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Branchen | Nordafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Nahrungsmittelsektor lockt weiter Investoren in die Region

Neue Projekte in Nordafrikas Nahrungsmittelverarbeitung werden von Versorgungssicherheit und potenziellen Exporterlösen gleichermaßen getrieben.

Von Sherif Rohayem, Michael Sauermost, Peter Schmitz, Friedrich Henle | Kairo, Casablanca, Tunis, Berlin

Trotz konjunkturell schwieriger Rahmenbedingungen gehen in Nordafrika für die Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen interessante Projekte an den Start.

Ägyptens Nahrungsmittelhersteller investieren auch in schweren Zeiten

In einer gemeinsamen Pressekonferenz Ende Januar 2023 mit dem ägyptischen Außenminister Sameh Shoukry verkündet sein US-amerikanischer Amtskollege Antony Blinken, dass seine Regierung Ägypten einen Zuschuss in Höhe von 46 Millionen US-Dollar (US$) gewährt. Das Geld soll an ägyptische Kleinbauern gehen, die damit in neues Gerät zur Steigerung ihrer Produktivität investieren sollen. Nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine soll das einen Beitrag zur Nahrungsmittelsicherheit leisten - vermutlich aber auch Ägypten in dem Konflikt näher an den Westen binden. 

Weitaus unpolitischer sind die Pläne von BakeLand. Die Onlinezeitung Al Borsa berichtete im Februar 2023, dass der ägyptische Hersteller süßer und herzhafter Backwaren innerhalb der nächsten drei Jahre eine neue Fabrik bauen will. Die Investitionen dafür sind mit umgerechnet 22,6 Millionen US$ budgetiert.

Die Onlinenachrichtenseite Shorouk News hat am 25. März ein Interview mit dem General Manager von Danone Ägypten veröffentlicht. Unter anderem kündigt er dort an, dass sein Unternehmen für 2023 Investitionen in Höhe von umgerechnet 5,5 Millionen US$ tätigen will.

Ende März berichtete der Nachrichtendienstleister Enterprise Egypt, dass die Supermarktkette Spinneys aus Dubai ihre ägyptische Präsenz bis Mitte 2024 um zwölf neue Filialen aufstocken will. Dafür sind Investitionen in Höhe von umgerechnet 14,5 Millionen US$ eingeplant.

Algerien fördert die Fertigung vor Ort

In Algerien bestehen laut einer Analyse von Business France gute Chancen, Ausrüstungen für Getreideprodukte sowie für die Milch- und die Getränkeindustrie zu liefern. Größter Bedarf besteht an Ausrüstungen zur Sicherung der Kühlkette, Verpackungsmaschinen sowie zur Lagerung. Die Politik setzt weiter auf Importverbote von bestimmten Fertigprodukten und fördert im Gegenzug den Import schlüsselfertiger Fabriken, kompletter Produktionslinien oder auch den Transfer von Know-how. Die Fachmesse DJAZAGRO, die vom 5. bis 8. Juni 2023 in Algier stattfindet, ist eine gute Gelegenheit, den Markt zu erkunden, auch wenn die Messe - anders als im Vorjahr - nicht ins Auslandsmesseprogramm der Bundesregierung aufgenommen wurde.

Noch im Laufe des Jahres 2023 soll die Zuckerraffinerie in Bourmerdes in Betrieb gehen. Die Arbeiten wurden zwischenzeitlich gestoppt, nachdem die Raffinerie konfisziert worden war. Nun entwickelt die staatliche Madar Holding das Projekt weiter. Im April war sie Berichten zufolge bereits zu 75 Prozent fertiggestellt. Es sollen 1.200 direkte und indirekte Arbeitsplätze entstehen Die Kapazität wird zu Beginn bei 2.000 Tonnen am Tag liegen; eine Expansion ist aber angedacht.

Marokkos Spielfeld für Nahrungsmittelprojekte wächst

Das Unternehmen AMG Packaging weitet seine Aktivitäten in Marokko aus. In der Provinz Rhamna wird eine neue Produktionsstätte für Agrar- und Lebensmittelverpackungen gebaut. Die Industrieeinheit wird umweltfreundliche Technologien einsetzen, die der Konzern auch in seinen Werken in Europa einsetzt. Mit einer Investition in Höhe von knapp 30 Millionen US$ sollen etwa 170 Arbeitsplätze entstehen. Außerdem passt das Projekt in das staatliche Konzept der Importsubstitution. Denn dank einer Fertigung vor Ort kann auf nicht unerhebliche Einfuhren von Verpackungen verzichtet werden.

Der spanische Agrarproduzent Daifressh übernimmt zwei marokkanische Farmen. In der Region Agadir weitete er seine Aktivitäten im Königreich durch den Erwerb von 140 Hektar Nutzland aus. Das Land soll hauptsächlich dem Anbau von Heidelbeeren, teilweise von Himbeeren, dienen. Ein Großteil der Produktion ist für den europäischen Markt vorgesehen.

Der Anbieter von schlüsselfertigen Gefrier- und Kühlanlagen, FPS (Food Process Solutions), hat in der marokkanischen Hafenstadt Tanger sein Regionalbüro für Afrika/Nahost eröffnet. Der Standort erwies sich nach Ansicht des Unternehmens auf Grund seiner regionalen Lage und der infrastrukturellen Voraussetzungen als geeignetes Drehkreuz, um die betriebliche Effizienz der regionalen Nahrungsmittellieferketten zu optimieren.

Langsam tragen auch Start-ups im Marokkos Nahrungsmittelsektor bemerkenswerte Früchte. Das Foodtech-Projekt Terraa, das eine Brücke zwischen Landwirten und dem Lebensmitteleinzelhandel schlagen will, erhielt mittlerweile rund 1,5 Millionen US$ an Pre-Seed-Finanzierungen. Damit vergrößert sich das Terraa-Mitarbeiterteam, die technologische Infrastruktur sowie die regionale Präsenz im Königreich. Das erst 2021 gegründete Start-up organisiert die Lieferwege von den Feldern bis zum Supermarkt.

Die Genossenschaft Bio Cannat errichtet Marokkos erstes legales Cannabislabor. Die Zulassung erteilte die dafür zuständige Agentur ANRAC (Agence Nationale de Réglementation des Activités liées au Cannabis). Insgesamt existieren mittlerweile etwas mehr als 100 Lizenzen für die Verwendung von Cannabis, in der Medizin sowie in der Industrie.

Ein neuer Schlachthof soll die lokale Versorgung mit Fleisch erhöhen. Der Betrieb mit einer Gesamtfläche von 2,5 Hektar wurde im Wert von rund 2,3 Millionen US$ in der Provinz Berkane errichtet. Neben Ställen und dem Schlachtraum verfügt die Anlage über eine automatisierte Verpackungslinie sowie einen Kühlraum. Die jährliche Kapazität beläuft sich auf 5.000 Tonnen Fleisch. Das neue Projekt ist Teil des staatlichen Agrarplans "Generation Green".

Neue Recyclingaktivitäten in Tunesien

Die französische SELT Marine Group will ihre Aktivitäten in Tunesien ausweiten. Innerhalb der kommenden zwei Jahre plant sie Investitionen in Höhe von 7 Millionen US$. Die Gruppe ist auf die Verarbeitung von Algen spezialisiert. Diese werden dann an Kunden aus den Bereichen Lebensmittel, Kosmetik und Pharma vertrieben.

Die Schweizer Tetra Pak hat ein Partnerschaftsabkommen mit der tunesischen Sotipapier geschlossen. Dabei geht es um den Transfer von Technologien und Know-how zum Recycling von Kartonverpackungen. Es ist die erste Partnerschaft Tetra Paks dieser Art im Maghreb. Ziel ist es, die Recyclingkapazitäten von Sotipapier auf 9.000 Tonnen zu steigern (ob pro Jahr oder über einen Zeitraum von drei Jahren geht aus den Meldungen nicht hervor).

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