public-private Partnership) vorsieht und derzeit Investoren sucht. Eine Reihe von Projekten befinden sich bereits im Bau, wie im Staat Adamawa oder in Benin-Stadt im Staat Edo.

Der hochwertige Wohnungsbau leidet unter der schleppenden Konjunktur der Vorjahre sowie den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Zwar entstehen kontinuierlich Luxusprojekte. Das von der Chagoury-Gruppe realisierte Mammutprojekt "Eko Atlantic" in Lagos kommt jedoch nur schleppend voran. Lediglich eine Handvoll Hochhäuser wurden bislang gebaut und eröffnet.

Ausbau der Transportinfrastruktur geht voran

Die Regierung hat in ihrem 30-Jahres-Infrastrukturplan (National Integrated Infrastructure Master Plan) mit einer Laufzeit bis 2043 einen jährlichen Investitionsbedarf von rund 30 Milliarden US-Dollar (US$) festgestellt. Davon kann nur ein Bruchteil durch öffentliche Mittel bereitgestellt werden, der Rest soll durch Geberinstitutionen und den Privatsektor im Rahmen von PPP-Projekten finanziert werden.

Es existieren eine Vielzahl von Plänen zum Ausbau der Infrastruktur. So soll das Straßennetz und die Eisenbahn instand gesetzt und ausgebaut werden. Der Ausbau des ÖPNV in Abuja und Lagos steht ebenfalls auf der Agenda und kann bereits einige Fortschritte verzeichnen. Große Projekte sind derzeit der Bau der Eisenbahnstrecke Kano-Kaduna, die von der CRCC gebaut wird und die über 10 Milliarden US$ teure Lagos-Calabar-Strecke (West East Coastal Rail Line), für dessen Bau erst vor Kurzem nach langen Finanzierungsschwierigkeiten grünes Licht gegeben werden konnte. 

Realisiert konnten bislang einige der geplanten Projekte wie die Erneuerung der vier wichtigsten Flughäfen im Land wie Abuja und Lagos. Eine Vergabe von Konzessionen an private Betreiber ist bislang noch nicht geglückt. 

Marktchancen für deutsche Unternehmen

Der Bausektor wird von internationalen Unternehmen dominiert. Deutsche Bauunternehmen in Nigeria gibt es kaum. Marktführer Julius Berger und das Unternehmen Dantata-Sawoe haben zwar deutsche Wurzeln, sind aber in nigerianischem Eigentum. Der Gerüstbauer Peri ist seit einigen Jahren am nigerianischen Markt etabliert. Ebenso der Gipsplattenproduzent Knauf, der 2021 in Nigeria ein eigenes Ausbildungszentrum eröffnet hat. 

Für deutsche Unternehmen ergeben sich vor allem im Zuliefererbereich Chancen, wie bei der Lieferung von Baumaschinen. Auch bei Baustoffen ergeben sich Zulieferchancen für Chemikalien und Kunststoffe. Anbieter von energiesparenden Leichtbaulösungen könnten vor allem von den Investitionen im Wohnungsbau profitieren.

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